Lausitzer Rundschau: Schutzzaun für Apotheker
Gröhe will Online-Handel mit Arzneien auf Rezept verbieten
Geschrieben am 28-10-2016 |
Cottbus (ots) - Wer geglaubt hat, seine verschreibungspflichtigen
Arzneien demnächst billiger per Versand zu beziehen als in der
heimischen Apotheke, könnte bitter enttäuscht werden.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe ist jedenfalls wild entschlossen,
entsprechenden Online-Bestellungen einen gesetzlichen Riegel
vorzuschieben. Offenbar geht es ihm mehr um das Wohl der Apotheker
als um das der Patienten. Zweifellos kämpfen nicht wenige
Pharmazeuten ums geschäftliche Überleben. Insbesondere in
strukturschwachen Regionen müssen kleine Apotheken die Konkurrenz aus
dem Netz fürchten, für die der Europäische Gerichtshof kürzlich
grünes Licht gegeben hatte. Allerdings machen dort auch Arztpraxen
dicht, was den ortsansässigen Apotheken die Bilanzzahlen vermiest und
sie gleich mit in Bedrängnis bringt. Insofern sind Internet-Apotheken
eben auch eine gute Alternative. Das Argument der vermeintlich
unerlässlichen Vor-Ort-Beratung zieht ebenfalls wenig. Denn ein
verschreibungspflichtiges Medikament heißt deshalb so, weil es der
Arzt verordnet hat. Anders als bei frei erhältlichen Präparaten
sollte der Patient deshalb im Bilde sein, was er da genau einnimmt
und weswegen. Und wenn ein Mittel dauerhaft benötigt wird, braucht es
ohnehin keine immer wiederkehrende Information - der Patient weiß,
woran er ist. Zweifellos wittern die Krankenkassen durch den
Online-Versandhandel ein gewisses Einsparpotenzial. Aber die
Patienten hätten davon eben auch ihren finanziellen Vorteil. In
Zeiten rasanter wirtschaftlicher Veränderungen wäre es sicher ein
Anachronismus, ausgerechnet um die Apotheken politisch einen
Schutzzaun zu ziehen. Man darf gespannt sein, ob die SPD das dem
CDU-Gesundheitsminister durchgehen lässt.
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