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Mittelbayerische Zeitung: Wasser als Luxusgut - Die Dürre in Kalifornien erlaubt einen Blick in die Zukunft: Wassermangel wird auch reichen Ländern zusetzen.

Geschrieben am 20-03-2015

Regensburg (ots) - Ein kostenloses Glas Wasser im Restaurant galt
in den USA bisher als selbstverständlich. In Kalifornien ist das ab
sofort anders. Kellner dürfen nicht mehr automatisch Wasser auf den
Tisch stellen, sondern nur noch wenn die Gäste ausdrücklich danach
fragen. Die Vorschrift ist Teil eines Maßnahmenbündels, mit dem der
größte US-Bundesstaat gegen den chronischen Wassermangel vorgeht. Den
gewöhnlich unbesorgten Kaliforniern ist die Krise so gewärtig, dass
96 Prozent der Befragten in einer neuen Erhebung von einem ernsten
Problem sprechen. Wohl wahr. Wasserknappheit ist nicht nur eine
Theorie, sondern im Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an
Trinkwasser angekommen. Die für das Wasser-Management zuständigen
Verantwortlichen in 40 Bundesstaaten bereiten sich auf vergleichbare
Krisen vor. So traurig es ist, bedurfte es der anhaltenden Dürre im
Obst- und Gemüsegarten des reichsten Landes der Welt, die globale
"Peak-Water"-Herausforderung nicht länger zu ignorieren.
Wissenschaftler sprechen von "Peak Water", wenn mehr Wasser
verbraucht wird als anschließend wieder in die Reservoirs fließt.
Rund um den Erdball haben 1,2 Milliarden Menschen schon seit einiger
Zeit keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser. Die Ursachen für
Wassermangel und Trockenheit sind vielfältig und regional
verschieden. In Kalifornien sind es die ausbleibenden Regenfälle der
letzten drei Jahre. Während zyklische Schwankungen in diesem Teil der
Welt nicht unbekannt sind, folgten in der Vergangenheit
Trockenperioden Jahre, in denen "El Nino" die Wasservorräte wieder
auffüllte. Das scheint sich zu verändern. Die Abstände werden größer
und es fällt weniger Niederschlag. Damit einher geht das Abnehmen der
Schneedecke auf den Gipfeln der Sierra Nevada. In diesem März
erreichten sie den zweittiefsten Stand in der Geschichte. Damit wird
die Schmelze geringer ausfallen und die verfügbaren Wasserreserven
beeinflussen. Überall ähnlich wirkt sich dagegen die globale
Klimaveränderung aus. Das vergangene Jahr war das heißeste in der
Geschichte. Nach Erkenntnissen von Klimaforschern ist die
Erderwärmung nicht die Ursache der Dürren, aber sie beschleunigt das
Austrocknen ganzer Regionen. Die Farmer im Central Valley bekommen
die Konsequenzen bereits zu spüren. Die staatlichen Wasser-Reservoirs
bleiben für sie bereits im zweiten Jahr hintereinander tabu. Damit
stehen die Besitzer der Obst- und Gemüseplantagen vor der Wahl,
entweder selber teure Grundwasser-Quellen zu erschließen oder
Anbaugebiete brach liegen zu lassen. Viele haben sich aus
Kostengründen für letztere Variante entschieden und eine Fläche von
der Größe 400 000 Fußballfelder nicht mehr bebaut. Die Amerikaner
werden es sich nicht mehr lange leisten können, jeden Tag im Schnitt
8000 Liter Wasser je Person zu konsumieren. Der verblüffend hohe Wert
ergibt sich aus dem direkten Wasserverbrauch von etwa 400 Litern am
Tag und dem indirekten, der in die Produktion von Konsumgütern
fließt. So werden für die Herstellung einer Plastikflasche, die dann
einen halben Liter Trinkwasser aufbewahrt, 5,5 Liter Wasser
verbraucht. Ein Kilo Steak kommt zum Preis von 11 000 Liter Wasser
auf den Teller. Ohne es zu realisieren, verbrauchen nicht nur die
Amerikaner, sondern die meisten Bewohner der Industrie- und
Schwellenländer zu viel der rarer werdenden Ressource. Am Ende führt
kein Weg daran vorbei, dass alle ihr Verhalten verändern. Der Preis
für das Nichtstun wird sonst immer höher. Wie hoch, das
veranschaulicht die Dürre in Kalifornien, die einen Blick in die
Zukunft erlaubt. Wasser im 21 Jahrhundert könnte zu dem werden, was
Öl im letzten Jahrhundert war: Ein knappes, kostbares und umkämpftes
Gut.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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