Qualitatives Raumkonzept für eine Universitäre Kinderklinik / Ein Quantensprung im Europäischen Krankenhausbau (FOTO)
Geschrieben am 27-04-2015 |
Rotterdam, Freiburg im Br. (ots) -
Im streng geregelten Deutschland ist ein Durchbruch gelungen: Zum
ersten Mal in der Geschichte des universitären Krankenhausbaus wurde
ein Qualitatives Raumkonzept (QR) entwickelt und als Unterlage in den
Architektenwettbewerb mitgegeben. Das QR wurde durch kopvol -
architecture & psychology, Rotterdam im Auftrag des Zentrums für
Kinder- und Jugendmedizin der Universitätskinderklinik Freiburg
entwickelt. Die Inhalte sind evidenz-basiert und ausgerichtet an der
besonderen Wahrnehmung und den Bedürfnissen von Patienten, Personal
und Besuchern.
Stets mehr Auftraggeber sind auf der Suche nach Möglichkeiten,
räumliche Qualität, die auf Behandlungs- und Arbeitskonzepte
anschließt aber auch das Wohlbefinden von Patienten und Personal im
Blick hält, in ihre Krankenhäuser zu bringen. In der für Architekten
verwertbaren Formulierung von räumliche Qualitätsanforderungen,
stoßen sie allerdings an ihren Grenzen und sitzen zudem zum Zeitpunkt
der Bauplanung fest an finanziellen Einschränkungen und einer starren
und teilweise veralteten Regelgebung. Die Entwicklung eines
Qualitativen Raumkonzepts bietet hier zukünftig eine Lösung an.
HINTERGRÜNDE
Krankenhäuser und Architekten brauchen ein 'Qualitatives
Raumkonzept'!
Umgebungsaspekte, die einem Gesunden kaum oder gar nicht ins Auge
fallen, nehmen für Kranke einen hohen Stellenwert ein. Der Grund
hierfür liegt in der Veränderung seiner Wahrnehmung und Bedürfnisse.
Die sogenannte heilende Architektur geht auf diese Veränderungen ein
und trägt so aktiv an der Gesundheitswiederherstellung von Patienten
und darüber hinaus an der Gesundheitserhaltung von Personal bei. Der
heilende Einfluss der Krankenhausarchitektur gilt inzwischen als
unumstritten. Allerdings ist für das Wirkungsergebnis von größter
Bedeutung, dass die Umsetzung der Umgebungsaspekte nutzerspezifisch
erfolgt. Klinikmanagement und Architekten machen es sich häufig
einfach und wenden die Aspekte unabhängig davon an, welche
Patientengruppe sie vor sich haben. Das ist fatal, denn das
umgebungsbezogene Stresserleben der Patienten ist u.a. abhängig von
der Schwere einer Erkrankung, der Art der Erkrankung, dem Alter der
Patienten und dem Umgang mit der Erkrankung. Während beispielsweise
in den Therapieräumen psychiatrischer Patienten Tageslicht weniger
therapieunterstützend wirkt als regelbares Atmosphären-Licht, ist es
für die psychische Gesundheit von Krebspatienten von essentieller
Bedeutung, Chemotherapie in möglichst tageslichtdurchfluteten Räumen
zu erhalten. Während Lärmschutz für die Schlafqualität
Schwerstkranker und kleiner Kinder wichtig ist, löst dieser bei
älteren Menschen Ängste aus. Während der Aufenthalt in einem
Einzelzimmer post-operativ zur Liegezeitverkürzung führt, bewirkt er
bei Demenzkranken eine Krankheitsverschlechterung. Kranke Kinder, die
häufig gemeinsam mit ihren Eltern ins Krankenhaus aufgenommen werden,
bilden aus Architektur-psychologischer Sicht eine besonders
anspruchsvolle Nutzergruppe.
Architekten sind nicht ausgebildet, wissenschaftlich ermittelte
Umgebungsaspekte nutzerspezifisch zu interpretieren und in ihrem
Entwurf bedarfsgerecht umzusetzen. Klinikpersonal, das häufig mit den
ersten Schritten einer Neu- oder Umbauplanung beauftragt wird, ist
nicht ausgebildet, räumlich zu denken und Entwurfskriterien zu
formulieren. Ein Krankenhaus wird nur dann eine erfolgreiche heilende
Umgebung (Healing Environment), wenn der Architekt eine für ihn
verständliche Arbeitsgrundlage erhält. Diese Arbeitsgrundlage bietet
das 'Qualitative Raumkonzept' (QR), das gemeinsam mit dem
Klinikpersonal und Patientenvertretern erarbeitet wird. Bis dato sind
nur wenige interdisziplinär aufgestellte Büros darauf spezialisiert.
