(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Entscheidung aus Kalkül - ein Kommentar zum Vorstoß Angela Merkels in Sachen "Ehe für alle"

Geschrieben am 27-06-2017

Ravensburg (ots) - Nach Angela Merkels Vorstoß für eine
Gewissensentscheidung wird die "Ehe für alle" kommen und das ist
folgerichtig, Kritiker sprechen gar von einer verspäteten Anerkennung
der Wirklichkeit. Vor allem aber hat die Kanzlerin taktisch eine
Meisterleistung hingelegt, die innerparteilich jedoch nicht ohne
Reibungsverluste bleiben wird.

Lässt sich Ehe heute noch alleine vom Fortpflanzungsgedanken
definieren? In einer Zeit, in der es gerade in Großstädten und
Ballungsräumen eine Vielzahl an Lebensmodellen gibt, wo Kulturen
aufeinander stoßen und sich miteinander vermengen? Kaum, auch wenn im
Süden Deutschlands vielerorts das Lebensgefühl noch ein anderes sein
mag, Veränderungen Verunsicherungen auslösen und das traditionelle
Familienbild hochgehalten wird. Deshalb fordert Merkel zurecht
"Respekt und Achtung" für jene, die sich mit der Gleichstellung
schwer tun. Jenen sei aber auch die Sorge genommen, die "Ehe für
alle" schwäche die klassische Familie - es kommt nur eine Variante
hinzu, zahlenmäßig zudem eine sehr geringe.

Verwundert darf man dagegen fragen, weshalb sich die Kanzlerin das
Thema kurz vor der Bundestagswahl einverleibt. Der Gedanke liegt
nahe, Merkel treibt weniger eine Gewissensentscheidung um, denn eine
Entscheidung aus Kalkül. Der SPD hat sie ein wichtiges Wahlkampfthema
entrissen, panisch verlangen nun fast alle Parteien eine sofortige
Abstimmung über die Gleichstellung, als gebe es für sie noch was zu
retten. Nein, Merkel, noch kürzlich vor der "Kanzlerdämmerung", nutzt
das neuerliche Umfragehoch für diesen Schachzug. Einmal mehr, man
denke nur an Kernkraft, Mindestlohn, Mietpreisbremse und anderes, hat
sie mehrheitsfähige Forderungen der Opposition zu ihrer Sache
gemacht.

Der Sieg bei der Bundestagswahl ist Merkel nicht mehr zu nehmen.
Doch irgendwann wird es dem Land wirtschaftlich auch mal schlechter
gehen, irgendwann wird eine andere Partei den Kanzler stellen. Und
dann werden die christdemokratischen Anhänger fragen, nach dem
Markenkern der CDU.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schw?bische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

615492

weitere Artikel:
  • Allg. Zeitung Mainz: Zumutbar / Kommentar von Nicholas Matthias Steinberg zur Lage der Studenten Mainz (ots) - Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das gilt auch für Studenten. Kosten für Miete und Lebenshaltung steigen - doch nicht nur für den akademischen Nachwuchs. Ein jeder muss sich von dem Gedanken verabschieden, eine preiswerte Wohnung in perfekter Lage zu finden. Innenstadtnahes Wohnen ist Luxus. Auch die Kritik, dass Studenten sich wegen steigender Ausgaben immer häufiger etwas hinzuverdienen müssen, greift zu kurz. Natürlich müssen sie das. Durchschnittlich 15 Wochenstunden im Unihörsaal lassen einen Nebenjob durchaus mehr...

  • Südwest Presse: Zum Bundeshaushalt 2018 Ulm (ots) - Schäuble im Glück Wolfgang Schäubles Probleme hätten seine Vorgänger im Amt des Bundesfinanzministers gern gehabt: Er hat zu viel Geld. Am heutigen Mittwoch stellt er den Entwurf des Bundeshaushalts 2018 und der mittelfristigen Finanzplanung dem Kabinett und der Öffentlichkeit vor. Wo bis 2013 jedes Jahr die Nettokreditaufnahme stand, müsste er ab 2019 eigentlich einen Überschuss ausweisen. Er vermeidet das mit einem nie dagewesenen Trick, einer "globalen Mindereinnahme". Unterm Strich findet sich in jedem Jahr die mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Mehr als ein Silberstreif Gerechte Kostenverteilung bei den Netzentgelten Cottbus (ots) - Es ist fast vier Jahre her, dass Matthias Platzeck nicht mehr Regierungschef Brandenburgs ist. Doch auf seine Amtszeit geht es zurück, dass Brandenburg beim Bund wegen der ungleichen Kostenverteilung beim Zubau von Übertragungsnetzen für erneuerbare Energien Alarm geschlagen hat. Immer wieder als Energiewende-Musterschüler für den Ausbau von Wind- und Solarenergie gelobt, hat das Land die Lasten für steigende Netzentgelte allein getragen. Das heißt: Der Stromkunde hat gezahlt. Mit allen Auswirkungen vor allem für mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Angela Merkels fahrlässige Kehrtwende Die Ehe für alle Cottbus (ots) - Ob Angela Merkel sich darüber im Klaren gewesen ist, welche Lawine sie auf den letzten parlamentarischen Metern dieser Legislaturperiode auslösen würde, darf in diesem Fall einmal bezweifelt werden. Auf den ersten Blick war es ein taktisch extrem kluger Zug, in einer launigen Talkrunde die Entscheidung über die "Ehe für alle" als Gewissensfrage zu deklarieren und es damit den Unionsabgeordneten freizustellen, ob sie zustimmen oder ablehnen. Auf den zweiten Blick ist das aber politisch grob fahrlässig gewesen. Merkel mehr...

  • neues deutschland: Französischer Ökonom Porcher: Flexibilisierung ist kein Wundermittel Berlin (ots) - Der französische Ökonom und Autor des Buches "Introduction inquiète à la Macron-économie" (dt.: Besorgte Einführung in die Macron-Ökonomie"), Thomas Porcher, bescheinigt im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Donnerstagsausgabe) Emmanuel Macrons Reform des Arbeitsmarktes, die im Kern auf Flexibilisierung und Liberalisierung setzt, keine Aussicht auf Erfolg. "Alle neueren Studien, vor allem die der OECD, belegen, dass es keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Flexibilisierung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht