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Börsen-Zeitung: Draghi vs. Mnuchin, Kommentar zur Europäischen Zentralbank von Mark Schrörs

Geschrieben am 25-01-2018

Frankfurt (ots) - Der Ärger war EZB-Präsident Mario Draghi
deutlich anzumerken: Die Aussagen von US-Finanzminister Steven
Mnuchin über die Vorteile eines schwachen Dollar für die
US-Wirtschaft einen Tag vor der EZB-Sitzung am Donnerstag waren so
ziemlich das Letzte, was die Europäische Zentralbank (EZB) noch
gebrauchen konnte: Ein zu starker Euro dämpft schließlich tendenziell
die ohnehin unter Ziel liegende Inflation im Euroraum zusätzlich.

Die Euro-Hüter dürfen die Aufwertung aber auch nicht
überdramatisieren. Viel verheerender wäre es dagegen, wenn hinter
Mnuchins Aussagen ein grundsätzlicher Politikwechsel in Sachen Dollar
stünde. Das wäre tatsächlich ein Drama - nicht nur für Euroland,
sondern für die gesamte Weltwirtschaft.

Was die EZB und die Euro-Inflation betrifft, ist eine
Währungsaufwertung sicher alles andere als hilfreich. Zumindest
bislang besteht aber kein Grund, die Entwicklung und die Folgen zu
übertreiben. Erstens: Die vorangegangene Euro-Schwäche seit 2014 war
eine Anomalie und es war klar, dass das nicht ewig so weitergehen
würde. Der Euro ist aktuell auch immer noch viel schwächer als 2014.
Zweitens: Die Stärke des Euro spiegelt vor allem auch die Stärke der
Euro-Wirtschaft wieder. Das ist positiv und spricht dafür, dass die
Wirtschaft aktuell einen stärkeren Euro aushalten kann. Drittens:
Parallel zum Euro steigen die Ölpreise deutlich. Diese Effekte
sollten sich bei der Inflation mindestens zum Teil ausgleichen. Und
viertens: Eine Euro-Stärke dämpft die Inflation eher kurzfristig,
während die EZB-Politik mittelfristig ausgerichtet sein sollte.
Solange sich die Euro-Rally also nicht ungebremst fortsetzt, sollte
die EZB die Kirche im Dorf lassen - und diese nicht als neuerliches
Argument nehmen, den nötigen Ausstieg aus der ultralockeren
Geldpolitik weiter und weiter zu vertagen.

Beängstigend wäre es aber in der Tat, wenn Mnuchins Aussagen
wirklich einen generellen Bruch mit der US-Politik des starken Dollar
und eine Abkehr vom globalen Konsens gegen jeglichen
Abwertungswettlauf darstellen würde. Der Dollar ist der Anker des
internationalen Finanzsystems schlechthin und ein Währungskrieg, der
die Weltleitwährung umfasst, würde alles in den Schatten stellen, was
es an dieser Front je gab.

Leider haben Mnuchins neuerliche Kommentare am Donnerstag die
Sorgen keineswegs ausgeräumt - im Gegenteil! Die US-Administration
muss jetzt für Klarheit sorgen. Und die Partner müssen Präsident
Donald Trump & Co. deutlich machen, dass ein globaler Währungskrieg
genau wie eine neue weltweite Protektionismuswelle nur Verlierer
kennen würde. Die 1930er Jahren sollten da mahnendes Beispiel genug
sein.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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