Börsen-Zeitung: Draghi reloaded, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs
Geschrieben am 10-03-2016 |
Frankfurt (ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut zum
geldpolitischen Rundumschlag ausgeholt und damit ihr gigantisches
währungspolitisches Experiment fortgesetzt. Handelte es sich um Filme
mit EZB-Präsident Mario Draghi in der Hauptrolle, könnte man jetzt
von "Draghi reloaded" sprechen. Wie es leider so oft mit solchen
Filmfortsetzungen der Fall ist, weiß aber auch dieses Sequel
überhaupt nicht zu überzeugen - und das ist nicht nur der
Marktreaktion geschuldet.
Dass die EZB erneut in die Vollen gegangen ist, dürfte stark
dadurch motiviert sein, dass Draghi und die Seinen positiv
überraschen wollten - nachdem sie im Dezember für Enttäuschung
gesorgt hatten. Zumindest erst einmal ist das aber gehörig
schiefgegangen. Das zeigt auch, wie gefährlich das Spiel mit den
Märkten und deren Erwartungen ist, das Draghi doch vermeintlich so
virtuos beherrscht.
Wenngleich die Motivation auch eine andere gewesen sein mag, kann
man sich doch des Gefühls nicht erwehren, dass die EZB überreagiert
oder in Panik verfallen ist. Für beides besteht kein Anlass und
beides ist brandgefährlich. Natürlich ist die Lage alles andere als
komfortabel: Die Wirtschaft schwächelt ein wenig und die Inflation
ist unter null abgesackt - ganz zu schweigen von den politischen
Konflikten. Aber zur Schwarzmalerei besteht kein Grund. Leider
schüren Draghi & Co. aber mit ihrem Aktionismus Sorgen - getreu dem
Motto: Was weiß die EZB, was wir nicht wissen? Da dürfen sich die
Euro-Hüter nicht wundern, wenn sich Attentismus breitmacht.
Seinen Kritikern hält Draghi nun gerne vor, dass Nicht-Handeln
noch größere Risiken berge und es besser sei, zu viel als zu wenig zu
tun. Aber es geht ja nicht darum, nichts zu tun! Erstens hat die EZB
viel - wohl zu viel - getan. Aber zum Wesen von Geldpolitik gehört
es, dass das Zeit braucht. Und zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass
die Geldpolitik aktuell weniger wirkungsvoll ist. Deswegen ist es
zweitens umso wichtiger, dass endlich diejenigen zu Potte kommen, die
gefragt sind: die Politiker. Es braucht nicht noch ein
konjunkturelles Strohfeuer, sondern Strukturreformen für ein höheres
Potenzialwachstum.
Das Problem an Draghis Argumentation ist zudem Folgendes: Die
Risiken dessen, weniger statt mehr zu tun, sind kurzfristig zwar
greifbarer als im umgekehrten Fall. Dafür aber sind die langfristigen
Risiken, wenn zu viel getan wird, im Notfall viel gravierender. Das
gilt für die Finanzstabilität, für das politisch-gesellschaftliche
Gefüge und letztlich auch für das Vertrauen der Menschen in eine
Währung und das Geld. Dass Letzteres vollends verloren geht, kann
nicht im Interesse von "Super-Mario" sein.
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