BERLINER MORGENPOST: Eine unheilige Allianz / Leitartikel von Bettina Gabbe zu Italien
Geschrieben am 11-05-2018 |
Berlin (ots) - Kurzform: In Italien droht eine unheilige Allianz
zwischen Populisten und Rechtsextremen. Die Fünf-Sterne-Bewegung mit
Luigi Di Maio an der Spitze und die fremdenfeindliche Lega mit
Frontmann Matteo Salvini wollen sich nun doch noch zusammenraufen.
Mit Argusaugen beobachten nun die EU und die Finanzmärkte, was sich
in Rom zusammenbraut. Bisher einte Lega und Fünf Sterne vor allem ihr
Nein zu grundlegenden internationalen Verpflichtungen. Gemeinsam
haben sie die tiefe Skepsis gegenüber dem Euro und die Ablehnung der
Brüsseler Flüchtlingspolitik. Ob sie diesen harten Kurs durchziehen
werden, wenn sie denn demnächst tatsächlich in der
Regierungsverantwortung stehen, könnte entscheidend sein -
nicht nur für die Zukunft Italiens, sondern auch für die Richtung in
der EU, zu deren Gründungsmitgliedern Italien gehört.
Der vollständige Leitartikel: In Italien droht eine unheilige
Allianz zwischen Populisten und Rechtsextremen. Die
Fünf-Sterne-Bewegung mit Luigi Di Maio an der Spitze und die
fremdenfeindliche Lega mit Frontmann Matteo Salvini wollen sich - das
Scheitern schon fast vor Augen - nun doch noch zusammenraufen und
schon in den nächsten Tagen eine Koalition schmieden. Mit Argusaugen
beobachten nun die EU und die Finanzmärkte, was sich in Rom
zusammenbraut. Bisher einte Lega und Fünf Sterne vor allem ihr Nein
zu grundlegenden internationalen Verpflichtungen. Gemeinsam haben sie
die tiefe Skepsis gegenüber dem Euro und die Ablehnung der Brüsseler
Flüchtlingspolitik. Ob sie diesen harten Kurs durchziehen werden,
wenn sie denn demnächst tatsächlich in der Regierungsverantwortung
stehen, könnte entscheidend sein - nicht nur für die Zukunft
Italiens, sondern auch für die Richtung in der EU, zu deren
Gründungsmitgliedern Italien gehört. Siegestrunken beanspruchten Di
Maio und Salvini nach den Parlamentswahlen über Wochen jeder für sich
die Macht. Beide verbindet dabei die Verachtung für die bislang
herrschenden Eliten. Genau zu denen gehört aber auch Silvio
Berlusconi, als Chef der Forza Italia (FI) Salvinis Verbündeter im
Mitte-rechts-Lager. Erst als der Ex-Premier dem Lega-Chef Salvini
seinen Segen für ein Bündnis mit den Fünf Sternen gab, war der Weg
für die Koalition frei. Allerdings: Inwieweit Berlusconis Ankündigung
zu trauen ist, die Koalition nicht zu torpedieren, muss sich erst
noch zeigen. Obwohl inzwischen jenseits der 80, zeigt Berlusconi
neuen politischen Ehrgeiz. Noch bevor es danach aussah, dass sich die
Anti-Establishment-Partei und die Rechtspopulisten zusammenraufen
würden, riet die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF),
Christine Lagarde, zur Gelassenheit. Aus Erfahrung weiß sie, dass
auch die lautesten Populisten - mit Regierungsverantwortung betraut -
in der Realität ankommen. Diesseits wie jenseits des Atlantiks hält
man dennoch den Atem an. Schließlich fordert Beppe Grillo als
Übervater der Fünf Sterne erneut ein Referendum über den Euro. Das im
Wahlkampf vollmundig angekündigte Grundeinkommen sowie die
angestrebte Flat-Tax (15 Prozent für alle) drohen die bereits jetzt
bei 132 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegende Staatsverschuldung
Italiens weiter in die Höhe zu treiben. Von einer Senkung des
Defizits oder einer dringend nötigen Stabilisierung der Banken
wollen die beiden Koalitionspartner nichts wissen. Die Geldhäuser
haben immer noch einen hohen Anteil an faulen Krediten. Um Brüsseler
Befürchtungen auszuräumen, versichert Di Maio eilig, nicht gegen die
europäischen Haushaltsregeln verstoßen zu wollen. Mit Spannung wird
erwartet, ob Matteo Salvini seine markigen Sprüche gegen eine
Beteiligung an Nato-Militäraktionen kassiert. Im
US-Verteidigungsministerium herrscht die Sorge um die künftige
Nutzung von Basen in Italien, etwa für Einsätze in Syrien. Trotz
allem: An der Wählerbasis der Fünf-Sterne-Bewegung macht sich
Empörung über das Bündnis mit den Rechtspopulisten von der Lega
breit. Hatte der trotz seiner Protestparolen stets smart auftretende
Di Maio doch auch Linke angesprochen, die von der
sozialdemokratischen PD um Matteo Renzi enttäuscht waren. Das von Di
Maio angekündigte Gesetz zur Vermeidung von Konflikten zwischen
privaten und politischen Interessen, wie im Fall von Salvinis
Koalitionspartner Silvio Berlusconi mit seinem Medienimperium, ist in
diesem Bündnis jedenfalls ausgeschlossen.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
637659
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zum Datenschutz Halle (ots) - Die neue Verordnung hat zum Ziel, die Daten jedes
Einzelnen zu schützen. Nicht nur Unternehmen und Webseitenbetreiber
sind verunsichert, auch Blogger, Vereine und Fotografen sind nervös.
