Lausitzer Rundschau: Der Wirtschaftsminister und die Rüstungsexporte
Geschäft mit dem Tod
Geschrieben am 03-10-2014 |
Cottbus (ots) - Man muss kein Friedensapostel sein, um zu
erkennen, dass Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein gehöriges
Problem hat. Und zwar eines, das vehement an der Glaubwürdigkeit des
SPD-Chefs rüttelt. Gemeint sind die Rüstungsexporte. Erneut hat die
Bundesregierung jetzt umfangreiche Lieferungen an Saudi-Arabien,
Katar und andere Staaten des Nahen Ostens genehmigt. Darunter Länder,
die alles andere als demokratisch regiert werden, und in denen die
Menschenrechtslage mehr als heikel ist. Außerdem steht der Verdacht
im Raum, dass einige der Staaten zu den Unterstützern der
IS-Terroristen gehören. Das Grundgesetz ist deutlich: "Zur
Kriegsführung bestimmte Waffen dürfen nur mit Genehmigung der
Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht
werden", heißt es dort. Mehrere Gesetze regeln die restriktiven
Details. Das Geschäft mit dem Tod ist eben kein x-beliebiges
Geschäft. Deshalb nannte Gabriel die Exporte in Drittstaaten mit
fragwürdiger Menschenrechtsbilanz (Saudi-Arabien, Katar?) kürzlich
noch eine "Schande". Die SPD-Linke jubelte. Doch Wunsch und
Wirklichkeit klaffen halt in der Politik oft auseinander. Es ist eben
etwas anderes, ob man mit markigen Sprüchen den eigenen Reihen
gefallen kann, in dem man einen Scheinkampf mit der Rüstungsbranche
initiiert. Oder aber, ob man als Wirtschaftsminister Rücksicht auf
Arbeitsplätze und Lobbyinteressen nehmen muss. Der Versuch des
Spagats ist Gabriel jedenfalls teilweise misslungen. Eine
zurückhaltende Politik, wie der Minister gerne betont, ist noch nicht
erkennbar. Das belegen nicht nur die jüngsten Entscheidungen, sondern
auch die nackten Zahlen: Der Wert der genehmigten Ausfuhren summierte
sich 2013 auf rund sechs Milliarden Euro, Deutschland belegt nach wie
vor Platz drei beim Export von Waffen. Nun muss man Gabriel zugute
halten, dass er gerade mal ein Jahr im Amt ist und damit auch das zu
verantworten hat, was die schwarz-gelbe Vorgängerregierung munter an
Rüstungsausfuhren in alle Welt genehmigt hat. Das gehört zur Wahrheit
dazu. Doch der Minister muss nach wie vor zeigen, dass er es anders
machen will. Ein erster Schritt dafür ist zwar schon getan. Gabriel
hat strengere Prüfungen versprochen, auch wird der Bundestag künftig
rascher über Beschlüsse des geheim tagenden Bundessicherheitsrates in
Kenntnis gesetzt. Das bedeutet mehr Kontrolle - und die ist immens
wichtig. Ob Gabriel allerdings weitere Schritte gehen wird, sei
dahingestellt, wenn man allein festhält, welche Waffen jetzt auch in
den Nahen Osten geliefert werden: Tausende Maschinenpistolen und
automatische Maschinengewehre, Munition oder Granatzünder. Eine große
Zahl an Kleinwaffen also, deren weitere Verbreitung erst recht kaum
kontrolliert werden kann. Das politische Geschäft mit dem Tod - es
bleibt somit ein makaberes. 
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
550421
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Zum vertagten Elbe-Urteil schreibt Markus Lorenz: Bremen (ots) - Die neuerliche Verzögerung der Elbvertiefung trifft
Hamburg ins Mark. Mehr als ein Jahrzehnt dauert die Hängepartie um
den wichtigen Flussausbau schon, nun verlängert sie sich um weitere
quälende Monate. Das schürt Verunsicherung in der Hafenwirtschaft und
bei Investoren. Die Gefahr wächst, dass wichtige Containerlinien
einen Bogen um Deutschlands größten Seehafen machen. Um so bitterer
für Hamburgs Politiker und die Planungsbeamten im Bund, dass sie sich
einen Teil des Debakels selbst zuschreiben müssen. Von Beginn an mehr...
- Weser-Kurier: Zur Anhörung der EU-Kommissare schreibt Mirjam Moll: Bremen (ots) - Wie soll man jemanden von etwas überzeugen, das
einen selbst nicht überzeugt? Die Frage der Glaubwürdigkeit spielt
beim Brüsseler Theatervorsprechen auf der Bühne des Europäischen
Parlaments die Hauptrolle. Die Nebendarsteller: Die Kandidaten Pierre
Moscovici, Sozialdemokrat und gescheiterter französischer
Finanzminister, und Jonathan Hill, konservativer Lord und einstiger
Inhaber einer Beratungsfirma, die für britische Banken Lobbyismus
betrieb. Der eine soll nun ein Defizitverfahren gegen sein eigenes
Land einleiten mehr...
- Rheinische Post: Erdogan unter Druck
Kommentar Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Nach langem Zaudern steht die Türkei jetzt
bereit, notfalls auch militärisch in Syrien gegen die IS-Extremisten
vorzugehen. Dieser Notfall könnte schnell eintreten, denn die
Radikalen scheinen sich allein von der Drohung einer türkischen
Intervention nicht davon abhalten zu lassen, die syrisch-kurdische
Grenzstadt Kobane zu stürmen. Jetzt richtet sich die letzte Hoffnung
der unterlegenen kurdischen Verteidiger auf den Einsatz türkischer
Truppen, um ein Massaker abzuwenden. Der türkische Premier Erdogan
ist unter mehr...
- Rheinische Post: Neue Flüchtlingspolitik
Kommentar Von Antje Höning Düsseldorf (ots) - Der NRW-Flüchtlingsskandal ist der Kanzlerin
nicht entgangenen. Wissend, wie die Bilder von brutalen Wachleuten
das Image vom bösen Deutschen fördern, verurteilte sie selbst bei der
Einheitsfeier die "abstoßenden Angriffe". Auch Ministerpräsidentin
Kraft fand klare Worte. Nun müssen Taten folgen. Mit dem Rücktritt
des NRW-Innenministers, den die müde Opposition aus CDU und FDP
reflexhaft fordert, wäre nichts gewonnen. Not tut ehrlichere Politik.
Syrien und Irak stehen seit langem in Flammen; dass der
Flüchtlingsstrom mehr...
- Rheinische Post: Industrie braucht
keine staatliche Hilfe
Kommentar Von Birgit Marschall Düsseldorf (ots) - Kaum mehren sich die Zeichen des
Konjunkturabschwungs, häufen sich die Rufe nach staatlicher
Investitionsförderung oder anderen Instrumenten der
Konjunkturpolitik. Bei den Sozialdemokraten denkt man beispielsweise
an die steuerliche Förderung von Investitionen in die
Energieeffizienz oder etwa daran, den Prozentsatz für die degressive
jährliche Abschreibung von Firmeninvestitionen zu erhöhen. Solchen
Reflexen sollte die Koalition jedoch bis auf Weiteres widerstehen.
Noch zeichnen sich konjunkturelle Bremsspuren mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|