Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
UN-Kriegsverbrecher-Tribunal
Wider die Barbarei
Dirk Müller
Geschrieben am 29-11-2017 |
Bielefeld (ots) - Das Haager Kriegsverbrecher-Tribunal beschließt
seine Existenz mit einer dramatischen Schlussszene. Der Gerichtssaal
wird zum Tatort, der Suizid des bosnisch-kroatischen Militärführers
Slobodan Praljak (72) macht den Prozess selbst zum Gegenstand von
Ermittlungen. Zu klären etwa ist die Frage, wie ein Angeklagter ein
Fläschchen mit einer noch unbekannten, aber offenbar tödlichen
Substanz mit zur Urteilsverkündung bringen und zu sich nehmen konnte.
Slobodan Praljak - das hat er in seinen letzten Worten lautstark zu
erkennen gegeben - sah sich als verfolgte Unschuld, zu Unrecht als
Kriegsverbrecher verurteilt. Sein Selbstmord sollte da wohl ein Fanal
setzen, die Selbsttötung als theatralischer Nachweis vermeintlicher
soldatischer Ehre. Diese Verblendung verbindet viele der 161
Angeklagten in der Geschichte des Tribunals, bezeichnenderweise
unabhängig davon, welcher der Kriegsparteien sie in den Gemetzeln im
Ex-Jugoslawien der neunziger Jahre angehörten. Erst in der
vergangenen Woche machte Ratko Mladic - als bosnisch-serbischer
General etwa für die Ermordung von mehr als 8.000 muslimischen
Männern in Srebrenica verantwortlich - pöbelnd klar, was er vom
Urteil der Den Haager Richter hielt. Doch das UN-Tribunal, das nun
fast ein Vierteljahrhundert nach seiner Gründung durch den
Weltsicherheitsrat das letzte Verfahren gegen Verbrecher des Krieges
in Bosnien-Herzegowina abschloss, hat großartige Arbeit geleistet.
Daran ändert auch die Selbsttötung Praljaks nichts, die natürlich
nicht hätte geschehen dürfen. Die Richter mussten in Abgründe der
Unmenschlichkeit blicken, sich sachlich und rational auf die Spuren
von Hinrichtungen, Vertreibungen, Folter, Massenvergewaltigungen
machen, um die Schuldigen zu überführen und zu bestrafen. Die Kriege
um Ex-Jugoslawien haben gezeigt, wie dicht die blanke Barbarei auch
in Europa noch unter der brüchigen Oberfläche der Zivilisation
lauert. Auch wenn viele der 84 Verurteilten von ihren unbelehrbaren
Anhängern weiter als Helden gefeiert werden, hat das Tribunal der
Welt gezeigt: Auch die Herren des Krieges kommen nicht ungeschoren
davon.
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