Neue Westfälische (Bielefeld): Osterfest
Sinnsuche
Carsten Heil
Geschrieben am 29-03-2018 |
Bielefeld (ots) - Fast nichts ist sicher im Leben. Nur eines: Das
Leben ist endlich. Genau das macht es so wertvoll. Darum geht es an
Karfreitag und Ostern. Alles, was im Übermaß verfügbar ist,
inflationär vorhanden ist, hat weniger Wert. Das ist beim Leben nicht
anders als beim Geld und selbst beim Vergnügen. Ständiger Spaß ist
Goethes Faust nicht erstrebenswert. Lebten wir Menschen ewig auf dem
Planeten Erde, wäre es nicht wichtig, ob wir heute eine Arbeit
erledigten oder morgen, ob wir heute mit einer Diät beginnen, mit
einem Sportprogramm, oder erst im nächsten Monat, ob wir uns heute
für ein Fehlverhalten entschuldigen oder irgendwann. Ob wir heute
Freundschaften pflegen oder nicht. Wir hätten immer irgendwann in
Zukunft die Wahl des Gegenteils. So betrachtet, kommt überhaupt erst
durch den Tod Sinn ins Leben. Die böse Zumutung des Todes zwingt
dazu, über unser Leben nachzudenken und nach einem Sinn darin
wenigstens zu suchen. Dafür sind Feiertage eine gute Gelegenheit.
Viele Religionen, insbesondere die christliche, versuchen, den Tod zu
überwinden, ihm den Schrecken zu nehmen. Mit dem Karfreitags- und
Ostergeschehen ist nach biblischer Botschaft der Tod besiegt, jeder
Mensch hat die Möglichkeit, ewiges Leben zu gewinnen. Nicht irdisches
Leben, sondern ein Leben in Gottes Nähe, das nicht mehr von Leid,
Krankheit, Armut und Ärger bedroht ist. Das ist die christliche
Hoffnung, das Versprechen der Bibel. Deshalb feiern Christen Ostern.
Darauf allerdings lassen sich immer weniger Menschen ein. Die
Gottesdienste sind oft nur dünn besucht, Gotteshäuser müssen
umgewidmet oder abgerissen werden, die Kirchen verlieren Mitglieder.
Geht es den Menschen im Hier und Jetzt zu gut, um sich mit dem Leben
nach dem Tod und auch mit dem Sinn des Daseins zu befassen? Brauchen
sie diese Jenseitshoffnung nicht mehr, anders als viele Generationen
zuvor? Oder sind sie zu beschäftigt und abgelenkt, um sich diesen
Gedanken auszusetzen? Dann werden sie am unvermeidbaren Ende ihres
Lebens die Defizite erkennen. Sie werden bedauern, dieses oder jenes
nicht getan oder besprochen zu haben. Ob auf biblischem Fundament
oder nicht, die Frage nach einem sinnvollen Leben, nicht nach einem
gehetzten, sollte sich jeder stellen. Ein größeres Glück, als für
sich ganz persönlich eine Antwort zu finden, gibt es nicht.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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