Lausitzer Rundschau: Zu den neuen Schätzungen über Flüchtlingszahlen / Das steckt Deutschland weg
Geschrieben am 18-08-2015 |
Cottbus (ots) - Die neue Flüchtlingszahl - egal, ob es am Ende nun
650 000 oder 750 000 sein werden in diesem Jahr - übertrifft alle
bisherigen Rekorde. Jedenfalls wenn man nur das Asyl betrachtet. Wo
sind die Grenzen der Aufnahmefähigkeit? Sie waren in Deutschland
schon immer sehr weit. Die Bundesrepublik und die DDR haben nach dem
Krieg zwölf Millionen Vertriebene aufgenommen, die alten Länder bis
zum Fall der Mauer dazu noch 3,7 Millionen Flüchtlinge und
Übersiedler aus der damaligen DDR und rund 4,4 Millionen Aussiedler
aus Russland und anderen osteuropäischen Ländern. Zahlen wie jetzt
gab es durchaus schon mal, 1989 etwa, als Übersiedler und die
Flüchtlinge aus der DDR erst die Züge und dann die Turnhallen
fluteten, oder 1993, als die Balkanflüchtlinge dazukamen. Immer gab
es Probleme, doch waren es Probleme des Übergangs. Nach ein paar
Jahren, spätestens nach einer Generation, waren sie weitgehend
vergessen. Die normale Migration kam ja noch dazu. Die
Aufnahmebereitschaft ist ein Problem. Die Aufnahmefähigkeit war es in
Deutschland bisher noch nie. Natürlich, die DDR-Flüchtlinge haben
sich für die westdeutsche Gesellschaft anders "angefühlt" als Syrer
oder Kosovaren. Sie waren Landsleute und teilten Sprache und Kultur.
Aber mit Wohnungen und Arbeitsplätzen versorgt werden mussten auch
sie, Konkurrenzgefühle und Ablehnung blieben auch ihnen gegenüber
nicht aus. Noch mehr galt das für Aussiedler. Auch unter den jetzt
ankommenden Kriegsflüchtlingen sind viele, die ausgesprochen
leistungswillig sind. Sie haben ihre todesmutige Flucht nicht für
Hartz IV begonnen. Und die Wirtschaft lechzt förmlich nach
personellem Nachschub. Deutschland kann die aktuelle
Flüchtlingswelle verkraften. Entscheidend ist allerdings, dass die
Betreuung tatkräftig organisiert wird, über die erste Hilfe hinaus.
Sprachunterricht, Ausbildung, Arbeitsvermittlung, Integration. Die
neue Rekordzahl bedeutet daher vor allem, dass ein Flüchtlingsgipfel
außerordentlich dringlich ist und praktische Beschlüsse fassen muss,
anstatt die Probleme nur hin- und herzuschieben. Unter dem Strich hat
die Migration Deutschland massiv genutzt, auch die ungesteuerte über
das Asyl. Sie hat der Wirtschaft einen stetigen Strom von
Arbeitskräften geliefert. Sie hat das Land jünger gehalten, als es
sonst wäre. Sie hat es weltoffen gemacht. Durch Aussiedler, Migranten
und Flüchtlinge hat Deutschland heute starke Brücken nach Polen, in
den Balkan, in die Türkei und nach Russland. Syrien wird neu
dazukommen. Man kann natürlich sagen, das brauchen wir alles nicht.
Aber dann brauchen wir auch Deutschland nicht, so wie es jetzt ist.
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Lausitzer Rundschau
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