Ladesäulen-Check 2018: Teure Tarife und regionale Monopole bestimmen den Markt (FOTO)
Geschrieben am 17-07-2018 |
Hamburg (ots) -
Bis Ende des Jahres soll es laut aktueller Studien über 200.000
Elektroautos auf deutschen Straßen geben. Eine gute
Lade-Infrastruktur ist daher unabdingbar. Laut Bundesnetzagentur gibt
es aktuell rund 5.000 öffentliche Ladesäulen. Der Zugang und das
Handling zu diesen Säulen ist für Besitzer von E-Autos allerdings
noch immer kompliziert und teuer. Das ist das Ergebnis des zweiten
Ladesäulen-Checks des Ökostromanbieters LichtBlick in Zusammenarbeit
mit dem Recherche- und Marktforschungsinstitut statista. Verwirrende
Tarifstrukturen, unterschiedliche Zugangsvorrausetzungen sowie eine
Vielfalt von Abrechnungsmethoden verkomplizieren den Alltag der
Kunden. In vielen Gegenden haben sie darüber hinaus nur einen
Anbieter zur Verfügung.
Sieben der 11 untersuchten Ladesäulen-Betreiber liegen teilweise
deutlich über dem durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von
Haushaltsstrom (29,4 Cent): Umgerechnet auf Kosten pro Kilowattstunde
verlangt EnBW 54,5 Cent, die Stadtwerke München 46,7 Cent und Allego
in Berlin 44,3 Cent. Der Tarif von Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie
(29,5 Cent) ist mit dem Haushaltsstrompreis vergleichbar, günstig ist
das Laden bei Mainova mit 13,3 Cent. Kostenlos bleibt es weiterhin
bei den Stadtwerken Leipzig sowie RheinEnergie.
Vorprogrammiertes Tarif-Chaos
In der Realität hat jeder Anbieter sein eigenes Tarifsystem.
Deutschlands größter E-Ladesäulen-Betreiber Innogy verlangt an
kombinierten AC/DC-Ladestationen pauschal 7,95 Euro pro Ladevorgang,
an reinen AC-Ladesäulen 39 Cent pro Kilowattstunde. EnBW rechnet
zeitbasiert ab, hier kostet eine Stunde Laden für einen BMW i3 6,00
Euro. Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie rechnet ausschließlich pro
Kilowattstunde ab. Hinzu kommen die unterschiedlichen
Zugangsvoraussetzungen: An einem Ladepunkt muss sich der Nutzer per
SMS anmelden, an einem anderen geht es nur per App, Ladekarte oder
mit Vorabregistrierung auf der Internetseite.
Regionale Monopole bestimmen Angebot und Preis
LichtBlick hat in den vergangenen Monaten nicht nur die
Tarifstruktur der einzelnen Anbieter untersucht, sondern auch lokale
Märkte analysiert. Das Ergebnis: Es bilden sich regionale Monopole.
So betreibt zum Beispiel EWE rund 90 Prozent der insgesamt rund 500
öffentlichen Ladesäulen im eigenen Netzgebiet des Weser-Elbe-Gebiets.
"So kann der Betreiber durch die mangelnde Konkurrenz Preis, Tarif
und Vorrausetzungen für eine Ladung frei von Wettbewerb deutlich
oberhalb des Haushaltsstrompreises festlegen", so Gero Lücking,
Geschäftsführung Energiewirtschaft bei LichtBlick SE. In München, wo
die Stadtwerke München Grundversorger und Stromnetzbetreiber sind,
gibt es 188 öffentliche Ladepunkte, die fast ausschließlich (88 %)
von den Stadtwerken selbst betrieben werden (Quelle: Liste der
gemeldeten, öffentlichen Ladeeinrichtungen der Bundesnetzagentur /
Stand: Mai 2018). "Es etablieren sich regional abgegrenzte
Ladenetzmonopole. Die örtlichen Stromnetzbetreiber und Grundversorger
nutzen ihre Vormachtstellung im Strommarkt, um über das Ladenetz ein
weiteres Monopol zu etablieren und den Wettbewerb im Strommarkt zu
unterlaufen."
Roaming-Anbieter sorgen für kundenfreundliches Handling
Erstmals hat LichtBlick auch die Roaming-Anbieter mit ihren
Tarifen hinzugezogen. Plugsurfing oder The New Motion bringen eine
Erleichterung beim flächendeckenden Zugang (jeweils rund 10.000
Ladepunkte) für Besitzer von E-Autos - nur nicht beim Preis für
Tankstrom. Denn bei den Abrechnungen sind die Unternehmen an die
Kosten der jeweiligen Betreiber gebunden. Auch hier zeigt sich für
die Verbraucher ein Verwirrspiel: Bezieht ein Kunde mit einem BMW i3
den Strom direkt über EWE, kostet die Kilowattstunde umgerechnet 39,9
Cent, über Plugsurfing sind es 53,5 Cent. Der Kunde zahlt also fast
14 Cent mehr. Günstiger wird es für Berliner: An den Ladesäulen von
Allego lädt das E-Auto für 44,3 Cent/kWh, mit Plugsurfing sind es
40,0 Cent.
"Die Ladeinfrastruktur ist ein chaotischer Flickenteppich.
Regionale Monopolisten diktieren Preise und schaffen ein
babylonisches Wirrwarr an Karten, Apps und Bezahlsystemen. Der Dumme
ist am Ende der Kunde. Wir wollen und brauchen in Deutschland eine
zügige Verkehrswende. Aber so kann sie nicht gelingen", sagt Gero
Lücking. LichtBlick fordert daher weiterhin einen radikalen Schnitt:
"Kunden sollten ihren Haushaltsstrom-Tarif an jeder Ladesäule tanken
können. Dazu müssen die Ladesäulen den Netzen zugeschlagen werden",
so Gero Lücking. "Der Wettbewerb ist nur direkt an der Ladesäule
möglich, der Fahrer wählt seinen Fahrstrom-Lieferanten so frei wie er
heute auch seinen Haushaltsstrom-Lieferanten wählt. So kann jeder
E-Autobesitzer den Stromtarif seines Wunschversorgers mit einer
Ladekarte an jeder öffentlichen Ladesäule tanken."
Berechnungsgrundlage waren jeweils die Kosten pro Kilowattstunde
für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem BMW i3 (Verbrauch:
15 kWh/100km) an einem AC-3-Anschluss (11 kW) an öffentlichen
Ladesäulen. Die Ladedauer beträgt 1:36 Stunden. Es wurden
ausschließlich Tarife ohne Vertragsbindung berücksichtigt.
Pressekontakt:
Volker Walzer, Pressesprecher, LichtBlick SE, Zirkusweg 6, 20359
Hamburg, Tel: 040 / 6360-1260, E-Mail: volker.walzer@lichtblick.de
LichtBlick auf Twitter: @lichtblick_de
Original-Content von: LichtBlick SE, übermittelt durch news aktuell
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