"DER STANDARD"-Kommentar: "Zwei Gefahren in Asien"
von Christoph Prantner
Geschrieben am 04-12-2013 |
Der US-chinesische Konflikt ist beherrschbar, der Zufall und
Japan sind bedrohlich - Ausgabe vom 5.12.2013
Wien (ots) - Im Jahr 1405 lief der legendäre Admiral Zheng He das
erste Mal mit einer gewaltigen Flotte aus. Sieben Fahrten unternahm
er für die Kaiser der Ming-Dynastie in den folgenden Jahrzehnten. Mit
bis zu 300 teils enormen Schiffen und fast 30.000 Mann Besatzung kam
er bis nach Burma und Indien. China war die See- und Weltmacht - bis
Kaiser Zhengtong die Flotte verbrennen ließ. Er und seine Berater
gingen wie selbstverständlich davon aus, dass alle anderen Völker der
Erde dennoch gar nicht anders können würden, als ins Reich der Mitte
zu kommen, um sich als tributpflichtige Vasallen zu unterwerfen. Auch
die kommunistischen Mandarine, die heute in Peking das Sagen haben,
setzen auf diesen Magnetismus der Mitte. Allerdings: Ihre
geopolitischen Interessen manifestieren sich zunehmend auch regional
und kontinental, sie wollen ihre Macht über die Grenzen der
Volksrepublik hinaus projizieren - wirtschaftlich, politisch und
nicht zuletzt militärisch. Die Flugüberwachungszone über den
Diaoyu-/Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer, die von Präsident Xi
Jinping persönlich autorisiert worden sein soll, ist nur die jüngste
Stufe dieser Entwicklung, die zwangsläufig in regionale Konflikte und
eine hegemoniale Auseinandersetzung mit den USA um die Vorherrschaft
im Pazifikraum münden muss. Seit Jahren - von wegen verbrennen -
rüstet die Volksbefreiungsarmee ihre Marine mit gewaltigen Summen
auf. Es laufen Flugzeugträger- und vor allem Programme für schnell
fliegende Antischiffsraketen, die die Operationszonen von
US-Flugzeugträgergruppen von der chinesischen Küste weit in den
Pazifik hinausdrängen. Das verschafft der Pekinger Führung
politischen Spielraum, den sie unter anderem für Provokationen wie
die Flugkontrollzone nützen kann. Dennoch ist klar, dass die USA
weiterhin dominierende Macht in der Region bleiben werden. Ihre
militärische Überlegenheit ist drückend, technologisch sind sie den
Chinesen mindestens zwei Jahrzehnte voraus. Kriegssimulationen im
Pentagon haben ergeben, dass die Amerikaner in der Lage wären, 80
Prozent der chinesischen Flotte noch vor deren Auslaufen zu
versenken. Das weiß auch Peking - und deswegen erscheint der Konflikt
auf den ersten Blick beherrschbar. Was ihn allerdings aus dem Ruder
laufen lassen kann, sind der Zufall - und die Japaner. Es ist bereits
mehrfach zu heiklen Zwischenfällen in der Region gekommen, in der
Luft wie auf See. Ein übereifriger Kommandeur, auf welcher Seite
immer, kann die Lage schnell eskalieren und unbeherrschbar werden
lassen. Erst recht dann, wenn die nicht eben zu Entspannungspolitik
neigende nationalistische Regierung unter Shinzo Abe in Tokio mit ins
Kalkül genommen wird. Abe hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger Yukio
Hatoyama nichts mit historischer Aussöhnung im Sinn, sondern versucht
vielmehr, die pazifistische Verfassung seines Landes zu
relativieren. Viele Analytiker sehen deswegen nicht den
Hegemonialkonflikt zwischen China und den USA, sondern vielmehr ein
unberechenbares Japan als die größte Gefahr für den Frieden in der
Region. Der Doyen der US-Politologen, Joseph Nye, sagt, dass der
Friede im 21. Jahrhundert vom Management der Beziehungen zwischen
Washington und Peking abhänge. Das ist richtig, und daran arbeitet
Vizepräsident Joe Biden derzeit in China. Wichtig ist aber auch, dass
Biden in Tokio klare Worte findet.
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