Die Verunsicherung ist nachvollziehbar. Denn die neue
Datenschutzgrundverordnung sieht strenge Vorschriften vor. Wer sich
bis jetzt nicht darum gekümmert hat, kommt nun nicht mehr daran
vorbei. Bislang drohten keine Sanktionen, obwohl viele Teile der
DSGV auch schon galten. Das vergessen manche Kritiker. Statt schon
vorab die Umsetzung mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): 101. Katholikentag in Münster
Am Puls der Zeit
Lothar Schmalen Bielefeld (ots) - Bis zum Ende am Sonntag dürfte die Zahl der
Besucher beim 101. Katholikentag in Münster die Grenze von 100.000
überschritten haben - eine erstaunliche Zahl, wenn man sie mit den
Besucherzahlen der vergangenen Katholikentage vergleicht. Selbst die
Veranstalter zeigten sich ein wenig überrascht über den großen
Zuspruch. Dass es den Besuchern dabei nicht nur ums Feiern und Beten
ging, zeigt die enorme Zahl der Teilnehmer an den
Diskussionsveranstaltungen über Kirche, Gesellschaft und Politik. Es
gibt in der katholischen mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Steigende Trinkwasserpreise
Schaden für Mensch und Umwelt
Stefan Boes Bielefeld (ots) - NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sagte diese
Woche über die konventionelle Landwirtschaft: "Die Entscheidung
darüber, ob diese Form der Tierhaltung die richtige ist, ist eine
Entscheidung der Verbraucher." Was für eine Fehleinschätzung! Denn
das Problem mit der zunehmenden Nitrat-Belastung im Wasser ist eng
mit den Folgen der konventionellen Tierhaltung verbunden, zudem seit
Jahren bekannt und eindeutig Sache der Politik. 2016 wurde
Deutschland von der EU wegen mangelnden Grundwasserschutzes verklagt.
Schuld mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Viel zu wenige Kita-Plätze / Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung, Regensburg Regensburg (ots) - Kinder sind der wahre Reichtum einer
Gesellschaft, heißt es. Wer das Glück hat, Kinder und/oder Enkel zu
haben, weiß, dass nicht Geld und Gut, nicht das dicke Konto, das
Auto, die Yacht, die Urlaubsreise das Sinnstiftende im Leben
darstellen, sondern Kinder. Ihr Lachen ist nicht mit Geld zu
bezahlen. Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht, was sie
tun, singt Herbert Grönemeyer und fordert "Kinder an die Macht".
Allerdings wird um die Frage, was für Kinder in den ersten Jahren
ihres Lebens am besten mehr...
- Westfalenpost: Signal des Friedens / Kommentar von Nina Grunsky zum Katholikentag in Münster Hagen (ots) - Man soll den Katholikentag nicht vor dem Ende loben.
Dennoch ist das Treffen der Christen in Münster zur Halbzeit ein
Erfolg. Mehr als 50000 Besucher auf über 1000 Veranstaltungen - das
hat es schon lange nicht mehr gegeben. Die Sorge beim ersten Blick in
das Programm, dass das Treffen vor allem harmlose Unterhaltung,
Event, Folklore und zugleich Stress ist - sie ist unbegründet. Denn
in der Gesamtheit von ernsten politischen sowie theologischen
Debatten und jungem buntem Leben schaffen es die Veranstalter, ein
wohltuend mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|