Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gauck in China
Geschrieben am 21-03-2016 |
Bielefeld (ots) - Was sagt Joachim Gauck? Heute wird der
Bundespräsident seine mit Spannung erwartete Grundsatzrede in der
Tongji-Universität von Shanghai halten. Ein Spagat - wie sein erster
Staatsbesuch in China überhaupt.
Gauck will und muss die deutschen Beziehungen zum »Reich der
Mitte« pflegen. Nicht ohne Grund hat er gestern zu Beginn der
Gespräche mit Staats- und Parteichef Xi Jinping eher das Verbindende
als das Trennende betont. Das ist das kleine Einmaleins der
Diplomatie - und ja, das ist auch wichtig fürs Geschäft. Wer da nur
moralinsauer die Nase rümpft, hat von Realpolitik nicht viel
verstanden und wohl vom Konzept »Wandel durch Annäherung« noch nie
etwas gehört.
Doch auch die Erwartungen der Menschenrechtsorganisationen an
Gauck sind hoch. Zu Recht, denn die Freiheit ist sein Lebensthema -
und ihre Unterdrückung in China immer noch brutaler Alltag. Dazu
wird der überzeugte Antikommunist nicht schweigen können, wenn er
sich nicht selbst verleugnen will. Gauck weiß darum, und er weiß um
die Bedeutung seiner Worte, die weltweit Beachtung finden werden.
Anbiedern wird er sich kaum, das entspricht nicht seinem Stil - und
es widerspräche auch seiner Verantwortung als deutsches
Staatsoberhaupt.
Was sagt Joachim Gauck? Das lässt sich auch angesichts einer
zweiten Amtszeit des Bundespräsidenten fragen. Nicht
unwahrscheinlich, dass sich Gauck dazu bald nach seiner Rückkehr aus
China erklärt. Und wenn etwas gegen ihn spricht, ist es wohl nur
sein Alter. Würde Gauck am 12. Februar 2017 tatsächlich noch einmal
gewählt, wäre er mit 82 Jahren immer noch im Amt. Eine große
Mehrheit hätte er trotzdem sicher, denn nur zu gern möchten sich
Union wie SPD im Jahr der Bundestagswahl einen zusätzlichen Wahlkampf
um den Posten des Staatsoberhauptes ersparen. In der Sache gibt es
ohnehin wenig zu kritteln. Gauck hat sich in den vergangenen vier
Jahren um das Land verdient gemacht. Und er hat nach Horst Köhlers
Flucht und Christian Wulffs Vertreibung aus dem Schloss Bellevue dem
Amt des Bundespräsidenten seine natürliche Würde zurückgegeben.
Dabei hat Joachim Gauck auch reüssiert, weil er das Positive
seiner Vorgänger übernommen hat, ohne ihre Schwächen zu kopieren. Wie
Köhler ist auch Gauck ein Bürgerpräsident, doch führt er das Amt
nicht gegen die Politik. Anders als Wulff entstammt er keiner Partei,
dennoch wirft er sich für die Parteiendemokratie in die Bresche. Der
Versuchung, ein Nebenkanzler zu sein, ist er nie erlegen. So ist es
heute noch mehr als früher ein Rätsel, warum sich Angela Merkel so
lange gegen einen Bundespräsidenten Joachim Gauck gewehrt hat.
Gauck hat bewiesen, dass das Amt bei ihm in guten Händen ist.
Jetzt muss er entscheiden, ob er sich eine zweite Amtszeit zumuten
will. Zutrauen tut er sie sich in jedem Fall, an Selbstvertrauen hat
es ihm noch nie gemangelt. Was aber sagt Joachim Gauck?
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
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