BERLINER MORGENPOST: Auf den DGB-Chef wartet viel Arbeit/ Ein Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Geschrieben am 12-05-2014 |
Berlin (ots) - Wie es sich gehört, ist Reiner Hoffmann am Montag
mit überwältigender Mehrheit zum neuen Vorsitzenden des Deutschen
Gewerkschaftsbundes (DGB) gewählt worden. Das sagt allerdings noch
wenig darüber aus, mit welcher Machtfülle und welchem Respekt er die
Interessen der gut sechs Millionen Mitglieder wird wahrnehmen können.
Denn die eigentliche Macht im DGB liegt nicht beim Vorsitzenden des
Dachverbandes, sondern bei den Chefs der Einzelgewerkschaften. Sie
führen die Tarifverhandlungen, entscheiden über Arbeitskämpfe, können
damit Druck auf die Politik ausüben. Der DGB-Chef - ohne eigene
Hausmacht - ist für das große Ganze verantwortlich, er ist
Gesprächspartner für die Regierung.
Von seinem Vorgänger Michael Sommer übernimmt Hoffmann ein
befriedigend bestelltes Feld, da sich SPD und DGB nach dem Zerwürfnis
über Schröders Agenda-Politik weitgehend versöhnt haben. Der Preis
dafür seitens der SPD ist die Durchsetzung von Mindestlohn und Rente
mit 63. Entgegen allen Erfolgsreden sind diese vornehmlich
sozialpolitischen Entscheidungen im Gewerkschaftslager nicht
unstrittig. Denn mittlerweile erkennen vor allem die starken
Industriegewerkschaften - Metall und Chemie -, dass ihre Mitglieder
immer stärker den Ausbau des Sozialstaats mitfinanzieren müssen. Über
die sogenannte kalte Progression, die längst auch die gut
verdienenden Facharbeiter trifft. Es ist deshalb kein Zufall, dass
der Chef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie nun für
Steuersenkungen zugunsten der Mittelschicht und damit seiner
Arbeitnehmerklientel plädiert. Da zeichnet sich ein interner Konflikt
mit Ver.di-Chef Frank Bsirske ab. Der hält es mehr mit den unteren
Lohngruppen.
Ein weiteres internes Problem liegt in der zunehmenden
Zersplitterung der Gewerkschaftsbewegung. Immer mehr
Spartengewerkschaften wie die der Lokführer oder der Piloten fördern
Partikularinteressen, erschweren eine abgestimmte Tarifpolitik und
gefährden den innerbetrieblichen Frieden. Die große Koalition,
mitgetragen von DGB und Arbeitgebern, will das per Gesetz ändern und
die betriebliche Tarifeinheit festschreiben. Das allerdings stößt
nicht nur auf Bedenken bei Juristen, sondern auch in
Einzelgewerkschaften wie Ver.di.
Die nächsten Monate werden zeigen, wie viel das Ergebnis für
Reiner Hoffmann wirklich wert ist. Eins jedenfalls ist klar: Mit
einem schwachen DGB-Chef ist niemandem gedient.
Der Leitartikel im Internet: www.morgenpost.de/127929849
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
527105
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Erste Bundeswehr-Kita
Krippenlösung
DIRK MÜLLER Bielefeld (ots) - Die Wehrpflicht ist - zumindest vorläufig -
Geschichte und die Bundeswehr eine Armee von Freiwilligen. Und es ist
wie bei anderen Arbeitgebern: Die Attraktivität des Arbeitsplatzes
hängt auch von Rahmenbedingungen ab. Vereinbarkeit von Beruf und
Familie ist ein Kriterium, und Verteidigungsministerin von der Leyen
hat strahlend ihre Lösung präsentiert: "Campus-Küken", die erste
Kinderkrippe der Bundeswehr, lichtdurchflutet, bestens ausgestattet,
2,4 Millionen Euro teuer. Hier sind die Kleinen optimal versorgt,
während mehr...
- Westfalenpost: Länderfinanzausgleich Hagen (ots) - D er Streit um den Länderfinanzausgleich
ist eine unendliche Geschichte. Geber- und Nehmerländer ringen um
Milliarden. Fünf Jahre vor Auslaufen des Soli bringt sich NRW
frühzeitig in Stellung. Minister Walter-Borjans verlangt ein größeres
Stück vom Kuchen, um Strukturprobleme im Land anzugehen. NRW sieht
sich beim Teilen nicht grundlos benachteiligt - auch wenn
hausgemachte Fehler die Finanzmisere beflügeln. Richtig
ist: Die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen werden von den
anderen Ländern finanziell aufgepäppelt. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Studie der Bertelsmann Stiftung
Domino-Effekt
Hanna Irabi Bielefeld (ots) - Ungeachtet aller Nuancen: Das Erkenntnis der
Bertelsmann Stiftung zum wachsenden Zusammenhalt der Deutschen mit
ihren Mitbürgern ist höchst erfreulich. Trotz aller Debatten über arm
oder reich, homo oder hetero, schwarz oder weiß - offensichtlich
können sich die Landsleute immer besser riechen. Dass ein sanfter
Ruck nach dem anderen durch Deutschland geht, es sich sukzessive hin
zu einer vielfältigeren, toleranteren Gesellschaft bewegt, war in den
vergangenen Monaten häufig spürbar. Nicht zuletzt die Debatten um
Homosexualität mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Energielobby will Regierung in die Pflicht nehmen
Märchen vom billigen Atomstrom
Wolfgang Mulke, Berlin Bielefeld (ots) - Die Geschichte vom billigen Atomstrom war schon
immer frei erfunden. Nun wird sie wohl endgültig als Märchen
entlarvt. Die Stromversorger, die die deutschen Meiler betreiben,
wollen die Risiken für deren Abbau und die Lagerung des strahlenden
Mülls auf den Steuerzahler abwälzen. Dazu bieten sie viele Milliarden
Euro ihrer Rückstellungen für die Beseitigung der unseligen Technik
an und wollen auf Klagen gegen den Staat verzichten. Die
Allgemeinheit soll dann für den Betrieb bis zur Stilllegung des
letzten Reaktors mehr...
- Lausitzer Rundschau: Die Wunde Sozialismus
Zu den Ergebnissen der Ost-West-Studie Cottbus (ots) - Diese Studie überrascht. Der Osten Deutschlands
ist eine Region der Egoisten, des fehlenden Gemeinsinns, der
Abgrenzung, besonders gegenüber Fremden. Ausgerechnet der einst
sozialistische Osten. Während im Westen, einst als Ellenbogenland
verschrien, Toleranz, Hilfsbereitschaft und Solidarität viel
ausgeprägter sind. Allerdings muss man warnen: Erstens ist längst
nicht jeder Ossi und jeder Wessi so, wie ihn statistische Erhebungen
beschreiben, und zweitens gibt es nachvollziehbare Erklärungen für
die Befunde. So mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|