(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Überflüssige Privilegien Leitartikel von Andreas Abel über kostenlose und ermäßigte Fahrausweise bei der BVG

Geschrieben am 21-12-2013

Berlin (ots) - Es klingt wie eine gemütliche Geschichte aus längst
vergangenen Zeiten. Mitarbeiter der BVG dürfen kostenlos mit Bahn und
Bus fahren, auch in ihrer Freizeit und selbst noch im Ruhestand.
Ihren Ehegatten wird die Umweltkarte zum halben Preis gewährt, das
gilt sogar für die Ehepartner von Pensionären und für deren Witwen
und Witwer. Lediglich Mitarbeiter, die nach 2010 zur BVG kamen,
müssen Einschränkungen hinnehmen. Das sind Privilegien, die an die
Jahrzehnte vor dem Mauerfall erinnern, an die gute alte Berlin-Zulage
und einen gehätschelten öffentlichen Dienst, der mit gesicherten Jobs
Menschen davon abhalten sollte, der Frontstadt den Rücken zu kehren.

Die BVG ist ein landeseigenes Unternehmen. Sie ist mit mehr als
800 Millionen Euro verschuldet. Und sie bekommt Zuschüsse vom Senat
in dreistelliger Millionenhöhe pro Jahr. Das ist Steuergeld. Da
müssen die Bürger erwarten können, dass der Betrieb größte
Haushaltsdisziplin wahrt und so rentabel wie möglich arbeitet. Doch
die BVG hat wegen der kostenlosen beziehungsweise ermäßigten
Fahrausweise allein im Zeitraum 2003 bis 2010 auf knapp 30 Millionen
Euro Einnahmen verzichtet. Im Wesentlichen führt sie dafür zwei
Argumente ins Feld. Sie seien Bestandteile des Gehalts, bei einer
Abschaffung würde die Gewerkschaft Ver.di Sturm laufen und eine
Kompensation fordern. Außerdem würde das Betriebsklima leiden.

Die Argumente ziehen nicht. Ein ernsthaftes Bemühen, diese
Privilegienhuberei schrittweise abzuschaffen oder zumindest spürbar
einzudämmen, ist nicht erkennbar. Eine konstruktive
Auseinandersetzung mit Ver.di, bei der die BVG viele Verbündete
hätte, ebenfalls nicht. Und ein gutes Betriebsklima ist auch anders
zu schaffen. Der Landesrechnungshof beanstandet die Vergünstigungen
seit vielen Jahren. Er erwartet, so wörtlich, "dass die BVG diese
abschaffe". Eine klare Ansage. Die BVG hatte zwar mehrfach zugesagt,
das Problem anzugehen, wie aus dem Jahresbericht 2011 des
Rechnungshofes hervorgeht. Doch passiert ist so gut wie nichts. Die
"Gegebenheiten" müssten erst "grundlegend analysiert werden", hieß
es.

Senat und Abgeordnetenhaus teilen die Sicht des Rechnungshofes und
fordern zumindest eine finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter an den
Fahrscheinen. Aufsichtsratsvorsitzender der BVG ist Finanzsenator
Ulrich Nußbaum. Erstaunlich, dass der als nicht zimperlich bekannte
Mann dieses teure Relikt seit Jahren duldet. Vor allem er muss jetzt
dafür sorgen, die alten Zöpfe abzuschneiden.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

503764

weitere Artikel:
  • Sonntag aktuell: Probleme der Energiewende in Baden-Württemberg Stuttgart (ots) - Der bescheidene Reformeifer der Bundesregierung sollte nicht an der falschen Stelle ansetzen und dafür sorgen, dass man Südländern wie Baden-Württemberg und Bayern den Bau von Windrädern erschwert. Solange es die nötigen Transportleitungen vom windreichen Norden in den windärmeren Süden nicht gibt - und das dürfte angesichts der Protestbereitschaft vieler Bürger noch länger so bleiben -, muss man den Ländern Spielräume geben, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Sonst ist das mehr...

  • LVZ: Entwicklungsminister Müller fordert von Kabul bessere Regierungsarbeit als Voraussetzung für weitere zivile Afghanistan-Hilfe Leipzig (ots) - Deutlich mehr eigene Anstrengungen bei der zivilen Weiterentwicklung Afghanistans fordert der neue deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) von der Regierung in Kabul. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) sagte Müller: "Wir fördern Afghanistan, aber wir fordern auch: Die afghanische Regierung muss Reformen entschlossen anpacken und die Verantwortung für eine Sicherheitslage übernehmen, in der wir arbeiten können." Es gehe um bessere Regierungsführung, Korruptionsbekämpfung und mehr...

  • stern: Snowden hofft weiter auf Asyl in Deutschland Hamburg (ots) - Edward Snowden, dessen Asyl in Russland voraussichtlich in sechs Monaten abläuft, kann sich vorstellen, in Deutschland zu leben, sofern er ein entsprechendes Asylangebot bekäme. "Ich habe großen Respekt vor Deutschland", so Snowden in seiner E-Mail-Korrespondenz mit dem Hamburger Magazin stern, das wegen der Weihnachtstage bereits an diesem Montag erscheint. Die Sorge vor einer Auslieferung an die USA teilt er nicht. "Keiner in der deutschen Regierung glaubt ernsthaft, die USA würden Deutschland sanktionieren, weil mehr...

  • Der Tagesspiegel: Linken-Vize van Aken: Fürchte den Tag, da ich mir Westerwelle statt Steinmeier als Außenminister wünsche Berlin (ots) - Der stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Jan van Aken, hat sich skeptisch zur Rolle von Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Außenminister geäußert. "Ich befürchte tatsächlich, dass es künftig Situationen geben wird, in denen ich mir wünschen werde, dass auf dem Stuhl des Außenministers nicht Steinmeier, sondern Westerwelle sitzen würde. Westerwelle hat sich wenigstens getraut, die Bundeswehr nicht in den Libyen-Krieg zu schicken", sagte der Hamburger Bundestagsabgeordnete dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel" mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar zu Chodorkowski Berlin (ots) - Bei allem Ansehen, dass sich Chodorkowski mit seiner Standhaftigkeit im Lager und vor Gericht verdient hat - er ist kein Politiker. Ihm fehlt das Charisma, der politische Spürsinn, die Glaubwürdigkeit unter den Wählern. Er ist ja kein Mandela, auch wenn ihn manche schon euphorisch mit dem Südafrikaner verglichen haben. Chodorkowski war der gewiefte Chef eines Ölkonzerns, als er in Haft kam, kein Freiheitskämpfer. Er ist auch keine Julia Timoschenko. Die beiden haben zwar ähnlich angefangen. Aber als sie festgenommen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht