WAZ: Die Versuchung des Verdrängens. Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 14-02-2014 |
Essen (ots) - Latent wachsende Probleme haben selbst eines: Sie
sitzen fest im kollektiven Gedächtnis, nur leider in einer grauen
Zelle namens Verdrängung. Ob Staatsverschuldung, die Alterung der
Gesellschaft oder die Überfischung und Vermüllung der Meere - jeder
ahnt die Brisanz, dies aber schon so lange, dass er sich daran
gewöhnt hat. Dass bis heute niemand sagen kann, ob Mikroplastik
schädlich für den Menschen ist, trägt eher zur Beruhigung bei, es
könnte ja auch unschädlich sein. Dies folgt einem sehr menschlichen
Schutzreflex. Politiker aber sollten sich nicht auf ihr Gefühl
verlassen. Ihre Aufgabe ist es, drohende Gefahren einzudämmen, selbst
wenn sie noch nicht abschätzbar sind. Auf einen freiwilligen Verzicht
der Industrie zu setzen, kommt einer Verweigerung gleich. Umgekehrt:
Wenn doch offenbar selbst die großen Kosmetikhersteller erkannt
haben, dass Plastik in ihren Produkten eigentlich nichts zu suchen
hat, warum tut sich die Politik dann so schwer mit einem klaren
Verbot? Darauf zu warten, dass sich das Problem von selbst erledigt
und alles irgendwann gut wird, ist herzlich wenig.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
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