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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Armut in Deutschland Zündstoff HUBERTUS GÄRTNER

Geschrieben am 26-12-2013

Bielefeld (ots) - Die meisten Menschen in Deutschland leiden noch
keine materielle Not. Im Gegenteil: Gerade Weihnachten war der
Gabentisch in mancher Familie allzu voll. Zu viele teure Geschenke -
damit ist den Kindern, ist uns allen, nicht wirklich gedient. In der
Konsumgesellschaft laufen wir Gefahr, die wahren Werte und wichtigen
Dinge, wie Nächstenliebe, Bescheidenheit und Solidarität, schlichtweg
zu vergessen oder zu ignorieren. Erst recht werden Reichtum und Armut
relativ, wenn wir an die Katastrophen- und Kriegsgebiete dieser Tage
denken. Auf den Philippinen, im Südsudan und in Syrien könnten die
Menschen über den neuesten Armutsbericht für Deutschland vermutlich
nur lächeln. Falls sie denn überhaupt lesen könnten und die Sprache
verstünden, würden sie ihn wahrscheinlich für puren Zynismus halten.
Trotzdem ist es so einfach nicht. Armut in Deutschland ist zwar
relativ, aber beileibe kein Luxusproblem. Eine demokratische
Gesellschaft kann auf Dauer nur funktionieren und stabil bleiben,
wenn es in ihr halbwegs gerecht zugeht und alle Mitglieder am
erwirtschafteten Reichtum partizipieren. Doch in dieser Hinsicht tun
sich offenbar immer größere Defizite auf. Nach der Studie des
paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der nationalen Armutskonferenz
hat das Risiko der Armutsgefährdung zuletzt in 11 von 16 deutschen
Bundesländern zugenommen. In NRW ist das Ruhrgebiet "Problemregion
Nummer eins". Die ungebremste negative Entwicklung dort wird zwar
durch einige positive Nachrichten aus OWL relativiert. Wenn aber
beispielsweise in Städten wie Duisburg, Dortmund oder Essen
Zigtausende wegen ihres geringen Einkommens arm und ausgegrenzt sind,
dann bedeutet dies nicht nur Probleme für die Betroffenen, sondern es
bringt auch sozialen Zündstoff für die ganze Gesellschaft. Der Markt
allein wird nicht für Abhilfe sorgen. Die Politik ist gefordert. Eine
Erhöhung der Hartz-IV-Sätze, Beschäftigungsangebote für
Langzeitarbeitslose sowie eine Stärkung des sozialen Wohnungsbaus
erscheinen dringend angeraten. Eine offensive Armutspolitik muss
insbesondere das regionale Gefälle ändern. Arme brauchen Hilfe. Auch
in Deutschland.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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