Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu G7/Elmau
Geschrieben am 31-05-2015 |
Regensburg (ots) - Die Bilder von acht Staats- und
Regierungschefs, US-Präsident George W. Bush jr. friedlich mit
Kremlchef Wladimir Putin vereint, im überdimensionalen Standkorb sind
unvergessen. Beim G8-Gipfel vor acht Jahren im Ostseebad Heiligendamm
gelang Gastgeberin Angela Merkel nicht nur ein tolles Fotomotiv. Sie
schaffte es auch, fast in letzter Minute einen propagandistischen
Erfolg zu erringen. Die acht großen Staatslenker unterschrieben eine
Erklärung zum Schutz des Klimas. Aus der ist zwar kaum etwas
Zählbares hervor gegangen, wie das internationale Gewürge um ein
verbindliches Klimaabkommen zeigt. Doch wichtig war die gute
Botschaft: die reden miteinander. Ähnliches scheint die deutsche
Kanzlerin nun wieder zu planen, wenn sich die G8 minus Russland, also
G7, im oberbayerischen Schloss Elmau treffen. Die Welt kann so
idyllisch sein. Allerdings sind die Erwartungen an das
Polit-Spektakel in Bayern so mager wie die Wiesen um Schloss Elmau.
Es fiel den Organisatoren schwer, sich aus der Vielzahl der
weltpolitisch brisanten Themen eine Handvoll herauszugreifen. Eine
große, alles überwölbende Botschaft an die Völker wird es ohnehin
nicht geben. US-Präsident Barack Obama kommt ohnehin eher
angeschlagen nach Bayern. Die Republikaner schlagen ihm zu Hause ein
ums andere Mal Projekte um die Ohren. Der als Superstar gestartete
US-Präsident geht in die Zielgerade seiner zweiten und letzten
Amtszeit. Große internationale Erfolge hat er nicht vorzuweisen. Auch
in Elmau sind von ihm keine Wunderdinge zu erwarten. Vor malerischer
Bergkulisse will man sich dort etwa über eine neue
Entwicklungspolitik, den Klimaschutz, Gesundheit, Frauen oder den
internationalen Handel verständigen, wie die deutschen Gastgeber
planen. Die aktuellen Entwicklungen, von ertrinkenden Flüchtlingen im
Mittelmeer, brutalem IS-Terror bis zur verheerenden Ebola-Epidemie,
diktieren den Staats- und Regierungschef allerdings die Agenda. Und
das ist auch gut so. G7 ist zuletzt immer mehr zu einem abgehobenen
Club verödet, der an weiträumig abgesperrten Orten unverbindliche
Erklärungen produzierte. Dabei sind die Probleme der Welt so groß,
dass von den Großkopferten wenigstens für einige davon gangbare
Lösungswege aufgezeigt werden müssten. Dass es nicht nur beschauliche
Bilder aus Oberbayern geben wird, dafür werden schon mehrere Tausend
Protestierer sorgen, die den Gipfel zu wütender
Anti-Kapitalismuskritik umfunktionieren wollen. Es sind dies
internationale Wutbürger, die gegen den inhumanen Umgang mit
Flüchtlingen, gegen die Verelendung ganzer Regionen, gegen den
Raubbau an der Natur oder gegen unkontrollierte Geheimdienste und
ungebändigte Kapitalmärkte Richtung Elmau ziehen wollen. All das sind
berechtigte Kritikpunkte. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass dieser
Protest auch friedlich bleibt und nicht Bilder von Gewalt diese
Anliegen überdecken. Nur friedlicher, gewaltloser Protest macht Sinn.
