Lausitzer Rundschau: Mehr Schwarm-Intelligenz
Zur europäischen Sicherheitspolitik in Zeiten des Terrors
Geschrieben am 20-11-2015 |
Cottbus (ots) - Hillary Clintons Verwunderung über die
Sicherheitspolitik in Europa ist absolut nachvollziehbar. In den USA
hat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 innenpolitisch eine
neue Zeitrechnung begonnen. Zweifellos wurde dabei manches
übertrieben, etwa die Allmacht der Überwachung durch die NSA. Oder
die mangelnde Kontrolle der Dienste. Aber über alle Ein- und
Ausreisen hat man in den USA inzwischen ein sehr genaues Bild, sodass
registrierte Gefährder kaum eine Chance haben, ins Land zu kommen.
Die Sicherheitsbehörden wurden massiv ausgebaut und vernetzt, über
die Grenzen der US-Staaten hinweg. Die innere Sicherheit steht oben
auf der Agenda und wird finanziell wie politisch entsprechend
behandelt. Von all dem ist Europa bisher weit entfernt. Wie viele
Anschläge braucht dieser Kontinent noch, um zu verstehen, dass man
dem Terrorismus mit Kleinstaaterei nicht beikommen kann? Die
Attentäter sind mobil, kooperieren international und suchen ihre
Ziele überall. Aber die Sicherheitsdienste blicken nur bis zu ihrer
eigenen Landesgrenze. Es ist absolut nicht hinnehmbar, dass ein
erkannter Gefährder wie der Drahtzieher der Pariser Attentate,
Abaaoud, so oft durch Europa reisen konnte, ohne aufzufallen. Auch
durch Deutschland. Es ist unerklärlich, dass es immer noch ganze
Staaten gibt, die mit dem Rest der Sicherheitsapparate Europas nicht
per automatischen Datenaustausch verbunden sind. Und ebenso, dass man
EU-Bürger bei der Einreise in den Schengen-Raum nur im Ausnahmefall
überprüft, sodass heimkehrende Syrien-Dschihadisten mit dem richtigen
Pass erst freies Reisen und dann freie Schussbahn haben. Am Freitag
ist über all diese Themen in Brüssel gesprochen worden, erneut. Schon
nach den Attentaten gegen die Redaktion von Charlie Hebdo Anfang des
Jahres sollte sich ja einiges ändern, doch hat die Umsetzung quälend
lange gedauert. Das damals beschlossene gemeinsame
Terrorabwehrzentrum beginnt zum Beispiel erst Anfang 2016 mit der
Arbeit. Jetzt, nach Paris, soll alles beschleunigt werden. Wieder
einmal musste erst etwas passieren. Diese Betulichkeit muss Europa
schnellstens ablegen. Absolut überflüssig ist in dieser Situation
allerdings der von der EU-Kommission vorgeschlagene Aufbau eines
neuen europäischen Super-Geheimdienstes, der nur wieder Zeit und Geld
kostet. Die nationalen Geheimdienste sind viel näher dran an den
radikalen Milieus, und sie sprechen ihre jeweilige Landessprache. Nur
müssen sie eben miteinander kooperieren. Europa braucht im Kampf
gegen den Terror keine neue Behörde, aber viel mehr
Schwarm-Intelligenz.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
580072
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Angela Merkel Hagen (ots) - Adenauer steht für die Westbindung, Brandt für
die Ostpolitik und Kohl für die Vereinigung. Und welches historische
Projekt verbinden wir mit Merkel? Keins. Noch keins. Denn die Einheit
Europas, die eine ihrer Herzensangelegenheiten sein könnte, fliegt
der mächtigsten Frau der Welt gerade um die Ohren.
Herzensangelegenheit? Das ist ein Wort, das eigentlich nur
schwer mit Merkel in Verbindung zu bringen ist. Die Kanzlerin ist
Pragmatikerin, Realistin, keine Visionärin, kein Bauchmensch. Das ist
gut in einer Zeit, mehr...
- Westfalenpost: Terrorbekämpfung Hagen (ots) - Das Entsetzen über die Anschläge in Paris, die
Trauer über die Opfer und die Unsicherheit sind noch nicht gewichen,
da folgt der nächste feige Angriff: Dschihadisten, die sich selbst
Gottes-Krieger nennen, stürmen ein Hotel in Malis Hauptstadt Bamako,
nehmen Gäste als Geiseln, drohen mit ihrer Ermordung. Wieder ein
Gewaltexzess, wieder islamistische Terroristen, die anscheinend
unaufhaltsam einem völlig falsch verstandenem Gottesbild folgend
Schrecken verbreiten. Und Tod bringen. Der neuerliche Angriff
lässt die mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Teure Fehler am BER / Kommentar von Thomas Fülling zum Berliner Großflughafen Berlin (ots) - Schlechtes Management machte den BER zur
"Goldgrube" für die Baufirmen, wie es Martin Delius (Piraten),
Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses, formulierte. Die
Flughafengesellschaft wurde nach der Kündigung der pgbbi geradezu mit
Nachforderungen der Firmen überschwemmt, war am Freitag zu hören.
Darunter, wie im Fall Siemens, auch für Leistungen, die nicht mal im
Ansatz erbracht wurden. Bleibt zu hoffen, dass der neue Flughafenchef
Karsten Mühlenfeld und die BER-Eigentümer die alten Fehler nicht
wiederholen. mehr...
- Westfalen-Blatt: zur Terrorgefahr Bielefeld (ots) - Schon wieder zielt ein radikal-muslimischer
Anschlag auf Frankreich. Unter den Hotelgästen in Bamako sollen
sich viele Franzosen befinden, die Unterkunft wird häufig von
Personal der Fluglinie Air France gebucht. Und Frankreich, Malis
ehemalige Kolonialmacht, führt den Kampf gegen die Islamisten in der
Sahelzone militärisch an. In Mali hat sich nicht die Terrormiliz
»Islamischer Staat« (IS) zu der Geiselnahme bekannt. Zwei mit
El-Kaida verbundene Gruppen nehmen den Angriff für sich in Anspruch.
Dass der mehr...
- Sonntag aktuell: zum Parteitag der Südwest-CDU Stuttgart (ots) - Die CDU ist noch weit weg von der Rückeroberung
der Regierung. Die neuen Umfragen beweisen, dass Parteimeinung eben
nicht gleich Bürgermeinung ist. Die CDU würde derzeit nur auf 37
Prozent kommen, und viele Bürger hätten weiter lieber Winfried
Kretschmann statt Guido Wolf als Ministerpräsidenten. Was folgt
daraus? Die CDU, aber auch alle anderen im Landtag vertretenen
Parteien sollten bis zum Wahltag am 13. März 2016 jede Gelegenheit
nutzen, um mit inhaltlichen Konzepten und weniger mit Schlagworten um
die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|