Diabetes 2030: Patientenwohl im Fokus von Politik und AMNOG
Geschrieben am 19-03-2018 |
Mainz (ots) - Mit insgesamt 10 Millionen Betroffenen(1) sowie
jährlich 500.000 Neuerkrankungen(2) und einer krankheitsbedingten
Sterblichkeit von 16 Prozent(2) gehört Diabetes zu den großen
Volkskrankheiten und damit Herausforderungen für das
Gesundheitssystem in Deutschland. Vor diesem Hintergrund begrüßten
die Teilnehmer der Veranstaltung "Diabetes 2030", zu der das
Unternehmen Novo Nordisk eingeladen hatte, die Verankerung der
Nationalen Diabetesstrategie im aktuellen Koalitionsvertrag. Über
Möglichkeiten zur Umsetzung der Strategie in die Praxis diskutierten
Vertreter von Fachgesellschaften, Krankenkassen,
Patientenorganisationen, Politik und Selbstverwaltung am 1. und 2.
März 2018 in der dänischen Botschaft in Berlin. Alle Beteiligten
waren sich einig, dass das Patientenwohl im Fokus aller Aktivitäten
stehen und die Patienten als Betroffene auf allen Ebenen stärker
eingebunden werden müssen.
Tagungspräsident Professor Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe,
Klinikdirektor im Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum NRW, UK
RUB, und Vorsitzender der Stiftung "Der herzkranke Diabetiker" (DHD),
wies bei seiner Begrüßung auf neue Daten aus der deutschen
Versorgungsforschung hin, die zeigen, dass Diabetes ein dominanter
Mortalitätstreiber ist und deshalb neben der Primär-, insbesondere
auch die Sekundärprävention von Organkomplikationen einen besonderen
Stellenwert in der Versorgung einnehmen muss.
Mit dem vor drei Jahren durch die Veranstaltung "Diabetes 2030"
begonnenen Dialog sei es gelungen, einen konstruktiven Austausch
zwischen den verschiedenen Partnern im Gesundheitswesen anzustoßen.
Jetzt gehe es darum, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Dazu
gehöre, dass konkrete Lösungsansätze für die Herausforderungen in der
Versorgung und bei der Finanzierbarkeit entwickelt werden. Neben dem
wissenschaftlichen Fortschritt bei den therapeutischen Möglichkeiten
komme der Bewertung und Akzeptanz dessen, was für den Patienten
relevant ist, eine zunehmend zentrale Rolle zu.
Der zweite Tagungspräsident, der Gesundheitsökonom Professor Dr.
Jürgen Wasem, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinmanagement an der
Universität Duisburg-Essen, beleuchtete die Versorgungsstrukturen bei
Diabetes und deren gesundheitsökonomische Auswirkungen. Seinen
Angaben zufolge belastet die Erkrankung mit ca. 22 bis 25 Milliarden
Euro jährlich das deutsche Gesundheitssystem, das entspricht 10 bis
12 Prozent der Gesamtausgaben in diesem Bereich.(3,4) Ein umfassender
und koordinierter Ansatz von Prävention bis Therapie sei zwingend
geboten.
Nationale Diabetesstrategie: Meilenstein auf dem Weg zur besseren
Versorgung
Mit der im Koalitionsvertrag verankerten Nationalen
Diabetesstrategie sei jetzt ein wichtiger Meilenstein erreicht, waren
sich Politiker, Patienten- und Ärztevertreter, Kostenträger und
wissenschaftliche Fachgesellschaften einig.
"Wir wollen Verbesserungen für Diabetikerinnen und Diabetiker
bewirken", so der Bundestagsabgeordnete und Mitglied des
Gesundheitsausschusses und Berichterstatter für Diabetes und
Adipositas in der CDU/CSU-Fraktion, Dietrich Monstadt. "Mit der
Nationalen Diabetesstrategie ist der Gesetzgeber gehalten, den Rahmen
auszufüllen, um die Umsetzung vor Ort und auf allen Ebenen auf den
Weg zu bringen." Auch die Bundestagesabgeordnete Dr. Kirsten
Kappert-Gonther, Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im
Gesundheitsausschuss, begrüßte die Aussage zur Nationalen
Diabetesstrategie im Koalitionsvertrag. Entscheidend sei allerdings,
wie die lokale Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und die
Einbeziehung von Patienten gelingen werde.
