Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Regierungsbildung
Geschrieben am 15-12-2017 |
Bielefeld (ots) - Angela Merkel müht sich beim EU-Gipfel in
Brüssel, die CSU heuchelt auf ihrem Parteitag Harmonie auch mit der
geschäftsführenden Kanzlerin und die SPD zwingt sich nun doch in
Sondierungsgespräche mit der Union. So endet die politische Woche
genau, wie man das erwarten durfte. Wenig Neues, wenig
Inspirierendes, wenig Fortschrittliches. So ist leider die politische
Lage in Deutschland 83 Tage nach der Bundestagswahl. Nahezu alle
Parteien und Spitzenpolitiker sind zu sehr mit sich selbst
beschäftigt, statt neue, gute Ideen für unser Land zu entwickeln.
Allen voran befindet sich die SPD auch nach dem gestrigen Tag in
einer äußerst bescheidenen Situation. Der Fehler ist nicht, die
Sondierungsgespräche mit der Union aufzunehmen, auch wenn die
Parteibasis das komplett anders sieht. Der Fehler von Martin Schulz
war, eine Neuauflage der Großen Koalition zwei Mal strikt
ausgeschlossen zu haben, am Abend nach der Bundestagswahl und nach
den gescheiterten Jamaika-Gesprächen. Die Rolle rückwärts führt dazu,
dass die Glaubwürdigkeit des SPD-Vorsitzenden stark gelitten hat.
Kurzfristig wird er darüber vermutlich nicht sein Amt verlieren -
wenn alles normal läuft auch nicht nach dem Sonderparteitag am 14.
Januar. Aber: Wie will die SPD wieder stark werden, wenn der Riss,
der durch die Partei geht, durch eine Neuauflage der Großen Koalition
eher größer als kleiner wird? Und was ist eigentlich, wenn sich die
Wünsch-dir-was-Liste, auf der auch die höchst umstrittene
Bürgerversicherung ganz oben steht, nicht in Erfüllung geht, weil die
Union das nicht möchte? Dann steht die SPD erneut ganz blass da.
Denn: Wenn die Basis Koalitionsverhandlungen ablehnt und stattdessen
für eine Minderheitsregierung oder sogar die »Kooperations-Koalition«
stimmen sollte, kommt es nicht nur zu Neuwahlen oder der Bildung
einer Minderheitsregierung, sondern ist die SPD-Führung am Ende
angelangt und kann sich möglicherweise auch gleich einen neuen
Vorsitzenden suchen. So weit ist die CSU noch nicht. Aber auch Horst
Seehofer hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Demütigte er die Kanzlerin
noch vor zwei Jahren beim CSU-Parteitag auf offener Bühne, so ließ er
sich gestern mit Angela Merkel frenetisch feiern. Die Rolle rückwärts
kann also nicht nur Martin Schulz, sondern auch der CSU-Vorsitzende.
Man muss eben nur geschwächt genug sein. Ob sich die Menschen in
Bayern und auch in ganz Deutschland von den schönen Bildern voller
Harmonie und Einigkeit blenden lassen oder nicht, wird man sehen. Und
FDP und Grüne? Sie scheinen wie von der Bildfläche verschwunden zu
sein. Im Winterschlaf. Oder auch mit sich selbst beschäftigt. Wie die
anderen Parteien.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
618993
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kommentar /
Farbe bekennen
= Von Jan Drebes Düsseldorf (ots) - Martin Schulz ist im Begriff, seine Partei auf
einen riskanten Kurs zu manövrieren. Kommt die große Koalition,
könnte der linke Flügel mit Schulz brechen. Wird eine große Koalition
verhindert, kommen nur noch instabilere Modelle wie die
Kooperationskoalition oder eine Minderheitsregierung in Betracht. Das
wiederum könnte für Schulz bei fast absehbaren Neuwahlen bedeuten,
dass er sein Amt räumen müsste. Gleichzeitig bleibt ihm nur dieser
eine Kurs. Schulz, unter Druck gesetzt von einem Teil seiner eigenen
Leute und mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
H&M-Krise: Internet ist auch eine Chance
= Von Georg Winters Düsseldorf (ots) - Natürlich kann man sich als Einzelhändler
hinter dem Argument verstecken, am Elend in Teilen der Branche seien
immer nur die bösen Online-Händler Schuld, die das Geschäft in den
Innenstädten zerstörten. Erstens ist das aber wenig zukunftsträchtig,
weil sich das Internet sicher nicht in Luft auflösen wird. Und
zweitens ist der wachsende Online-Handel auch nur ein Teil des
Problems. Dass die traditionellen Textilfilialisten in die Mühlen
zwischen Internet-Königen wie Amazon und Co. auf der einen und
Discountern wie mehr...
- FZ: Drei schwere Hypotheken
"Fuldaer Zeitung" zu SPD/Koalitionsgespräche (16. Dezember 2017) Fulda (ots) - Das Grundproblem auf dem Weg zu stabilen
Verhältnissen ist 82 Tage nach der Wahl nicht beiseite geschafft: Die
Wahlverlierer tun so, als seien sie auserkoren, eine Regierung zu
bilden, und sehen offenbar keinen Grund abzutreten. Doch auserkoren
von wem? Vom Christkind? Vom Wähler jedenfalls nicht. Weder Angela
Merkel noch Horst Seehofer noch Martin Schulz werden den Neuanfang,
den die Republik dringend bräuchte, ins Rollen bringen. Vom
Wahlergebnis gelähmt, inhaltlich zu unbeweglich, ängstlich vor der
eigenen Partei, mehr...
- Badische Zeitung: Schulz und Merkel / Vorbild Raute?
Kommentar von Thomas Fricker Freiburg (ots) - Nüchterne Gespräche statt Inszenierung - Angela
Merkel dürfte froh darüber sein. Die Kanzlerin hatte fast zeitgleich
ein Theaterstück aufzuführen, das an Brisanz mit dem Auftritt des
Sozialdemokraten mithalten konnte. Merkel musste auf dem
CSU-Parteitag Horst Seehofer hochleben lassen, jenen Mann, der sie an
gleicher Stelle vor zwei Jahren wegen des Flüchtlingsstreits wie ein
Schulmädchen abgekanzelt hatte. Immerhin: Merkel meisterte die
Situation souverän. Vielleicht sollte es Schulz zur inneren
Entspannung auch mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Osmanen/Erdogan/Deutschland/Bundesregierung: Stuttgart (ots) - Diesen Angriff Erdogans abzuwehren ist Aufgabe
des Bundesamts für Verfassungsschutz, des Bundeskriminalamts, des
Bundesnachrichtendienstes und des Generalbundesanwalts. Spätestens
seit die Bundesbehörden am 12. April 2017 über die Ermittlungen in
den Bundesländern informiert wurden. Doch sie halten sich auffallend
zurück. Das wirft Fragen nach den Gründen für diese Zurückhaltung
auf. Dieses "Warum?" muss die Bundesregierung beantworten. Und sie
muss aktiv werden. Nach allen Erfahrungen der vergangenen Monate
muss mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|