Allg. Zeitung Mainz: Schizophren / Kommentar zu Gentechnik / Von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 25-07-2018 |
Mainz (ots) - Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu
neuartigen Genzuchtverfahren ist richtungsweisend. Das Problem: Es
weist in die völlig falsche Richtung. Es ist geradezu absurd, nicht
zwischen Methoden zu unterscheiden, die Pflanzen durch Zufuhr fremden
Genmaterials verändern und Methoden wie der sogenannten Genschere,
mit deren Hilfe Verbesserungen der Pflanzenbeschaffenheit erreicht
werden, die auch durch "natürliche" Zucht erzielt werden können - nur
eben viel schneller. Mit dem EuGH-Urteil wird keine moderne, das
heißt keine international konkurrenzfähige Pflanzenzucht in Europa
möglich werden. Dabei hätte das Gericht genau an dieser Stelle
unterscheiden können zwischen einem biologischen Werkzeug und
Genmanipulationen, bei denen der Mensch ständig neue DNA kreiert. Das
ist nicht nur ein Rückschlag für den Forschungs- und
Industriestandort Europa. Das wirft auch die Landwirtschaft in Europa
gegenüber der Konkurrenz in Amerika und Asien zurück. Die pauschale
Verteufelung gentechnischer Werkzeuge bremst zudem die Entwicklung
von Nutzpflanzen aus, die sich schneller den klimatischen
Veränderungen anpassen oder das Leben von Allergikern erleichtern
können - um nur zwei Beispiele zu nennen. Völlig absurd wirkt diese
überzogene Form von Verbraucherschutz, wenn wir gleichzeitig
ungebremst zulassen, dass sich die Menschen fast nur noch mit
Fertigprodukten vollstopfen, die allesamt überzuckert sind. Eine
schizophrene Entwicklung.
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Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
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Weitere Informationen unter www.ard-morgenmagazin.de
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Kontakt: WDR Presse und Information, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221
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