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Rheinische Post: Kommentar / Die Welt verliert eine moralische Autorität = Von Matthias Beermann

Geschrieben am 06-12-2013

Düsseldorf (ots) - Mit Nelson Mandela hat die Welt einen großen
Menschen verloren, den vielleicht größten Politiker seiner
Generation. Mandela steht für den friedlichen Übergang seines Landes
von der Rassentrennung zur Demokratie. Aber das allein macht nicht
die Faszination dieses Mannes aus. Es ist Mandelas beispielhafter
Lebensweg, der ihm so viel Bewunderung eingetragen hat, weit über
seine südafrikanische Heimat hinaus. Als junger, zorniger
Freiheitskämpfer stellte er sich gegen das weiße Apartheid-Regime,
zutiefst überzeugt davon, dass sich die Verhältnisse nur mit
Waffengewalt ändern ließen. Er organisierte den militärischen
Widerstand, plante Anschläge. Dafür landete er im berüchtigten
Gefängnis Robben Island. Doch als er 27 Jahre später seinen Kerker
endlich verlassen konnte, war er nicht auf Vergeltung aus. Nein,
Mandela predigte Versöhnung, auch gegen den teils erbitterten
Widerstand in den eigenen Reihen. Er bewies die Größe, den Vertretern
des verhassten Apartheid-Regimes die Hand zu reichen. Aus dem
wütenden Revolutionär war ein weiser Politiker geworden. Er hatte
begriffen, dass Respekt, Großzügigkeit und Vertrauen in der
politischen Auseinandersetzung schärfere Waffen sein können als
Aggressivität und Gewalt. Nur Mandela hatte die nötige moralische
Autorität, diesen friedlichen Weg der Aussöhnung zwischen Schwarzen
und Weißen durchzusetzen. Und er hatte das Glück, in seinem weißen
Vorgänger im Präsidentenamt, Frederik de Klerk, einen Partner zu
finden, der den politischen Mut bewies, die historische Wende
gemeinsam mit ihm zu vollziehen. Die beiden Männer haben Südafrika
dadurch vermutlich einen blutigen Bürgerkrieg erspart, wie er viele
andere Länder des Kontinents nach dem Ende der Kolonial-Ära zerriss.
Für die Welt wurde Mandela spätestens damals zu einem Symbol der
Hoffnung und des Optimismus. Der freundlich lächelnde ältere Herr in
den knallbunten Batik-Hemden war das lebende Beispiel dafür, dass
sich selbst schlimmste Missstände - und mehr noch: der Hass - ohne
Gewalt überwinden lassen. Freilich, und das ist die weniger schöne
Erkenntnis aus Nelson Mandelas Leben: Die Welt hat viel zu wenige
Menschen dieses Kalibers. Mandelas Nachfolger zeigten sich dem großen
Vorbild nicht gewachsen. In Südafrika ist der Traum von der
vielfältigen, aber geeinten Regenbogennation für viele heute nur noch
eine schöne Erinnerung. Misswirtschaft, Machtmissbrauch und soziale
Ungerechtigkeit trüben das Bild. Trotzdem, das neue Südafrika bleibt
ein Beispiel für die Welt - und Mandelas Vermächtnis.



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621


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