Börsen-Zeitung: Überstürzt und unbesonnen, Kommentar zur Braubranche von Martin Dunzendorfer
Geschrieben am 15-09-2014 |
Frankfurt (ots) - Anheuser Busch Inbev, der weltgrößte
Brauereikonzern, scheint ernst zu machen. Dem Wall Street Journal
zufolge arbeiten die für ihre aggressiven Zukäufe bekannten Belgier
an einer 75 Mrd. Pfund (94,25 Mrd. Euro) schweren Übernahme des
Branchenzweiten SABMiller. Das entspräche - trotz der gestrigen
Hausse des FTSE 100-Wertes um 9,8% -immer noch einer Prämie von 20%
auf den Marktwert. Die Briten müssen von der sich anbahnenden Offerte
Wind bekommen haben, denn ausgerechnet jetzt machte SABMiller für die
als unverkäuflich geltende Heineken ein Übernahmeangebot.
Inbev, Produkt der Übernahme der brasilianischen Ambev durch die
belgische Interbrew (2004), hatte 2008 für 52 Mrd. Dollar die
amerikanische Anheuser-Busch, damals die Nummer 3 im Biermarkt,
gekauft; dadurch war die heutige Firma entstanden. Weitere Zukäufe
folgten, etwa der mexikanischen Modelo 2013 für 20 Mrd. Dollar
("Corona"), so dass AB Inbev heute der bei weitem größte
Brauereikonzern der Welt ist.
Auch SABMiller war nicht untätig: Der Konzern, entstanden 2002
durch die Verschmelzung von SAB (ehemals: South African Breweries)
mit dem US-Konzern Miller Brewing, verleibte sich u.a. 2011 Foster's
in Australien für rund 10 Mrd. Dollar ein.
Dass eine Fusion mit Heineken irgendwann auf der Agenda stehen
würde, war spätestens nach der Bildung von AB Inbev klar. Auch die
freundlichen Worte, die das SABMiller-Management am Rande von
Konferenzen für den niederländischen Rivalen fand, waren da sehr
aufschlussreich. Die Anfrage, die nun an Heineken gerichtet wurde,
hat aber etwas Überstürztes an sich. Denn so lange sich SABMiller
nicht mit der Familie Heineken, die den Getränkeproduzenten
kontrolliert, auf eine Akquisition einigt, ist diese - so sinnvoll
sie auch wäre - ausgeschlossen.
Andererseits erscheint die Einverleibung von SABMiller durch AB
Inbev aus kartellrechtlicher Sicht fraglich und aus unternehmerischer
riskant. Es ist ausgeschlossen, dass etwa die US-Wettbewerbshüter den
Deal ohne große, Synergien auffressende Auflagen durchwinken. Denn
der Marktanteil von AB Inbev (Budweiser) liegt in den USA bei knapp
50%, der von SABMiller, die dort Mitte 2008 ein Joint Venture mit
Molson Coors Brewing (MillerCoors) einging, bei 30%. Hinzu kommt,
dass SABMiller bis heute stark von ihren südafrikanischen Wurzeln
geprägt ist. Eine Integration bei AB Inbev würde ungleich schwieriger
als etwa die von Anheuser-Busch, zumal die jüngsten Zukäufe noch
nicht verdaut sind.
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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