Schwäbische Zeitung: Wirklichkeit überholt Bischöfe - Kommentar zum Katholikentag
Geschrieben am 11-05-2018 |
Ravensburg (ots) - Katholikentage sind wie Familientreffen:
Mitunter wird heftig gestritten. Warum soll das beim Christentreffen,
das morgen in Münster endet, anders sein? Konflikte, die sonst nicht
ausgetragen werden können, finden ihren Platz, ihren Raum und ihre
Zeit. Wenn der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erwartet, dass
die Christentreffen sich mit Forderungen zu Glaubensfragen
zurückhalten, hat er vieles nichts verstanden.
Es sei nicht Aufgabe der Laien, laute Forderungen in Fragen der
Sakramentenlehre zu erheben, lautet Voderholzers Credo. Zunächst
fehlt ihm das Verständnis, dass spätestens nach dem Zweiten
Vatikanischen Konzil die Laien ihren Platz in der katholischen Kirche
gefunden haben: mitbestimmend, auch leitend. Hinter dem Vorstoß steht
aber keineswegs nur der Streit um den Kommunionempfang für
evangelische Ehepartner in konfessionsverschiedenen Ehen. Im Grunde
wendet sich Voderholzer auch gegen Papst Franziskus, der Priester und
Bischöfe als eine Minderheit bezeichnet, die der Mehrheit der Laien
dienen müsse.
Der Streit in der Bischofskonferenz wird noch eine Weile anhalten.
Letztlich geht es dabei um die Frage: Bist du für oder gegen das
System Franziskus? Dass die pastorale Wirklichkeit sich längst für
den Papst entschieden hat, ist im Grunde längst klar. Nur eben nicht
jedem Bischof.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
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