WAZ: Die alte, offene Grundsatzfrage. Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 26-12-2013 |
Essen (ots) - Die Zahl von 180000 Rumänen und Bulgaren, die auf
den deutschen Arbeitsmarkt strömen, mag Ängste schüren, Abwehrreflexe
auslösen und Europa-Skeptiker stärken - nur eines kann sie nicht:
überraschen. Deutschland weiß seit 2007, dass seine Grenze 2014 auch
für die neuen EU-Mitglieder fällt. Zeit genug, sich darauf
vorzubereiten, doch mit dem jüngsten Jobwunder wähnte man seinen
Arbeitsmarkt genug gewappnet. Aber der hat ein ungelöstes Problem:
Die Langzeitarbeitslosen bleiben Zuschauer des Jobwunders. Vom
beginnenden Fachkräftemangel haben sie mangels Qualifikation nichts.
Dieses Problem bestand und besteht völlig unabhängig vom Zuzug aus
Osteuropa, wird aber dadurch 2014 sicher nicht kleiner. Weder
Schröder noch Merkel haben an diesem Sockel gerüttelt. Die
Vorstellung, Geringqualifizierte mit Umschulungen kurzerhand zu
Fachkräften zu machen, war naiv. Schwarz-Gelb hat die Fördermittel
zuletzt gekürzt, was einer Aufgabe gleichkam. Denn was wirklich
hilft, Lohnzuschüsse etwa, ist teuer. Die neue Regierung steht vor
der alten Grundsatzfrage: Nimmt sie in Kauf, dass eine Million
Menschen außen vor bleiben oder nicht? Im Koalitionsvertrag stehen
dazu nur leere Worthülsen. Es wird Zeit, sie mit Inhalten zu füllen.
2014 ist bald.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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