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Börsen-Zeitung: Werte- und Zinswertewandel, Kommentar zu den Bußen der EU für Zinsmanipulationen für sechs Banken, insbesondere für die Deutsche Bank, von Bernd Neubacher.

Geschrieben am 04-12-2013

Frankfurt (ots) - Vom Wertewandel zum Zinswertewandel: Die
Deutsche Bank propagiert "einen tiefgreifenden Kulturwandel",
zugleich holen sie Fingereien im Handel mit Euro-Zinssatz- und
Yen-Zinssatzderivaten ein. Die Summe von insgesamt 725 Mill. Euro,
die das Institut im Zuge eines Vergleichs mit der Europäischen
Kommission zahlt, wirkt hoch, entfallen auf die Bank damit doch 42%
der insgesamt gegen acht Häuser verhängten Geldbußen. Sie wirkt
niedrig im Lichte des Umstands, dass sie 12% der Erträge entspricht,
welche die Bank im Bereich "Sales & Trading (Debt und sonstige
Produkte)" in den ersten neun Monaten 2013 hereinholte.

Die Anleger stecken dies recht locker weg, weil der Vergleich laut
Deutscher Bank "keine materiellen zusätzlichen Rückstellungen"
erfordert. Das Management sorgte im dritten Quartal vor, was das
Ergebnis beinahe pulverisierte. Ob die gut 4 Mrd. Euro, welche die
Bank inzwischen für Rechtshändel zurückgestellt hat, sowie 1,3 Mrd.
Euro an Eventualverbindlichkeiten reichen, um ihre juristischen
Risiken abzudecken, ist damit nicht gesagt. Denn die Bank hat wenig
Spielraum, ein Sicherheitspolster an Reserven anzulegen: Die
Bilanzierungsregeln sehen Rückstellungen erst vor, wenn ein Risiko
mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 50% eintritt.

Die Herren in der Vorstandsetage des Hauses dürften nun zwar
aufatmen, weil die Bank Vorwürfe beigelegt hat, die den Ruf
geschädigt haben wie kaum ein anderer Vorfall. Die Untersuchungen
aber nehmen kein Ende. Beigelegt hat die Bank die
EU-Kartelluntersuchung zu Zinssätzen - Verfahren der
US-amerikanischen und britischen Behörden laufen noch,
zivilrechtliche Schadenersatzklagen drohen überdies. Forderungen
infolge früherer US-Hypothekengeschäfte misst die Bank ohnehin
größere Bedeutung bei, was Ergebniseffekte angeht.

Dann ist da noch der jüngst aufgekommene Verdacht von
Durchstechereien am Devisenmarkt sowie beim Londoner Gold-Fixing.
Interne Untersuchungen der Deutschen Bank förderten bisher keine
Verfehlungen des Instituts zutage, auch hat die Finanzaufsicht fürs
Erste keinen Anhaltspunkt für Fehlverhalten deutscher Häuser. Nach
dem Zinsskandal aber wird es die Deutsche Bank schwer haben, einen
Wertewandel zu vermitteln, solange die Behörden ihre Untersuchungen
nicht ohne Befund abschließen. Das Institut hat eine Etappe hinter
sich gebracht beim Vorhaben, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Um einen Schlussstrich zu ziehen, ist es zu früh - dies gilt für
Belastungen des Ergebnisses und der Reputation.

(Börsen-Zeitung, 5.12.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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