Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Thailand
Geschrieben am 09-12-2013 |
Regensburg (ots) - von Wolfgang Ziegler, MZ
Der Schachzug war nicht ungeschickt: Thailands Ministerpräsidentin
Yingluck Shinawatra hat die Notbremse gezogen, König Bhumibol um die
Auflösung des Unterhauses gebeten und Neuwahlen für den 2. Februar
angekündigt. Damit hat sie ihren Kritikern um den
Oppositionspolitiker Suthep Thaugsuban, die seit Tagen zu
Zehntausenden auf die Straßen Bangkoks gehen, nicht nur den Wind aus
den Segeln genommen. Sie hat auch aller Welt und ganz besonders dem
eigenen Volk gezeigt, worum es der Protestbewegung im Land des
Lächelns eigentlich geht. Um Demokratie jedenfalls nicht. Denn ihre
Gegner wollen keine Neuwahlen. Sie wollen nichts anderes, als die
Regierung stürzen und einen nicht gewählten "Volksrat" einsetzen.
Suthep Thaugsuban, der in Thailand wegen Mordes angeklagt ist und
jetzt auch noch wegen Aufruhrs zur Festnahme ausgeschrieben ist, hat
dafür 37 Männer bestimmt - und sich selbst zum Generalsekretär
ernannt. Neuwahlen lehnt der ehemalige Vize-Premier, der inzwischen
alle Ämter niedergelegt hat und aus der Demokratischen Partei
ausgetreten ist, vor allem deshalb ab, weil er nicht den Hauch einer
Chance hat, sie zu gewinnen. Denn Bangkok steht in diesem Fall nicht
für Thailand, gerade auf dem flachen Land und im verarmten Norden und
Nordosten des Landes ist der Rückhalt für die Ministerpräsidentin
ungebrochen. Dass Suthep Thaugsuban Ende der 90er-Jahre in den
Skandal um das Sor-Por-Kor-Programm verwickelt war, in dessen Rahmen
regierungseigenes Land an arme, landlose Bauern verteilt werden
sollte, letztlich aber an reiche Familien vergeben wurde, tut ein
Übriges.
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Mittelbayerische Zeitung
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