Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur Anschlagsserie in Israel
Geschrieben am 13-10-2015 |
Stuttgart (ots) - Gespenstisch sind diese Vorgänge aufgrund der
Entschlossenheit der Täter - die sehr genau wissen, dass ihre
Überlebenschancen gering sind. Und sie sind erschreckend, weil vor
dieser Gewalt selbst der beste Sicherheitsapparat der Welt
kapitulieren muss: Die Täter handeln offenbar aus eigenem Antrieb,
ohne eine Terrororganisation im Hintergrund, die sie auf die Taten
vorbereitet. Wenn aber schon Küchenmesser und Autos zur tödlichen
Waffe werden, dann stoßen Polizei, Militär und Geheimdienste an ihre
Grenzen. Dann muss die Regierung Netanjahu einsehen, dass es sich
hier um ein politisches Problem handelt - und nicht nur um eine Lücke
im Sicherheitssystem, die es zu stopfen gilt. Israel hat den Terror
lange Zeit erfolgreich ausgesperrt. Desillusioniert von gescheiterten
Vermittlungsversuchen und auf der Suche nach Normalität blenden viele
Israelis den Konflikt heute weitgehend aus. Sie leben ihren Alltag,
die Belange des Volks jenseits der Mauer werden den Militärs
überlassen. Doch die militärische Beherrschbarkeit ist eine Illusion.
Eine wirkliche Perspektive bietet nur die Diplomatie.
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