Lausitzer Rundschau: Sicherheit und Freiheit
Zur Einigung über die Vorratsdatenspeicherung
Geschrieben am 15-04-2015 |
Cottbus (ots) - Im Spannungsfeld zwischen Freiheits- und
Sicherheitsinteressen darf es keine einseitigen Entscheidungen geben.
Totale Sicherheit bedeutet totale Unfreiheit und umgekehrt. Die
Politiker der Großen Koalition haben bei der Vorratsdatenspeicherung
nun einen Kompromiss gefunden, der dem jahrelangen quälenden
Grundsatzstreit endlich ein Ende setzt und gleichzeitig folgendem
Bewertungsmaßstab gerecht wird: Er schafft mehr Sicherheit, ohne die
Freiheit in der Substanz zu bedrohen. Die Speicherfrist wird stark
begrenzt und der Zugriff auf die Daten unter anderem durch
richterlichen Vorbehalt kontrolliert. Zudem sind
Berufsgeheimnisträger geschützt. Die meisten Bürger geben in den
sozialen Netzwerken weitaus mehr freiwillig von sich preis, als die
Strafverfolgungsbehörden durch die neue Regelung jetzt ermitteln
können. Mit diesem Gesetz wird Deutschland wahrlich nicht zum
Big-Brother-Staat. Sollte der Staat aber überhaupt die
Zugriffsmöglichkeit auf die Verbindungsdaten seiner Bürger haben, wie
begrenzt auch immer? Und das anlasslos, ohne konkreten Verdacht? Die
Freiheitsrechte des Individuums sind schließlich die höchsten Güter
unserer Gesellschaft und Kern des Grundgesetzes. Dazu gehört auch der
Schutz privater Daten. Wer diese Rechte beschränken will, muss sich
rechtfertigen. Nicht die, die sie verteidigen. Für die
Vorratsdatenspeicherung aber gibt es ein sehr starkes Argument: Das
ist die Bedrohung durch Schwerstkriminelle und vor allem Terroristen.
Gerade erst hat ein mordbesessener Deutscher von Syrien aus dazu
aufgerufen, in Deutschland unschuldige Menschen in möglichst großer
Zahl umzubringen. Jene, die die Vorratsdatenspeicherung komplett
ablehnen, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob ihr striktes Nein
auch den Tag nach einem großen Anschlag überstehen würde. Ob sie
damit den Angehörigen unschuldiger Opfer in die Augen sehen könnten.
Und ob sie ihre Argumente sogar noch aufrechterhalten würden, wenn
sie selbst Opfer zu beklagen hätten. Sie würden es nicht. Nicht, dass
die Vorratsdatenspeicherung solche Attentate verhindern kann. Sie ist
nur ein Instrument von vielen, eher nachträglich zur Strafverfolgung
geeignet. Aber gestellte Straftäter können keine weiteren Straftaten
verüben, insofern ist die Wirkung auch präventiv. Es wäre
unverantwortlich, dieses vorhandene Instrument ganz beiseite zu
lassen. Allerdings sollte auch dieses neue Sicherheitsgesetz, wie
alle Antiterrorgesetze, zeitlich in seiner Gültigkeit begrenzt
werden. Eine solche Pflicht zur Evaluierung fehlt bisher in den
Entwürfen. Man sollte regelmäßig, zum Beispiel alle zehn Jahre,
überprüfen, ob es wirklich noch notwendig ist. Denn es gilt: Jede
Einschränkung der Freiheit weniger ist ein Stück Lebensqualität mehr.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
564953
weitere Artikel:
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Hamburg/Rot-Grün Stuttgart (ots) - In acht Ländern regieren nun Rote und Grüne
gemeinsam, in Hessen ist Schwarz-Grün an der Macht. Aber die
Ökopolitiker tun das auf der Länderebene so geräuschlos und
angepasst, dass man glauben könnte, Pragmatismus sei die neue
Leitkultur der Grünen. Ragt jemand heraus? Eckt ein grüner Minister
irgendwo an? Fehlanzeige.
Auch in Hamburg haben die Grünen im Koalitionsvertrag viel
schlucken müssen: bei der Elbvertiefung, der Stadtbahn oder der
Flüchtlingspolitik. Der überaus starke Olaf Scholz - der bei seiner mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Vorratsdatenspeicherung Stuttgart (ots) - Der Schutz der Privatsphäre und die
Vertraulichkeit der persönlichen Kommunikation sind wichtige Belange.
Solche essenziellen Bürgerrechte sind aber nur dann von Nutzen, wenn
auch ein Mindestmaß an Sicherheit garantiert ist. Das wird nur zu
leisten sein, wenn die zuständigen Organe nicht zwangsweise dümmer
sein müssen als all jene, die Sprengsätze an das Fundament einer
freiheitlichen Gesellschaft legen und deren Privilegien für schwerste
Verbrechen missbrauchen.
Das ist kein Plädoyer für blindwütige Globalüberwachung. mehr...
- Schwäbische Zeitung: Angst auf Vorrat Ravensburg (ots) - Die FDP will vors Bundesverfassungsgericht
ziehen, Linke und Grüne geben sich empört: Die Aufregung um den jetzt
erzielten Kompromiss bei der Vorratsdatenspeicherung ist beachtlich.
Aber sie wirkt auch ritualisiert und ein wenig künstlich. Wer als
Bürger die Befürchtungen der Opposition teilt, der möge ganz genau
hinschauen, was da beschlossen werden soll und dann entscheiden, ob
er noch immer ängstlich sein möchte. In Wahrheit ist dieser Streit
längst ein ideologischer, und dabei geht der Blick auf die Realität mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Flüchtlingskatastrophe Bielefeld (ots) - Nein, man soll Unglücksfälle nicht gegeneinander
aufrechnen! Beim Absturz des Germanwings-Flugzeugs in den
französischen Alpen kamen am 24. März 150 Menschen ums Leben. Seitdem
lassen uns die Trauer und die Fragen nach der Ursache und Schutz vor
einer Wiederholung zu Recht nicht in Ruhe.
Gestern starben vor Lampedusa mehr als 400 Bootsflüchtlinge. Wie
lange werden wir diesmal trauern? Wie lange werden die europäischen
Politiker diesmal sagen, dass der Massenmord untragbar ist? Ja, es
ist Massenmord. Sehenden mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Vorratsdatenspeicherung Bielefeld (ots) - Besser als nichts. Zehn Wochen sollen
Telefonanbieter speichern, wer mit wem wie lange gesprochen hat.
Polizisten wird so ermöglicht, nach schweren Verbrechen mit Erlaubnis
eines Richters Einblick in Strukturen mutmaßlicher Täter und Helfer
zu bekommen.
Die Vorratsdatenspeicherung kommt wieder - allerdings so
eingeschränkt wie nie zuvor. Warum nur zehn Wochen? Warum nicht
zwölf? Oder 24? Und warum sollen Standortdaten von Handys nur vier
Wochen aufbewahrt werden? Gerade sie können helfen zu klären, wer zur
Tatzeit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|