Mittelbayerische Zeitung: Der Banker der Zukunft / Die Branche befindet sich in einem Umbruch. Das hat massive Folgen für Kunden und Mitarbeiter. Leitartikel von Christine Hochreiter
Geschrieben am 10-04-2016 |
Regensburg (ots) - Über das wechselhafte Ansehen des Bankiers in
der Öffentlichkeit mokierte sich Jean de la Bruyère schon im 17.
Jahrhundert. Liefen die Geschäfte schlecht, gelte er als Nichts und
als Flegel, laufe es gut, bitte ihn jedermann um die Hand seiner
Tochter. Ginge es nach dem französischen Moralisten, würden
heutzutage wohl nicht so viele Ehen mit Bankern geschlossen. In einem
Ranking der unbeliebtesten Berufe liegt der Bankkaufmann auf Rang
acht - nicht so weit entfernt von Versicherungsvertretern und
Politikern. Die Bankenbranche steckt in einem gravierenden Umbruch.
Das Filialnetz wird zunehmend dünner und für immer mehr
Geschäftsstellen läuten die Sterbeglocken. So wollen die Oberpfälzer
Genossenschaftsbanken bis zum Jahr 2020 jede dritte Filiale
schließen. Und auch die Sparkassen machen Geschäftsstellen dicht oder
ersetzen Menschen durch Automaten. Im Freistaat stehen 220 Filialen
vor dem Aus. Besonders ältere Kunden müssen künftig wohl längere Wege
auf sich nehmen, wenn sie sich offline vor Ort beraten lassen wollen.
Fakt ist: Durch die wohl noch länger andauernde Niedrigzins-Politik
der Europäischen Zentralbank lastet auf den deutschen Banken ein
enormer Kostendruck. Die Geldflut der EZB macht Kredite ultrabillig.
In der Folge werfen Sparbuch, Festgeldkonto und Co. so gut wie nichts
mehr ab. Die Gewinne schmelzen wie Butter in der Sonne. Und so
mancher Kritiker der europäischen Notenbank beschwört schon das
Gespenst einer Destabilisierung des Bankensystems herauf. Die Folge:
Immer mehr Kreditinstitute heben die Gebühren für Leistungen rund um
das Girokonto an und verlangen Strafzinsen - bislang vereinzelt und
lediglich von Firmenkunden. Doch die EZB allein ist nicht schuld an
der schwierigen Situation der Bankenbranche. Härtere Vorgaben der
Regulierer treiben die Kosten und bekanntlich hat sich das
Kundenverhalten stark verändert. Die meisten Menschen erledigen
simple Transaktionen wie Überweisungen längst virtuell. Dies hat
einschneidende Konsequenzen für die Kreditinstitute. "Die Sparkassen
müssen da sein, wo die Menschen sind - und das ist heute immer
stärker im Internet." Mit diesen Worten verteidigte der Präsident des
Deutschen Sparkassen- und Giroverbands Georg Fahrenschon die jüngste
Schrumpfkur bei den Filialen. Großbanken wie die Commerzbank oder die
Hypovereinsbank - bei der HVB fiel fast die Hälfte aller Filialen weg
- haben den nötigen Aderlass bereits hinter sich.
Genossenschaftsbanken und Sparkassen haben dagegen mit Blick auf die
Digitalisierung Entwicklungen verschlafen und noch viele Hausaufgaben
zu erledigen. Sie müssen sich verändern und ihr Geschäftsmodell an
die neuen Gegebenheiten anpassen. Denn die EZB-Politik wird sich
eines Tages wieder in eine andere Richtung drehen, das
Kundenverhalten aber nicht. Bankmitarbeiter und das Berufsbild Banker
bleiben von all dem nicht unberührt. Zum einen werden der Sparzwang
und immer neue Vorgaben künftig in einem noch stärkeren Ausmaß den
Alltag prägen. Zum anderen wird die Zahl der Arbeitsplätze mit der
zunehmenden Konzentration deutlich abnehmen. Da es an Alternativen
fehlt, werden gerade Führungskräfte auch mit Gehaltskürzungen leben
müssen. Selbst erfahrene Banker suchen sich inzwischen neue
Erfahrungen außerhalb ihrer Branche. Doch die Aussichten sind nicht
so schlecht. Keine App wird eine persönliche vertrauensvolle Beratung
vor Ort ersetzen können, die genau auf die Bedürfnisse des Einzelnen
zugeschnitten ist. Es gilt also: Je besser qualifiziert ein
Mitarbeiter ist, desto größer sind auch seine Vermittlungschancen.
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