BDIU kritisiert Onlinetool Inkasso-Check: "Teure Irreführung der Verbraucher, finanziert vom Steuerzahler"
Geschrieben am 20-11-2018 |
Berlin (ots) - Ein Interview mit Kay Uwe Berg,
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen
e.V. (BDIU), Berlin.
Die Verbraucherzentralen bieten ein Onlinetool an, das die
Berechtigung von Inkassoforderungen überprüfen soll. Gefördert wird
es mit Mitteln aus dem Bundesministerium der Justiz und für
Verbraucherschutz. Hält das Tool, was es verspricht?
KAY UWE BERG: Ganz klar: Nein! Dieser angebliche "Inkasso-Check"
ist datenschutzrechtlich miserabel umgesetzt und wettbewerbsrechtlich
angreifbar. Vor allem aber liefert er Verbrauchern auf Knopfdruck
einen falschen Rechtsrat, indem er ihnen regelmäßig empfiehlt, auch
bei völlig berechtigten Forderungen Widerspruch einzulegen. Dadurch
werden Mahnbescheide und Zahlungsklagen provoziert, Gläubiger müssen
noch länger auf das ihnen zustehende Geld warten, Schuldner einen
noch höheren Verzugsschaden tragen. Hier werden Verbraucher mit dem
Geld und der Billigung des eigentlich für ihren Schutz zuständigen
Ministeriums skandalös in die Irre geführt. Natürlich sollen
Verbraucher Mahnschreiben prüfen, bevor sie zahlen. Leider gibt es
viele Betrüger, die unter dem Deckmantel "Inkasso" abzocken und aus
der Luft gegriffene Forderungen verschicken. Fake-Inkasso ist ein
Riesenproblem: Jedes zehnte BDIU-Mitglied musste schon mal die
unangenehme Erfahrung machen, dass sein Logo oder seine Mail-Adresse
für falsche Forderungen missbraucht wurden. Es mangelt nach wie vor
an einer bundesweit funktionierenden Aufsicht über
Inkassounternehmen. Wir fordern schon seit Jahren, dass die
Strukturen der Inkassoaufsicht gestrafft und die Behörden sowohl
personell als auch finanziell besser ausgestattet werden müssen. Wir
begrüßen, dass das Bundesministerium sich dieser Forderung nun
anschließt, das ist wirklich an der Zeit.
Die Verbraucherzentrale fordert, dass bei Forderungen bis 500 Euro
nur 15 Euro Inkassokosten geltend gemacht werden dürfen. Was sagen
Sie dazu?
BERG: Inkasso ist eine komplexe Rechtsdienstleistung: Bis eine
Forderung tatsächlich bezahlt ist, der Gläubiger also den fairen Lohn
für seine Leistung erhält, sind oft viele zeit-, personal- und
IT-aufwendige Schritte notwendig. In manchen Fällen dauert das Jahre.
Aus einer Studie der Universität St. Gallen geht hervor, dass ein
kleiner oder mittelständischer Gläubiger im Durchschnitt fast vier
Stunden braucht, um eine Forderung zu realisieren - das bedeutet in
jedem Fall mindestens 250 Euro Arbeitsaufwand. Diese Kosten erspart
ihm ein Inkassounternehmen. Um es ganz klar zu sagen: Bei nur 15 Euro
wäre Inkasso in den allermeisten Fällen unwirtschaftlich. Die
Alternative ist, die Forderung gleich über den Klageweg geltend zu
machen. Das allerdings ist vor allem für die betroffenen Schuldner,
die den Verzugsschaden ersetzen müssen, erheblich teurer. Und wäre
für die nach eigenem Bekunden ohnehin überlastete Ziviljustiz kaum in
einer Weise zu leisten, die dem Recht des Gläubigers auf Zahlung in
einem akzeptablen Zeitraum Geltung verleihen könnte. Und wir sollten
auch Ursache und Wirkung nicht durcheinander bringen: Am Beginn jedes
Inkassomandats steht ein Schuldner, der trotz Fälligkeit und Mahnung
nicht zahlt, und dadurch einen Schaden verursacht, den er ersetzen
muss. Wenn das nicht geschieht, bleiben eigentlich nur Verlierer
zurück. Alle leiden: Die Gläubiger, alle pünktlich zahlenden
Verbraucher, die Wirtschaft insgesamt, aber auch das Vertrauen in das
Funktionieren des Rechtsstaats wird beschädigt.
Wie viele Beschwerden über Inkassounternehmen gibt es?
BERG: Verschwindend wenige. Pro Jahr bearbeiten Inkassounternehmen
deutlich mehr als 20 Millionen neue Forderungen. Im gleichen Zeitraum
gehen in der Beschwerdestelle des BDIU (zu erreichen über
www.inkasso.de) lediglich zwischen 500 und 600 Monierungen durch
Verbraucher ein. Das entspricht 0,0025 Prozent bzw. umgekehrt
mindestens 99,9975 Prozent Inkassomandaten, die komplett
beanstandungsfrei laufen.
