Schwäbische Zeitung: Gabriel kennt die Regeln - Leitartikel zu Gabriel
Geschrieben am 08-03-2018 |
Ravensburg (ots) - Die SPD ist in jüngster Zeit nicht wirklich mit
Führungspersonal gesegnet, das in der Bevölkerung hohes Ansehen
genießt. Außenminister Sigmar Gabriel ist eine Ausnahme und
ausgerechnet er fällt jetzt innerparteilicher Ranküne zum Opfer.
Ersetzt wird er wohl durch Heiko Maas, den bisherigen Justizminister,
der zuletzt beim Netzwerkdurchsuchungsgesetz nicht die beste Figur
abgab.
Der SPD könne eben nicht mehr geholfen werden. So eine der ersten
Reaktionen auf die Meldung. So eindeutig ist es aber nicht. Zwar ist
Sigmar Gabriel ein wirklicher "Homo politicus". Ein Mann also, der
sich einmischt, eloquent auf die Menschen zugeht, der das politische
Geschäft mal subtil, mal mit dem Holzhammer angeht und sich immer
oder zumindest häufig seiner Wirkung in den Medien bewusst ist.
Doch bevor nun Gebinde auf den Sozialdemokraten geflochten werden,
er sei ein brillanter Außenminister gewesen, den die Welt vermissen
werde, eine Gegenrede: Gabriel war seit Beginn 2017 auf dem Posten
des deutschen Oberdiplomaten. Diese dann doch überschaubare Zeit wird
nicht in die Geschichtsbücher eingehen, auch wenn er offensichtlich
einen beträchtlichen Anteil an der Freilassung des deutschen
Journalisten Deniz Yücel aus türkischer Geiselhaft hatte. Grundlegend
hat die deutsche Außenpolitik gegenüber der Türkei nicht überzeugt.
Ganz altruistisch war Gabriel aber nie unterwegs, seine eigenen
Interessen hatte er in den vergangenen Jahren fest im Blick. Er hätte
als SPD-Parteichef in den Bundestagswahlkampf als Kanzlerkandidat
gehen können. Doch ihm war klar, dass er nur verlieren konnte.
Deshalb wurde Martin Schulz aus dem Hut gezaubert. Gabriels fast
legendäre Sprunghaftigkeit dürfte darüber hinaus den meisten nicht
verborgen geblieben sein. Bei der künftigen Vorsitzenden Andrea
Nahles hat der Niedersachse seinen Kredit verspielt. Machtpolitikerin
trifft auf Machtpolitiker. Deshalb war für ihn kein Platz mehr im
neuen Kabinett. Das gehört zum Spiel, dessen Regeln Gabriel gut kennt
und jetzt akzeptieren muss.
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Schwäbische Zeitung
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