Wo dagegen Steine fliegen, wird berechtigter Kritik ein Bärendienst
erwiesen. Zudem wird in Elmau auch über den nicht eingeladenen
Wladimir Putin gesprochen werden. Unmittelbar vor dem Treffen mehren
sich die Stimmen, etwa aus der deutschen Wirtschaft, die die
Anwesenheit des Kremlchefs fordern. Doch der wurde wegen der
Krim-Aggression und der unerklärten Unterstützung für die
Ost-Ukraine-Separatisten geächtet. Zumindest ein Signal, dass man
sich mit Moskau trotzdem wieder an einen Tisch zu setzen gedenkt -
trotz der Völkerrechtsverletzungen -, stünde dem Treffen in Elmau gut
zu Gesicht.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
568326
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: zu: Maut
Kommentar von Rudi Wais Karlsruhe (ots) - Populär ist sie nicht, die geplante Pkw-Maut -
aber deshalb verstößt sie nicht automatisch gegen den Geist der
Europäischen Verträge. Die jüngsten Spekulationen, nach denen die
EU-Kommission bereits ein Verfahren gegen Deutschland vorbereitet,
dürfen Verkehrsminister Alexander Dobrindt deshalb nicht groß
beunruhigen. Zum einen kann ein solches Verfahren frühestens dann
eingeleitet werden, wenn das Maut-Gesetz tatsächlich in Kraft
getreten ist, also vermutlich irgendwann im Lauf des Sommers. Und zum
anderen ist damit mehr...
- Lausitzer Rundschau: Sarkozys Zeitreise
Frankreichs Konservative und ihre neue alte Führungsfigur Cottbus (ots) - Wer am Samstag beim Parteitag der französischen
Konservativen war, kam sich wie bei einer Zeitreise vor: Nicolas
Sarkozy hetzte gegen die Sozialisten, wie er es seit dem Wahlkampf
2007 tut. Seine 45 Minuten lange Rede enthielt inhaltlich nichts
Neues. 2007 wurde er mit seiner Rhetorik zum Präsidenten gewählt. Das
soll ihm zehn Jahre später, 2017, noch einmal gelingen. Deshalb
änderte er nun den Namen seiner von Skandalen und Streitigkeiten
gebeutelten UMP. Doch der Mann an der Spitze der neuen Partei bleibt
der alte: mehr...
- Lausitzer Rundschau: Kein Vertun mit Putin
Russlands Schwarze Liste und die Auswirkungen in Europa Cottbus (ots) - Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht
Dasselbe. Die russische Einreise-Verbotsliste gegen 89 EU-Politiker
ist keine legitime Reaktion, wie Moskau behauptet. Keiner der
Betroffenen hat je einen Teil Russlands annektiert oder so etwas vor.
Die EU-Sanktionen gegen russische Militärs und Politiker, die die
Annexion der Krim betrieben haben, sind hingegen eine noch milde
Reaktion auf einen eklatanten Bruch des Völkerrechts. Das
beantwortet auch die Frage, ob Russland zum Treffen der G7 nächste
Woche auf Schloss mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NRW-Parteitag der Grünen Bielefeld (ots) - Mehr Ehrlichkeit - vor allem vom politischen
Gegner - zu fordern ist einfach. Wenn den NRW-Grünen aber die
Klimarettung wirklich wichtig wäre, würden sie mehr riskieren. Dann
würden sie der Ministerpräsidentin mächtig einheizen. Oder trauen
sich die Grünen in Düsseldorf nicht, die Machtfrage zu stellen?
Schließlich ist es Hannelore Kraft (SPD), die vorgibt, mit ganzer
Kraft gegen ein baldiges Aus der Braunkohle-Kraftwerke zu kämpfen.
Es geht um Arbeitsplätze. Jeder Job, der wegfällt, ist einer zuviel.
Doch mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum russischen Einreiseverbot für EU-Politiker Bielefeld (ots) - Es gibt in Deutschland eine Menge Leute, die die
russischen Einreiseverbote für 89 EU-Politiker für eine
verständliche, wenn nicht gar berechtigte Reaktion auf die Sanktionen
des Westens halten. Und so argumentiert Moskau ja auch. Freilich,
wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht Dasselbe. Ob
CDU-Mann Karl-Georg Wellmann, die Grüne Rebecca Harms oder
Kanzlerberater Uwe Corsepius, sie alle eint eine Eigenschaft: Keiner
von ihnen hat je einen Teil Russlands annektiert oder so etwas vor.
Die russische Einreiseverbotsliste mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|