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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien

Geschrieben am 12-03-2018

Bielefeld (ots) - Es gibt eine Hölle auf Erden. Sie heißt derzeit
Ost-Ghouta. Für die Anderen heißt sie Afrin. Auch Rakka, Itlib,
Aleppo und viele weitere Städte und Regionen Syriens stehen für einen
Krieg, bei dem die letzten Funken Menschlichkeit mit jedem Tag
weiter verlöschen. Giftgas, Fassbomben und andere Horrorwaffen werden
zum alltäglichen Mittel in einem erbarmungslosen Kampf, bei dem es
noch nicht einmal möglich ist, für Stunden eine Waffenruhe
einzurichten, damit Hilfstransporte wenigstens Medizin, Decken,
Verbandmaterial und wieder etwas Wasser und Essen zu den
verzweifelten Menschen bringen. Zivilisten, darunter viele Kinder,
werden durch ständiges Bombardement daran gehindert, aus der
Todeszone zu fliehen und so wenigstens ihr Leben zu retten. Fast auf
den Tag genau sieben Jahre währt der Krieg in Syrien nun schon. Er
begann, als der Diktator Bassar al-Assad den auch in seinem Land
aufkeimenden arabischen Frühling sofort mit Gewalt unterdrückte. Mit
der Bekämpfung des barbarischen »Islamischen Staates« bekam er
zwischendurch ein Kriegsziel, das auch Demokraten unterstützen
konnten. Doch spätestens mit dem Eintritt der Türkei verschwanden
diese Kriegsziele. Den ausländischen Mächten geht es in Syrien heute
allein um innenpolitische und geostrategische Ziele. Die Menschen
und die Zukunft des Landes sind ihnen egal. Der heutige
Bundespräsident und damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier
hat versucht, alle Kriegsparteien an einen Tisch zu bringen. Das war
richtig. Aber der Versuch ist nicht zuletzt am Widerstand Russlands
und der Türkei gescheitert, die sich das, was sie als Sieg vor ihren
Augen sehen, nicht nehmen lassen wollen. Heute gibt es nur noch zwei
Instanzen, die theoretisch die Macht hätten, friedensstiftend auf den
Krieg in Syrien einzuwirken: die Vereinigten Staaten und den
UN-Sicherheitsrat. Doch die USA wurden unter Donald Trump im Nahen
Osten zur diplomatischen Null-Macht, die noch nicht einmal in der
Lage ist, ihren einzigen Verbündeten, die Kurden, zu schützen. Dem
Sicherheitsrat aber sind durch die russische Blockade die Hände
gebunden. Und wir? Wir Menschen in Europa? Die Machtlosigkeit der
westlichen Politik ist eine Sache. Doch die Sprachlosigkeit der hier
Lebenden ist angesichts von Zehntausenden kriegsversehrten und
hungernden Menschen genauso erschütternd. Was hindert uns,
angesichts allgemeinen Schweigens selbst zu schreien? Sicher,
Frieden entsteht so noch nicht. Doch zumindest könnten
Massendemonstrationen dazu beitragen, dass Assad, Putin, Erdogan &
Co. schlechter schlafen. Stattdessen reisen als Gipfel moralischen
Verfalls AfD-Politiker nach Syrien, wo sie nach dem Treffen mit
Kriegsverbrecher Assad zu dem Schluss gelangen, man könne syrische
Flüchtlinge zurückschicken.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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