Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Innenministertreffen in Brüssel: Hausaufgaben machen von Hanna Vauchelle
Geschrieben am 05-12-2013 |
Regensburg (ots) - Der Bundesinnenminister ist auf Krawall
gebürstet. Je näher der Stichtag der vollständigen
Arbeitnehmerfreizügigkeit rückt, desto zänkischer tritt er in Brüssel
auf. Seit über einem halben Jahr beschwört der Minister auf EU-Ebene
ein Problem, das es augenscheinlich nur punktuell zu geben scheint.
So viel Einsatz und Herzblut hätte man sich von dem CSU-Mann
gewünscht, als es um die Aufklärung der NSA-Spähaffäre ging. Aber
hier hat der Innenminister kaum etwas erreicht und bremst seitdem
sogar den Abschluss eines EU-Datenschutzabkommens. Brüssel hat
deshalb Recht, wenn es den Ball nun an die Länder zurückspielt.
"Jedes Land muss seine Hausaufgaben machen." Es ist ein Satz, der
in Brüssel inflationär oft gebraucht wird und zudem meistens von
einem deutschen Minister ausgesprochen wird. Doch beim vermeintlichen
Problem der Armutseinwanderung kommt die Belehrung zu Recht von der
EU-Kommission. Tatsächlich haben die Staaten bei der Ausgestaltung
ihres Sozialrechts einen Spielraum. So ist es nach der geltenden
Freizügigkeitsrichtlinie sehr wohl möglich, dauerhafte
Aufenthaltsverbote gegen EU-Bürger auszusprechen. Da
Sozialleistungsmissbrauch Betrug ist, dürfen die Staaten EU-Ausländer
also ausweisen. Mehr als dies klarzustellen, kann Brüssel nicht tun.
Es liegt damit allein an Deutschland, das eigene Sozialrecht
entsprechend anzuwenden und alle Möglichkeiten voll auszuschöpfen.
Und dennoch beharrt der Bundesinnenminister trotzig auf einer
gemeinsamen EU-Antwort. Dass er durch seine Rhetorik Rechtspopulisten
nach dem Mund redet, ist die eigentliche Gefahr. Für die anstehenden
Europawahlen zeichnet sich schon jetzt in vielen Mitgliedsstaaten ein
Stimmenzuwachs für rechtspopulistische Parteien und EU-Hasser ab.
Es sollte Innenminister Friedrich zu denken geben, dass nun auch
David Cameron auf den Zug aufgesprungen ist und die Sache sogar noch
etwas weiter gedreht hat. Der britische Premierminister legt mit
seinen Forderungen zur Einschränkung der EU-Freizügigkeit die Axt an
eines der wertvollsten EU-Grundrechte. Dieses kann aber nicht
verhandelbar sein. Denn wer die Freizügigkeit von Waren, Kapital und
Dienstleistungen im europäischen Binnenmarkt nutzt, muss auch
hinnehmen, dass die Bürger diese Freiheit nutzen.
So steht es im EU-Vertrag. Cameron und Friedrich sollten das
einmal nachlesen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
500961
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Finanzausgleich: Spendierhosen von Fritz Winter Regensburg (ots) - Markus Söder kann leicht den Finanzminister mit
den dicken Spendierhosen geben. Die Wirtschaft brummt, die Steuern
sprudeln. Da bleibt genug Geld übrig, um Städten, Gemeinden und auch
den Bezirken finanziell Freude zu machen. Aber die Kämmerer kennen
auch andere Zeiten. Knausrige Zeiten unter Edmund Stoiber, als die
kommunale Familie dem Vater Staat jeden Tausender aus der Nase ziehen
musste. Einem Vater Staat, dem es ziemlich egal war, dass Gemeinden
oder Bezirke tief verschuldet am Rande des Ruins standen. Hauptsache mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zur Situation in der Ukraine: Europa am Scheideweg von Ulrich Krökel Regensburg (ots) - Es ist schon ein Kreuz mit den ukrainischen
Aufständen. Stets scheint die Revolte im eisigen Kiewer Spätherbst
ihren Lauf nehmen zu wollen. So war es 2004, als die Revolutionäre in
Orange zu Weihnachten eine Neuwahl erzwangen. Neun Jahre später ist
es wieder die Adventszeit, in der sich das Volk gegen die Mächtigen
im Land auflehnt, die den Weg nach Westen verbauen. Was wie eine
Randbemerkung über das Wetter und die Jahreszeit klingt, ist von
existenzieller Bedeutung. Bei Frost oder Schneeregen ist es ungleich
schwieriger mehr...
- Weser-Kurier: Staatsrechtler sehen SPD-Mitgliederentscheid in Gefahr Bremen (ots) - Wegen der Manipulationsversuche im Vorfeld des
SPD-Mitgliederentscheids über die vereinbarte große Koalition aus
Union und SPD halten Verfassungsrechtler das Scheitern der Abstimmung
für möglich. "Wenn erwiesen ist, dass Manipulationen und Fehler einen
Einfluss auf das Ergebnis gehabt haben, könnte es annulliert werden",
sagte der Berliner Staatsrechtsprofessor Ulrich Battis dem in Bremen
erscheinenden WESER-KURIER (Freitagsausgabe). Am Donnerstag war
bekannt geworden, dass sich ein Unbekannter in die Telefonanlage der mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Bielefelder Polizeipräsidentin suspendiert Polizeiarzt
Reißleine gezogen
HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Ein Polizeiarzt, der im Verdacht steht,
heimliche Drogentests bei ihm anvertrauten Beamten in Auftrag gegeben
zu haben, ist nicht tragbar. Das hat auch die Bielefelder
Polizeipräsidentin Katharina Giere erkannt. Sie hat die Reißleine
gezogen und den Mediziner vorläufig vom Dienst suspendiert. Die
Polizeipräsidentin wusste wohl sehr genau, dass ein weiteres Zögern
auch ihr noch mehr zum Nachteil gereicht hätte. Alle Presseanfragen
zu dem Fall werden von Giere immer noch kategorisch abgeblockt. Das
sorgt für Unmut mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Armutswanderung in Europa
Freizügigkeit in Krisenzeiten
Knut Pries, Brüssel Bielefeld (ots) - Die Freizügigkeit ist eine populäre Sache. Nach
Umfragen unter den EU-Bürgern die populärste überhaupt. Einzig die
Briten empfinden ein womöglich genetisch verfestigtes Unbehagen
darüber, dass Menschen vom Kontinent das Recht genießen sollen, mir
nichts, dir nichts auf die Insel vorzustoßen und sich dort zu
bewegen, als wären sie zuhause. In den anderen 27 Mitgliedsstaaten
sind sich Geschäftsleute, Studenten, Touristen und Arbeitssuchende
einig: Diese Freiheit ist eine Kernerrungenschaft des europäischen
Einigungswerks. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|