Die frühzeitige Erarbeitung des QR ist von entscheidender Bedeutung
für den späteren Erfolg bei der Umsetzung der gewünschten Qualität
und der Kostenkontrolle. Wer in seiner Klinikplanung an Geld spart,
muss es später dreifach aufwenden, um Qualitätsmängel auszubessern,
gutes Personal zu halten und Patientenzufriedenheit herzustellen.
Experten schätzen, dass das steigende Mitspracherecht der Patienten
die Realisierung Heilender Umgebungen in den nächsten 15 Jahren zum
Qualitätsstandard einer neuen Versorgungskultur der Kliniken in ganz
Europa erklären wird.
Universitätskinder- und Jugendklinik Freiburg: Ein Vorreiter in
'exzellenter Auftraggeberschaft'
2014 beauftragte die geschäftsführende Ärztliche Direktorin des
'Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin Freiburg', Frau Prof.
Niemeyer, kopvol - architecture & psychology mit der Entwicklung des
Qualitativen Raumkonzeptes für die neue Universitätskinder- und
Jugendklinik. Ziel war die Verbesserung der Behandlungs- und
Versorgungsqualität mittels vorplanerisch durchdachter und
evidenz-basierter Entwurfskriterien. Eine vom Auftraggeber formierte
Arbeitsgruppe formulierte die Leitlinien als Ausgangspunkt der
Qualitätsanforderungen an die zukünftige Krankenhausumgebung. Dieser
offene, frische Blick und die qualitätsgerichtete Haltung ist
vorbildlich für eine exzellente Auftraggeberschaft, die leider noch
zu selten im Krankenhausbau auftritt.
Der Anti-Warteraum: Einer von sieben innovativen Entwurfskriterien
aus dem Qualitativen Raumkonzept
Kopvol prüfte zunächst, inwieweit die im Raumprogramm
veranschlagten Flächen beispielsweise Stressreduktion oder -induktion
bedeuteten. Schnell wurde deutlich, dass unter anderem viel zu kleine
Standard-Wartebereiche vorgesehen waren, in denen Eltern und Kind
meist ohne Tageslicht und mit viel Ablenkspielzeug dem Personal 'im
Weg' sitzen. Durch ein flächenneutrales Clustering der
Standardflächen entstand ein neues Konzept: Ein zentrales, alle
Polikliniken verbindendes Element, das den Patienten und seine
Bedürfnisse in wörtlichstem Sinn 'in den Mittelpunkt' rückt: Der
Anti-Warteraum. Der Anti-Warteraum ist ein Aufenthaltsgebiet mit
speziellen Kompartimenten, in denen Kinder, Jugendliche und Eltern
genau die Ablenkung und Entlastung finden, die sie gerade benötigen.
Sich unterhalten, bewegen und spielen ist ebenso möglich wie der
Rückzug zum Lesen, Arbeiten, Stillen oder nach langen
Diagnostik-Tagen kurz zu schlafen. Der Anti-Warteraum senkt Angst und
Anspannung und bereitet Kinder und Eltern optimal auf Untersuchungen,
Therapien und Arztgespräche vor. Er ist eines von insgesamt sieben
innovativen Entwurfskriterien aus dem Qualitativen Raumkonzept der
Universitätskinder- und Jugendklinik Freiburg.
Schwerpunkte im Qualitativen Raumkonzept:
'Weil Patientenorientierung kein Luxus sondern Versorgungsauftrag
ist'; Qualitatives Raumkonzept Patientenbereiche
'Weil Experten Menschen sind'; Qualitatives Raumkonzept Arbeits- und
Ausbildungsbereiche
'Weil Medizin mit Zukunft Verantwortung bedeutet'; Qualitatives
Raumkonzept Adaptivität und Nachhaltigkeit'
Pressekontakt:
Gemma Koppen
Kopvol - architecture & psychology
Tel: + 31 (0)10 846 0287
Email: communication@kopvol.com
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