Allg. Zeitung Mainz: Hypothek / Kommentar von Friedrich Roeingh zu Merkels vierter Wahl
Geschrieben am 14-03-2018 |
Mainz (ots) - Totgesagte leben länger, und Demütigungen ist diese
Frau bekanntlich gewohnt. Gleichwohl sind die 35 Stimmen, die Angela
Merkel bei ihrer vierten Kanzlerin-Wahl fehlten, eine schwere
Hypothek. Natürlich wird auch diese Schlappe im unaufhörlichen Strom
der Krisen und Ereignisse bald schon in den Hintergrund treten. Und
doch sieht alles danach aus, dass sie viel stärker nachwirken wird,
als die ähnlich hohe Zahl der Abweichler, die Merkel bei jeder ihrer
vorherigen Wahlen hinnehmen musste. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
wollten diesmal einige Abgeordnete der Union "ihrer" Kanzlerin durch
die Blume signalisieren: "Sorg' für einen ordentlichen Übergang. Noch
einmal die vollen vier Jahre müssen nun wirklich nicht sein."
Dramatischer scheint allerdings, dass sich die SPD-Führung auf einen
erklecklichen Teil ihrer Abgeordneten nicht verlassen kann. Der
Streit um GroKo oder NoGroKo wirkt stärker nach, als ihr lieb sein
kann. Offenbar ist die Verunsicherung in der Partei so groß, dass
sich erst noch herausstellen muss, ob mit ihr noch ein Staat zu
machen ist. Die Genossen müssen es in ihrem bewundernswerten Hang zur
Debatte und ihrem verhängnisvollen Hang zur Selbstzerfleischung
schaffen, zu regieren, sich zu erneuern und zugleich wieder an die
Lebenswirklichkeit ihrer Wähler heranrücken. Eine Herkulesaufgabe.
Gelingt ihnen das nicht, steht nicht nur die Zukunft der Partei auf
dem Spiel. Ohne eine handlungsfähige, ohne eine relevante
Sozialdemokratie ginge die Bundesrepublik Deutschland äußerst heiklen
Zeiten entgegen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Andreas Trapp
Newsmanager
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de
Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell
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