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Clausnitz-Bürgermeister Michael Funke bei stern TV: "Wir müssen den Ruf unserer Region unbedingt gerade rücken"

Geschrieben am 25-02-2016

Köln (ots) - Eine Woche nach den Übergriffen von Clausnitz zeigt
sich Bürgermeister Michael Funke, der am vergangenen Donnerstag vor
Ort alles miterlebte, noch immer betroffen von den Vorfällen in
seiner Gemeinde. "Ich bin seelisch angekratzt. Dass ich das miterlebt
habe, belastet mich sehr", so Funke am Mittwochabend live bei stern
TV. Ein großes Anliegen sei es ihm nun, den Ruf von Clausnitz
wiederherzustellen. "Wir haben eine Mission zu erfüllen. Wir müssen
den Ruf unserer Region wieder gerade rücken, wir müssen alles
versuchen. Ob uns das gelingt, kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht
sagen." Funke geht davon aus, dass viele der rund 100 wütenden
Menschen vor dem Bus nicht aus Clausnitz stammen - und widerspricht
damit den Angaben der Polizei. "Viele Gesichter, die dort vor dem Bus
standen, kannte ich nicht."

Auch Wolfram Fischer, der als Dolmetscher im Bus die Situation
hautnah miterlebte, kann die Darstellung der Ereignisse durch die
Polizei nicht in allen Punkten nachvollziehen. "Ich hatte nicht
Eindruck, dass die Polizei aktiv gegen die Menge vorgegangen ist",
berichtete der 68-Jährige bei stern TV. Die Aussagen der Polizei,
laut der die Provokationen von den Flüchtlingen ausgegangen seien,
sei zudem eine Fehldarstellung. "Die Provokation kam aus der
Menschenmenge." Der 68-Jährige berichtete von einer Atmosphäre voller
Angst, Entsetzen und Furcht im Bus, teilweise sogar von Todesangst.
"Die Kinder fingen an, zu weinen, dann fingen die Frauen an, zu
weinen und draußen wurde es immer lauter." Die Ereignisse sind auch
an Fischer nicht spurlos vorübergegangen. "Ich habe nie Hass, Hetze
erlebt in meinem eignen Land - und muss in solche hasserfüllten
Gesichter gucken. Das Ganze geht mir ans Herz."

Iris Gleicke (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für die neuen
Länder und für Mittelstand und Tourismus, sieht die Vorfälle in
Sachsen mit großer Sorge. "Ich schäme mich fürchterlich für meine
Landsleute - in Sachsen genauso wie in Thüringen", so die
Politikerin. Sie warnte zudem davor, dass Sachsen durch Vorfälle wie
die von Clausnitz, Bautzen oder Heidenau ins Abseits gerate und
richtete bei stern TV mahnende Worte an die Politik: "Es ist in den
letzten Jahrzehnten in Sachsen zu häufig weggeschaut worden", so
Gleicke. Sie erwarte eine klare Haltung gegen rassistische und
fremdenfeindliche Stimmung. "Es gibt keine klare Haltung. Die
vermisse ich auch vom Ministerpräsidenten" richtete sie ihre Kritik
an Sachsens Landeschef Stanislaw Tillich (CDU). Auch die Polizei in
Sachsen zeige manchmal eine fragwürdige Haltung. "'Nicht der Mob ist
das Problem, sondern die anderen' - diese Haltung geht nicht."
Dolmetscher Wolfram Fischer war es am Ende des Gesprächs ein
Anliegen, noch eine Lanze für seine Landsleute zu brechen. "Eine
Pauschalisierung wie "die Sachsen" ist ungerecht. Denken Sie an die
vielen ehrenamtlichen Helfer. "Die Sachsen" sind so nicht - wir haben
auch Sachsen, die ein Herz haben."



Pressekontakt:
Heike Foerster & Simone Steinmetz
foerster@sterntv.de
steinmetz@iutv.de
0221/951599-0


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