WAZ: Warum Kraft nicht nach Berlin will. Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 29-11-2013 |
Essen (ots) - Der Rekord-Langzeit-Bundeskanzler Helmut Kohl hat
einmal gesagt, wenn ihm ein Abgeordneter versichere, er wolle nicht
Regierungschef werden, glaube er diesem nicht ein Wort. Jeder, so
Kohl, damals noch selbst Kanzler und in unzähligen Machtkämpfen
gestählt und illusionslos gleichermaßen geworden, wolle doch
Regierungschef werden. Deshalb gehe man doch in die Politik. Und doch
kann man Hannelore Kraft glauben, wenn sie sagt, sie werde niemals
Kanzlerkandidatin sein. Diese Aussage kommt nur auf den ersten Blick
überraschend. Tatsächlich passt sie zu Kraft: rational wie emotional.
Rational: Die SPD ist womöglich deutschlandweit eine
25-Prozent-Partei geworden. Wie sollte sie, bei den ganzen
Richtungskämpfen, bei der fast schon notorischen Unregierbarkeit, die
diese Partei ausstrahlt, bei der ausgeprägten Lust zur
Selbstbeschäftigung, in Berlin den Kanzler stellen? Kraft hat schon
NRW-Ministerpräsidenten in Berlin verglühen sehen: Clement wie
Steinbrück. In Nordrhein-Westfalen ist es genau umgekehrt. Die SPD
sitzt felsenfest im Sattel, im Ruhrgebiet sowieso. Die Führungsfrage
ist geklärt, Kümmerin Kraft ist beliebt und unangefochten. Die CDU
erscheint von der Regierungsfähigkeit noch weit entfernt. Rational
spricht aus der Sicht von Kraft beinahe alles für Düsseldorf, wenig
für Berlin. Emotional: Was sollte jemanden, der in Düsseldorf
weitgehend intrigenfrei agieren kann, in die Intrigenhauptstadt
Berlin ziehen, es sei denn: Größenwahn? Weshalb sollte jemand, der
Bürgernähe lebt und mag, seinen Platz nahe dem Volk tauschen gegen
einen Schleudersitz im erdfernen Raumschiff? Und weshalb sollte
Kraft, die in NRW weitgehend selbstbestimmt arbeitet, ihr zufriedenes
Dasein mit einer im Ruhrgebiet verwurzelten Familie eintauschen gegen
ein fremdbestimmtes Leben in Berlin, in dem es mehr um Eitelkeiten
und andere egozentrische Befindlichkeiten geht als um politische
Substanz? Kraft hat deshalb schon immer mit Berlin gefremdelt, ist
nach Sitzungen nicht einfach nur heimgereist, sondern geradezu
geflohen. Fazit: Die SPD kann nach Krafts Ansage jetzt planen.
Stimmen die Mitglieder gegen den Koalitionsvertrag, ist die Partei
platt.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
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