Griechenland startet mit vielen Insolvenzen / Coface sieht positive Zeichen, aber auch anhaltende Krisenprobleme
Geschrieben am 23-08-2018 |
Mainz (ots) - Rund 250.000 kleine und mittlere Unternehmen wurden
während der Krise in Griechenland insolvent. Dennoch sind die
Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung nach Ansicht des
Kreditversicherers Coface erkennbar. So hätten die Reformen Bilanzen
verbessert und die Kreditwürdigkeit gestärkt. Der Export zieht an,
während die Binnennachfrage schwach bleibt. Für 2018 erwartet Coface
ein Wirtschaftswachstum von 2 Prozent.
Der Ausstieg aus dem europäischen Rettungsprogramm kommt nach acht
aufeinanderfolgenden Krisenjahren. Die Wirtschaftsindikatoren stehen
auf Erholung: Zum ersten Mal seit 2008 wuchs das BIP in vier
Quartalen in Folge. Das Wachstum im Jahr 2017 erreichte 1,4 Prozent,
angetrieben von Investitionen und einer dynamischen
Auslandsnachfrage. Für 2018 prognostiziert Coface einen weiteren
Anstieg um 2 Prozent.
Diese lang ersehnte Erholung basiert auf erheblichen steuerlichen
Anpassungen und einer starken internen Abwertung, die noch deutlicher
als in Spanien und Portugal war. Zwischen 2008 und 2015 verlor
Griechenland 25 Prozent seines BIPs, Investitionen gingen um 60
Prozent zurück und die Arbeitslosenquote erreichte 28 Prozent. In
einigen Branchen, wie Textil, Möbel und Karton, ging die
Wertschöpfung um mehr als 70 Prozent zurück. Auf der
Unternehmensseite brach der Umsatz um ein Drittel ein. Die
Investitionsquote sank um fast 49 Prozent. Kleinstunternehmen und
KMU, die mehr als 60 Prozent der Erwerbsbevölkerung beschäftigen,
wurden am härtesten getroffen. Rund 250.000 KMUs gingen in diesem
Zeitraum in die Insolvenz.
Unterschätztes Risiko Unternehmensinsolvenzen
Unternehmensinsolvenzen bleiben nach Einschätzung von Coface ein
unterschätztes Risiko. Die verfügbaren Daten berücksichtigten nicht
die üblichen Vorinsolvenzverfahren, und der gerichtliche
Liquidationsprozess sei zu langsam. Unzulänglichkeiten im
Insolvenzrecht machten es zudem möglich, dass insolvente und
unrentable "Zombie"-Gesellschaften weiter existierten. Das
Ausfallrisiko von Unternehmen belastet gleichzeitig die
Profitabilität der Banken. Trotz ihrer Rekapitalisierung haben
griechische Banken immer noch eine hohe Anzahl an notleidenden
Krediten in den Büchern.
Allerdings gab es auf der Unternehmensseite auch deutliche
Verbesserungen. Das sinkende Lohnniveau hat dazu beigetragen, die
Kostenwettbewerbsfähigkeit des Landes gegenüber anderen europäischen
Ländern zu verbessern. Die Exporte, die zwischen 2008 und 2017 um 27
Prozent gestiegen sind, haben der Wirtschaft eine neue Dynamik
verliehen. Dies gilt besonders für mittlere und große Firmen in
einigen produzierenden Branchen, wie Ölraffinerien und Pharma. Eines
der Signale für eine nachhaltigere Erholung ist die Höhe der Margen
der griechischen Unternehmen, die sich seit dem zweiten Quartal 2016
verbessert hat und über dem europäischen Durchschnitt liegt. Die
schwache Inlandsnachfrage bremst derzeit aber die wirtschaftliche
Erholung. Coface erwartet für 2019, dass sich die Rentabilität der
Unternehmen verbessern wird und die Investitionen steigen.
Coface-Focus zu Griechenland und weitere Länderanalysen:
www.coface.de
Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Pressesprecher Erich Hieronimus
Tel. 06131/323-541
erich.hieronimus@coface.com
www.coface.de
Original-Content von: Coface Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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