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Börsen-Zeitung: Peinliche Image-Delle, Kommentar zur geplanten Fusion von Deutscher und Londoner Börse von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 11-07-2016

Frankfurt (ots) - Über das Wochenende oder kurz davor muss sich
bei den Verantwortlichen der Deutschen Börse erhebliche Nervosität
eingestellt haben. Nur so lässt es sich erklären, dass die Schwelle
für die Annahmefrist des Börsenfusions-Tauschangebotes einen Tag vor
dem Ende der Annahmefrist von 75 auf 60 Prozent gesenkt und die Frist
um zwei Wochen bis zum 26. Juli verlängert wurde. Das Management der
Börse hat eindeutig befürchtet, dass die geplante Fusion mit der
London Stock Exchange dadurch platzen könnte, dass die
Mindestannahmeschwelle knapp verpasst wird.

Allerdings haben institutionelle Aktionäre des Unternehmens, die
die entscheidende Rolle spielen, klar signalisiert, dass sie die
Fusion befürworten. So hat erst in der zurückliegenden Woche die
britische Jupiter erklärt, dass ihr die Frage des Sitzes der neuen
Superbörse nicht besonders wichtig ist und sie das Tauschangebot
annehmen wird.

Die noch niedrigen Annahmewerte sind per se auch nicht
beunruhigend. Sie haben zudem begonnen stark anzuziehen, von 6,15
Prozent am Mittwoch auf rund 25 Prozent am Freitag. Es ist völlig
normal, dass institutionelle Aktionäre ein Angebot erst auf den
letzten Drücker annehmen. Auch bei dem dann letztlich am Einspruch
der EU-Wettbewerbshüter gescheiterten Versuch der Deutschen Börse,
mit der Nyse Euronext zu fusionieren, warteten Anteilseigner bis kurz
vor Toresschluss mit der Annahme.

Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zu damals. Zwar
galten die Beschränkungen für Indexfonds, was die Annahme von
Tauschangeboten betrifft, auch vor fünf Jahren. Seither hat der
Indexfondsmarkt jedoch seinen Boom fortgesetzt. Dadurch sind auch
automatisch die Anteile an der Deutschen Börse, die diese Fonds
halten, mit 15 Prozent mittlerweile deutlich höher. Es wurde also in
der Führungsetage des Unternehmens befürchtet, dass die Tatsache,
dass diese Fonds das Angebot erst nach Erreichen der Annahmeschwelle
ebenfalls annehmen dürfen, zum Verfehlen der Schwelle führen könnte.
Die Maßnahme der Deutschen Börse ist daher durchaus nachvollziehbar.

Nicht nachvollziehbar ist allerdings, warum sie erst jetzt ganz
kurz vor dem Fristende erfolgt ist. Schließlich sind weder der Boom
der Indexfonds noch deren Anteile und auch nicht ihre Regularien so
streng gehütete Geheimnisse, dass die Beteiligten keine Chance gehabt
hätten, dies zu wissen. Ganz im Gegenteil. Somit kann durch die
Maßnahme nicht nur der Eindruck von Panik, sondern auch von
mangelnder Professionalität entstehen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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