Mehr Informationen auf einer Pressekonferenz des BDIU am 22.11. in
Berlin: http://ots.de/Dgt3Wj
Pressekontakt:
BDIU e.V.
Pressesprecher: Marco Weber
marco.weber@inkasso.de
030 206073640
Original-Content von: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen BDIU, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
663720
weitere Artikel:
- Maßgebliche Erweiterung der hochmodernen Ressourcen für EMV und Wireless läutet weiteres Wachstum für UL in Großbritannien ein Ausbau bietet umfassende Servicelösungen in einem der größten
kommerziellen EMV- und Wireless-Testlabors in Großbritannien, und
ermöglicht schnelleren Marktzugang
Basingstoke, England (ots/PRNewswire) - UL (https://c212.net/c/lin
k/?t=0&l=de&o=2305059-1&h=1993748784&u=https%3A%2F%2Fc212.net%2Fc%2Fl
ink%2F%3Ft%3D0%26l%3Den%26o%3D2305059-1%26h%3D2807386216%26u%3Dhttps%
253A%252F%252Fwww.ul.com%252F%26a%3DUL&a=UL), ein global
aufgestelltes Unternehmen im Bereich Sicherheitsforschung, gab heute
bekannt, dass es mehr...
- Bundesarbeitsgericht: Tarifautonomie gestärkt / Sozialkassenverfahrensicherungsgesetz verfassungskonform / Allgemeinverbindlicherklärung des Bau-Sozialkassentarifvertrags von 2016 ist wirksam Wiesbaden (ots) - Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt sendet
mit zwei heutigen (20.11.2018) Entscheidungen ein wichtiges Signal:
Die rechtlichen Grundlagen der Sozialkassenverfahren und damit die
Sicherung fairer und gleicher Arbeits- und Wettbewerbsbedingungen in
der Bauwirtschaft stehen auf festem Boden. Damit kann auch die
Tarifautonomie in der Branche wieder in geordnete Bahnen einbiegen.
Das BAG stellt in zwei Entscheidungen zum einen die
Verfassungskonformität des Sozialkassenverfahrensicherungsgesetzes
(SokaSiG) (Az. mehr...
- Elektromobilität 2018: Batteriefahrzeuge werden mit 77% Wachstum zum Treiber der weltweiten Elektromobilität Düsseldorf (ots) - Aktuelle PwC-Analyse: Die Zahl der neu
zugelassenen Elektro- und Hybridautos ist in den ersten drei
Quartalen weiter kräftig gestiegen / Wachsender Segmentanteil
vollelektrischer Fahrzeuge - insbesondere in den USA /
Plug-In-Hybride legen in China stark zu / PwC-Experten erwarten
Aufholjagd in Deutschland ab 2019 - dank neuer Produkte und
staatlicher Unterstützung
Elektro- und Hybridfahrzeuge erfreuten sich in den ersten drei
Quartalen weiter wachsender Marktbedeutung: Die Zahl der
Neuzulassungen summierte mehr...
- VDA-Präsident Bernhard Mattes: "Wir wollen emissionsarme Antriebslösungen für jeden Einsatzort und jeden Einsatzzweck" (AUDIO) Berlin (ots) -
15. Qualitäts-Gipfel der Automobilindustrie mit über 200 Experten
aus Politik, Wissenschaft und Automobilindustrie in Berlin eröffnet
MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN VON BERNHARD MATTES
Anmoderation:
35 Prozent aller industriellen Ausgaben für Forschung und
Entwicklung in Deutschland stammen von der Automobilindustrie,
außerdem 48 Prozent der weltweiten Patente im vernetzten und
automatisierten Fahren. Mit diesen eindrucksvollen Zahlen unterstrich
VDA-Präsident Bernhard Mattes auf dem jährlich stattfindenden mehr...
- Chilenische Universität gewinnt Airbus GEDC Diversity Award 2018 Albuquerque, New Mexico (ots/PRNewswire) -
SaviaLab der Pontificia Universidad Católica de Chile für
innovativen Technologieeinsatz zur Förderung der Vielfalt in der
Ingenieurausbildung ausgezeichnet
Die Diversity-Initiative SaviaLab der Pontificia Universidad
Católica de Chile wurde für ihren innovativen Technologieeinsatz zur
Förderung der Vielfalt in der Ingenieurausbildung zum Gewinner des
Airbus GEDC Diversity Award 2018 gekürt.
(Photo: https://mma.prnewswire.com/media/784781/Airbus.jpg )
Die SaviaLab-Initiative mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|