"Es liegt jetzt an uns, Verbindlichkeit einzufordern", so
Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Präsident der Deutschen Diabetes
Gesellschaft (DDG). Er hob zudem hervor, dass laut Koalitionsvertrag
das Patientenwohl Orientierung für jegliche gesundheitspolitische
Entscheidung sein müsse. "Die Patientenorganisationen erreichen
Betroffene vor Ort, außerhalb des Arztkontakts", warb Dr. Klaus-D.
Warz von der Deutschen Diabetes Föderation (DDF) für die stärkere
Einbeziehung der Selbsthilfe. Sie sollten ausreichende finanzielle
Mittel für eine professionelle Arbeit und zudem ein Stimmrecht im
Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erhalten, forderte er.
AMNOG und Diabetes - ein lernendes System
Ein weiterer Teil der Veranstaltung widmete sich der Beurteilung
von Antidiabetika im AMNOG-Prozess. Hier konstatierte Thomas Müller,
Leiter der Abteilung Arzneimittel des G-BA: "Wir müssen bei Diabetes
nicht nur auf die Kurzzeiteffekte sehen, sondern vor allem darauf
achten, was für die Patienten in der längeren Entwicklung der
Erkrankung relevant ist. Wenn wir durch moderne Arzneimittel die
Lebensqualität der Patienten erhöhen oder Folgeerkrankungen wie
Schlaganfall oder Herzinfarkt verhindern, dann sind das absolut gute
und richtige Investitionen."
Die lange geforderten und jetzt vorliegenden Outcome-Studien seien
hochrelevant. "Auf der Grundlage der differenzierten Ergebnisse der
Diabetes-Outcome-Studien konnte der G-BA weitere antidiabetische
Wirkstoffe positiv bewerten. Damit hat sich das AMNOG auch in der
Indikation Diabetes als lernendes System gezeigt!" Um weiter
voranzukommen, sei aber auch ein Konsens der verschiedenen
medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften hinsichtlich der zu
erreichenden Therapieziele nötig.
Wissen über die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten
systematisch erweitern
Dr. Thomas Kaiser, Leiter des Ressorts Arzneimittelbewertung des
Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(IQWiG), zeigte auf, dass die Erfassung von patientenberichteten
Endpunkten (patient reported outcomes, PROs) verbessert werden müsse.
Dies sei umso wichtiger, als es Symptome und Beschwerden einer
Erkrankung gebe, die nur vom Patienten erfahren werden und nicht von
außen beobachtbar sind. Ohne das Wissen zu PROs sei nur ein
unvollständiges Bild über den Nutzen oder Schaden einer Therapie zu
erhalten.
Auch Dr. Kristin Derlig, Referentin in der Abteilung Arzneimittel
im G-BA im Bereich der frühen Nutzenbewertung, betonte den
Stellenwert von validierten Fragebögen zu spezifischen PROs. Im
Gegensatz zu anderen Indikationsgebieten lägen dem G-BA bisher noch
keine verwertbaren Studienergebnisse zur gesundheitsbezogenen
Lebensqualität mit Antidiabetika vor.
"Die Fachgesellschaft unterstützt die Implementierung von PROs in
klinischen Studien", so Professor Dr. med. Baptist Gallwitz,
stellvertretender Direktor des Universitätsklinikums Tübingen und
Past-Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die
Generierung von patientenbasiertem Wissen sei wichtig, um die
Versorgung zu verbessern und neue Substanzklassen zu entwickeln.
Zusammen mit IQWiG und G-BA will die DDG eine "Toolbox" zur Bewertung
von PROs für den Diabetesbereich erarbeiten. Die Hinzunahme von
weiteren ärztlichen Organisationen, aber auch der pharmazeutische
Industrie und der Patientenvertreter, wurde von allen Beteiligten als
notwendig erachtet. Ein Mapping zu Diabetes-relevanten PROs könne
auch ein Teil der Nationalen Diabetesstrategie sein, schlug Dr.
Kaiser vor.
