Stuttgarter Zeitung: McKinsey-Studie: Baden-Württemberg droht ins Mittelmaß zu sinken / Reaktion von Ministerpräsident Kretschmann: "Wir liegen mit Bayern auf Augenhöhe"
Geschrieben am 29-11-2013 |
Stuttgart (ots) - Baden-Württemberg braucht ein doppelt so hohes
Wachstum wie im zurückliegenden Jahrzehnt, um seine wirtschaftliche
Spitzenstellung zu verteidigen. Dies geht aus einem noch nicht
veröffentlichten Gutachten der Unternehmensberatung McKinsey hervor,
über das die Stuttgarter Zeitung berichtet (Samstagausgabe). Danach
ist das Bundesland in den Jahren seit 2000 im europäischen Vergleich
zunehmend zurückgefallen, weil der Nachbar Bayern sowie die Staaten
Österreich, Finnland und Schweden seitdem kräftiger gewachsen sind.
Baden-Württemberg konnte seit Beginn des neuen Jahrtausends nur
ein jährliches Wachstum von 1,2 Prozent verbuchen, Schweden kam
hingegen auf 2,2 Prozent. Um sich in der Spitzengruppe zu halten,
braucht das Land nach Einschätzung von McKinsey ein jährliches
Wachstum von zwei bis drei Prozent. Die Chancen hierfür werden als
gut bewertet. McKinsey empfiehlt unter anderem zusätzliche
Investitionen in die Infrastruktur, verstärkte Anstrengungen in der
Bildung, eine Konzentration auf Kernbranchen wie Fahrzeugbau,
Maschinenbau, Informationstechnik und Gesundheit (Biotechnologie,
Medizintechnik und Pharma) sowie die Arbeit an einem modernen,
weltoffenen Image, das Studenten, Fachkräfte und Investoren anzieht.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann
relativierte im Interview mit der Stuttgarter Zeitung die Erfolge des
Nachbarbundeslandes: "In der Summe liegen wir mit Bayern auf
Augenhöhe", sagte er. Der Regierungschef verwies auf die
unterschiedliche Struktur der beiden wirtschaftsstarken Standorte:
"Unser Vorteil gegenüber Bayern ist, dass es bei uns keine
strukturschwachen Regionen gibt." Im Südwesten gebe es viele Zentren,
wohingegen in Bayern alles auf den Münchner Raum konzentriert sei.
Der Ministerpräsident sieht insbesondere bei den
Strukturinvestitionen finanzielle Engpässe. Baden-Württemberg müsse
sparen, so sagte er, um die Schuldenbremse 2020 einhalten zu können.
Angesichts eines enormen Investitionsbedarfs zum Beispiel im
Schienenverkehr sei es an der Zeit, die Bund-Länder-Finanzbeziehungen
neu zu ordnen. Kretschmann: "Ich glaube nicht, dass es so weitergehen
kann wie bisher." Insgesamt brauche Baden-Württemberg einen
zweistelligen Milliardenbetrag.
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