Neue Westfälische (Bielefeld): EU einigt sich mit der Türkei
Lösung - welche Lösung?
Knut Pries, Brüssel
Geschrieben am 18-03-2016 |
Bielefeld (ots) - Seit Frühjahr 2015 war dies nun schon das neunte
europäische Spitzentreffen zur Flüchtlingskrise. Von einer Lösung,
einer europäischen gar, kann indes nicht die Rede sein. Der
Türkei-Pakt, wenn er denn das Stadium praktischer Verwirklichung
erreicht, schafft allenfalls begrenzte Erleichterung im
Balkan-Korridor. Dafür muss eine autoritäre Regentschaft politisch
umarmt werden, zu der man im Sinne europäischer Werte lieber Abstand
hielte. Das beste Argument für den Deal lautet: Eine sauberere und
kurzfristig wirksame Alternative ist nicht in Sicht. Das mag ein
Grund sein, die Abmachung trotz aller Bedenken passieren zu lassen.
Es heißt allerdings noch lange nicht, dass sie auch funktioniert. Die
rechtlichen und praktischen Probleme sind enorm. Die rechtlichen
Zweifel gelten in erster Linie der Türkei: Wie wird sie mit den
abgewiesenen und zurückgeschickten Migranten umgehen? Was wird aus
Afghanen, Irakern und anderen nicht-syrischen Flüchtlingen mit
Schutzanspruch? Wie werden die Wenigen ausgewählt, die eine Bleibe in
der EU bekommen sollen? Und selbst wenn sich die Türkei durch einige
Klauseln im Gesetzbuch juristisch als sicheres Drittland qualifiziert
- der Weg von Paragrafen zur Wirklichkeit ist lang. Die praktischen
Probleme türmen sich vor allem in Griechenland. Ausgerechnet das in
der Finanzkrise am schlimmsten abgestürzte Land muss nun im
Eilverfahren eine umfängliche Abfertigungslogistik aufbauen, mit
Richtern, Sachbearbeitern und Hilfspersonal, mit Büros und
Unterkünften. Bis hin zum geschlossenen Teil der
"Aufnahmeeinrichtungen", von dem die offiziellen Verlautbarungen
schamhaft schweigen - Unterbringung und Bewachung derer, die mit der
Rücküberstellung in die Türkei nicht einverstanden sind. Außerdem
müsste der Andrang über die Ägäis steil nach unten gehen. Nur dann
nämlich sind die im Austauschverfahren aus der Türkei zu
übernehmenden syrischen Flüchtlinge im Rahmen bestehender
Verteilungskontingente unter den EU-Staaten unterzubringen. Aber
gesetzt, die Schwierigkeiten können überwunden werden und die
Einfallspforte Türkei schließt sich tatsächlich im Sinne Merkels und
der anderen Antreiber des Konzepts - es würde ja nur die irreguläre
Zuwanderung auf diesem einen Wege stoppen. Es bliebe die reguläre
derer, die ihren Anspruch auf Schutz dann im geregelten Verfahren
geltend machen können. Und für all die, die auf dem Weg über
Griechenland chancenlos sind, gibt es alternative Zugangsoptionen.
Schon haben mit dem besseren Wetter auch die Zahlen auf der zentralen
Mittelmeerroute Libyen - Italien wieder zugenommen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
587412
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Überflüssige Opernstiftung / Kommentar von Volker Blech zur Berliner Opernstiftung Berlin (ots) - Die Opernstiftung ist mal in Berliner
Finanzkrisenzeiten gegründet worden, damit sich die Opernleute
untereinander auf das attraktivste und vernünftigste Angebot für
Berlin einigen. Diesmal drohen die Absprachen schiefzugehen. Die
Deutsche Oper beharrt darauf, ihren Anspruch auf einen neuen "Ring"
bereits 2012 angemeldet zu haben. Die Staatsoper hat vor allem ein
Argument: Stardirigent Daniel Barenboim. Möglicherweise erleben wir
gerade den Anfang vom Ende der Berliner Opernstiftung. Barenboim hat
bereits sein Interesse mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Abwägen / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Rundfunkbeitrag Mainz (ots) - Machen wir uns nichts vor: Nur mit größter
juristischer Mühe ist es dem Bundesverwaltungsgericht gelungen, den
Rundfunkbeitrag für rechtens zu erklären. Früher war es so: Jemand
hatte ein Gerät, man konnte getrost davon ausgehen, dass er es auch
benutzte, deshalb musste er Gebühr bezahlen. Seit 2013 ist Beitrag
für jede Wohnung schon dann fällig, wenn dort Empfang möglich ist.
Punktum. Das ist schon etwas anderes. So spürt man jetzt durchaus ein
Gschmäckle von Zwangsfinanzierung, und ob die nächst höhere Instanz,
das mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Holger Schellkopf zum Streit um die Rundfunkgebühren Regensburg (ots) - Die Entscheidung der Richter in Leipzig war
ebenso unausweichlich wie die Fortsetzung des Theaters. Der Streit um
die Rundfunkgebühren wird jetzt also vor dem Bundesverfassungsgericht
ausgetragen. Egal, wie die Entscheidung dort ausfällt, am
grundsätzlichen Bedarf einer Veränderung des Systems wird sich nichts
verändern. Mit den gegen die Zwangsabgabe plärrenden Rechtsausleger,
die dann - siehe AfD - gleichzeitig einen durch Steuern finanzierten
Staatsfunk fordern, hat das indes wenig zu tun. Es geht vielmehr
darum, mehr...
- Sonntag aktuell: Kommentar zu den bevorstehenden Urteilen in den Kriegsverbrechertribunalen gegen Karadzic und Bemba Stuttgart (ots) - Die Taten mögen zwar lange her sein, die Mühlen
von Fahndung und Justiz zuweilen unerträglich langsam gemahlen
haben, aber diese Verbrechen vergehen nie für die Versehrten,
Traumatisierten und Hinterbliebenen. Ihr Schicksal und das der
Ermordeten rechtfertigt all den Aufwand für Gerichte dieser Art.
Eines steht fest, ergeht ein Urteil, das die politische
Verantwortung für das Ungeheuerliche klar zuweist und zugleich
rechtsstaatlichen Maßstäben genügt, ist enorm viel erreicht: ein
Minimum an Gerechtigkeit für mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Kontrollen reichen nicht - Kommentar von Gilbert Schomaker Berlin (ots) - Berlins Polizei versucht es mit Druck: Regelmäßig
winken Beamte des Verkehrsdienstes hochmotorisierte Autos aus dem
Verkehr und kontrollieren die Veränderungen, damit die Wagen
schneller und lauter werden. Zivilstreifen fahren über den Kudamm, um
Fahrer zu stellen, die mit Tempo 80 über die Busspuren rasen.
Dass die Polizei so massiv gegen die Raserszene vorgeht, hat einen
Grund, den man nicht vergessen darf. Auslöser war ein Unfall bei
einem Autorennen auf dem Kurfürstendamm, bei dem ein unschuldiger
Fahrer eines mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|