Ausblick: Stärkung von Patienten, Prävention und
Eigenverantwortung
Die stärkere Einbeziehung von Patienten steht für Bastian Hauck,
Gründungsmitglied und Vorstand DDH-M und diabetesDE, Gründer der
#dedoc-Community, im Mittelpunkt künftiger Versorgungskonzepte. Die
Eigenverantwortung von Patienten könne durch mehr Transparenz im
System gestärkt werden. Wie viele weitere Teilnehmer forderte er ein
ganzheitliches Denken von der Prävention bis hin zur Senkung der
Mortalität, denn nur "wenn wir Silos aufbrechen, können wir die
richtigen Entscheidungen treffen."
Die Veranstaltung machte insgesamt deutlich, dass die Stimme der
Patienten stärker gehört und beachtet werden muss. Mit der Betonung
des Patientenwohls und der Nationalen Diabetesstrategie hat die
Politik bereits die richtigen Weichen gestellt. Jetzt wird es darum
gehen, die Vereinbarungen in der Praxis umzusetzen. Der Konsens zur
Etablierung von PROs in der Nutzenbewertung von Antidiabetika sei ein
klarer Fortschritt auf dem Weg zu mehr Patientenorientierung und
gemeinsamen Lösungen, hob Prof. Tschöpe in seinem Resümee hervor.
Diesen Weg will die Dialogplattform "Diabetes 2030" weiterhin mit
einem interdisziplinären und offenen Diskurs begleiten.
Referenzen
(1) International Diabetes Federation. Diabetes Atlas, 8th Edition
(2017). www.diabetesatlas.org [letzter Zugriff am 19. März 2018]
(2) Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE - Deutsche
Diabetes-Hilfe: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2018
www.diabetesde.org/system/files/documents/gesundheitsbericht_2018.pdf
[letzter Zugriff am 19. März 2018]
(3) Köster I et al. (2013). Häufigkeit und Kosten der Komplikationen
und Begleiterkrankungen des Diabetes - Ergebnisse der KoDiM-Studie
2010. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 23.-25. Oktober
2013, Berlin. Poster P03-172. DOI:10.3205/13dkvf240
(4) Berechnungen Prof. Wasem, Vortrag bei der Veranstaltung Diabetes
2030 (data on file)
Über Changing Diabetes®
Changing Diabetes® - Diabetes verändern - ist die Antwort von Novo
Nordisk auf die globale Herausforderung durch Diabetes. Seit über 95
Jahren verändern wir Diabetes, indem wir immer bessere
biopharmazeutische Arzneimittel erforschen, entwickeln und
herstellen. Wir machen sie Menschen mit Diabetes weltweit zugänglich.
Aber wir wissen auch, dass es mehr braucht als Medikamente: mehr
Aufklärung, frühere Diagnosen und den Zugang zu einer guten
Versorgung. Mehr Menschen mit Diabetes sollen ein Leben mit so
wenigen Einschränkungen wie möglich führen können. In Zusammenarbeit
mit vielen Partnern treiben wir diese Veränderungen voran, in der
festen Überzeugung, dass wir gemeinsam Diabetes besiegen können.
Erfahren Sie mehr unter www.changingdiabetes.de und diskutieren Sie
mit unter #changingdiabetes. Stand: März 2018.
Über Novo Nordisk
Novo Nordisk ist ein globales Unternehmen der Gesundheitsbranche
und durch seine Innovationen seit 95 Jahren führend in der
Diabetesversorgung. Diese langjährige Erfahrung und Kompetenz nutzen
wir auch, um Betroffene bei der Bewältigung von Adipositas,
Hämophilie, Wachstumsstörungen und anderen schwerwiegenden
chronischen Erkrankungen zu unterstützen. Novo Nordisk beschäftigt
derzeit rund 42.100 Menschen in 79 Ländern. Die Produkte des
Unternehmens mit Hauptsitz in Dänemark werden in über 170 Ländern
vertrieben. Weitere Informationen unter www.novonordisk.de. Stand:
Februar 2018
Pressekontakt:
Marie-Luise Krompholz
Manager Communications
Market Access & Public Affairs
Novo Nordisk Pharma GmbH
Brucknerstraße 1
55127 Mainz
Telefon: 06131/903-1185
E-Mail: mlas@novonordisk.com
Original-Content von: Novo Nordisk Pharma GmbH Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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