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Neue Westfälische (Bielefeld): Trump heizt die Jerusalem-Debatte an Mehr als der normale Wahnsinn Gordon Repinski, Berlin

Geschrieben am 06-12-2017

Bielefeld (ots) - Bei den Entscheidungen des US-Präsidenten lohnt
es sich, als Erstes durchzuatmen und abzuwarten. Handelt es sich um
den ganz normalen Trump'schen Wahnsinn? Oder um Anweisungen, die irre
sind, aber zunächst ein inneramerikanisches Problem? Oder hat Trump
tatsächlich etwas entschieden, das unmittelbar zur Gefahr für den
Weltfrieden werden kann? Bei den Initiativen der vergangenen Tage war
alles dabei. Die Verkleinerung der Nationalparks im Westen war der
normale Wahnsinn; die Steuerreform war irre, aber zunächst ein
amerikanisches Problem. Die Entscheidung dagegen, die US-Botschaft in
Israel nach Jerusalem zu verlegen, bedeutet eine Erschütterung der
gefährlichsten Region der Erde. Ein unabsehbares Risiko. Jerusalem
ist der Schauplatz des Urkonfliktes des Nahen Ostens. Israelis und
Palästinenser erheben beide Ansprüche auf die Stadt als Zentrum und
Hauptstadt ihrer Gesellschaften. Für beide Lesarten gibt es eine
historische Herleitung, das macht es so kompliziert. Die
Jerusalem-Frage ist bisher zentral in jeder Friedensverhandlung
gewesen. Selbst in den Neunzigerjahren, als sich beide Seiten so nah
wie seitdem nie mehr waren, blieb der Status von Jerusalem eine
Streitfrage. Eine Zwei-Staaten-Lösung, der einzige Weg in den Frieden
der Region, ist nur mit einer gleichzeitigen Lösung der
Jerusalem-Frage möglich. Mit seiner Entscheidung hat Trump eine
Lösung nahezu unmöglich gemacht. Es ist eine Provokation für die
arabische Welt, ein weiterer Konflikt in einer von Konflikten
überladenen Region. Wieder einmal bleibt bloß die Hoffnung, dass
Trumps Zündeleien auf Gleichmut treffen. Die USA als weltweiter
Unsicherheitsfaktor - man muss sich noch immer an dieses
wiederkehrende Muster gewöhnen, an das Versagen des Westens in
Gestalt seines mächtigsten Landes. Trump schert das wenig. Er ist
längst zu einer Karikatur eines Präsidenten geworden, der sich eigene
Realitäten schafft und sich jeden Tag in den Farben malt, in denen er
ihn sehen will. Donald Trump ist nicht einmal seit einem Jahr
US-Präsident. Bisher ist nichts Schlimmes passiert, könnte man
denken. Aber es gibt keinerlei Garantie, dass das so bleibt. Die
Entscheidung um Jerusalem erinnert schmerzhaft daran, dass es ein
kleiner Moment sein kann, der die Weltgeschichte verändert. Trump
versteht das noch nicht einmal. Genau das macht ihn gefährlich.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


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