(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum UN-Migrationspakt

Geschrieben am 10-12-2018

Bielefeld (ots) - Der Streit um den in Marrakesch angenommenen
UN-Migrationspakt ist ein eindrucksvolles Beispiel für verzagte
Politik und mangelhafte Kommunikation. Erst als Nationalisten
weltweit gegen den Pakt polemisierten und Ängste schürten, haben sich
Bundesregierung und Parlament zu einem offensiveren Umgang mit dem
Abkommen entschlossen. Da aber war der Ton für viele bereits gesetzt
- und der Tenor lautete: »Dieser Pakt öffnet der Massenmigration Tor
und Tür und beraubt uns unserer Souveränität.« Auch die ersten
Antworten fielen merkwürdig defensiv aus. Oft hieß es, dass der
UN-Migrationspakt »nicht verbindlich« sei. Das allerdings passte kaum
zu der im gleichen Atemzug geäußerten Einschätzung, mit diesem
Abkommen gelinge ein internationaler Durchbruch und deshalb sei es
wichtig, dass Deutschland mitmache. Fast folgerichtig konnten sich
bis heute nicht alle Vorbehalte ausräumen lassen - trotz inzwischen
zahlreicher öffentlicher Diskussionen und dem mit großer Mehrheit
gefassten Beschluss des Bundestages. Deswegen ist es gut, dass
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) selbst nach Marokko geflogen ist,
um noch einmal die Bedeutung des Abkommens zu betonen, das ohne
Zweifel im deutschen Interesse liegt. Vor allem, weil es illegaler
Migration den Kampf ansagt. Zudem verpflichtet uns die Einigung auf
Standards im Umgang mit Migranten zu nichts, zu dem sich Deutschland
nicht längst schon verpflichtet hätte. Das sieht bei vielen anderen
Ländern ganz anders aus. Auch die Sicherung unserer territorialen
Hoheit wird durch den Pakt keineswegs in Frage gestellt. Ohnehin geht
es in der Debatte weniger um die 23 Einzelziele des
UN-Migrationspakts als um eine grundsätzliche Frage. Die lautet:
Bemüht sich die Staatengemeinschaft weiter darum, die globalen Fragen
in internationalen Abkommen zu lösen oder lässt sie es bleiben?
Zusammenarbeit oder Egoismus, Multilateralismus oder Nationalismus -
das ist der wahre Kern dieses Streits. Noch ist eine Mehrheit der
Staaten überzeugt, dass sich die Welt nur gemeinsam besser machen
lässt - auch wenn die Schritte dabei oft klein und immer mühevoll
sind. Erst recht, da es auch über das Thema Migration hinaus eine
Vielzahl an Herausforderungen gibt, ob es der Klimaschutz, der
weltweite Kampf gegen den Hunger oder der Einsatz für mehr Bildung
und Gleichberechtigung ist. Deshalb ist allerdings auch klar: Die
Nationalisten werden keine Ruhe geben. Ihre nächste Kampagne dürfte
sich wohl gegen den UN-Flüchtlingspakt richten. Die Kanzlerin, ihre
Regierung und die sie tragenden Parteien wären also gut beraten, dann
selbst die Debatte zu befeuern, um nicht wieder wie Getriebene zu
wirken. Denn das wirkt nicht nur wenig souverän - es weckt
verständlicherweise auch Misstrauen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

666757

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bahnstreik Bielefeld (ots) - Arbeitszeitverkürzung, Lohnsteigerung, Schichtarbeit, Sonntagsarbeit und andere Erschwernisse: Es gibt gute nachvollziehbare Gründe für Streiks. Mitgliederwerbung für die Gewerkschaft gehört nicht dazu. Zum Leidwesen des Bahnkonzerns, aber vor allem der Bahnkunden konkurrieren auf der Bahnschiene gleich zwei Gewerkschaften. Wie wenig grün man sich ist, zeigt das Zitat, mit dem der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky den gestrigen Warnstreik des älteren und größeren Wettbewerbers kommentiert hat: »Ich glaube, die EVG will mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Anwerbeprämie für Pflegekräfte Bielefeld (ots) - Keine Kollegen, keine Zeit, keine Anerkennung - die psychische Last, Menschen im Dauerlauf zu pflegen, hat viele Fachkräfte aus dem Pflegeberuf aussteigen lassen. Der Personalmangel hat sich so weiter verschärft, was dazu geführt hat, dass zum Teil hohe Anwerbeprämien gezahlt werden. Das ist Kliniken und Trägern aber nur sehr bedingt vorzuwerfen, denn der Arbeitsmarkt ist mancherorts so leergefegt, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen. Mit dem sogenannten Pflegepersonalstärkungsgesetz, das 2019 in Kraft treten mehr...

  • RNZ: Redebedarf Heidelberg (ots) - Christian Altmeier zur Kommunikation über den UN-Migrationspakt Der UN-Migrationspakt, der die weltweiten Wanderungsbewegungen in geordnete Bahnen lenken, illegale Migration bekämpfen und Migranten vor Ausbeutung schützen soll, ist unter Dach und Fach. Mehr als 150 Staaten haben dem Abkommen in Marrakesch zugestimmt, darunter auch Deutschland. Ende gut, alles gut? Mitnichten. Der Pakt ist nach wie vor erklärungsbedürftig. Es ist zwar ein guter Anfang, dass die Regierung zuletzt ein wenig in die Kommunikations-Offensive mehr...

  • RNZ: Alternative - Kommentar zum Brexit Heidelberg (ots) - Angesichts der Lage ist die Verschiebung des endgültigen Brexit-Votums keine undemokratische Missachtung des Parlaments, sondern der verzweifelte Versuch, noch einmal Druck auf Brüssel aufzubauen: "Wenn ihr wollt, dass ich damit durchkomme, müsst ihr mir entgegenkommen", funkt May damit nach Brüssel. Doch signifikante Änderungen wird sie nach bald zwei Jahren Verhandlung nicht mehr erreichen. Ob die Austrittsphase, unmissverständlich auf zwei Jahre festgelegt, verlängert werden kann, ist rechtlich fraglich. Dagegen mehr...

  • Badische Zeitung: Brexit-Verhandlungen: Drohendes Tohuwabohu / Kommentar von Thomas Fricker Freiburg (ots) - Das Datum des Brexit rückt näher, eine Lösung für die Härten des Scheidungsvertrages ist nicht in Sicht. Dafür zeichnet sich immer klarer ab, was im Fall einer wilden Trennung ausbricht: politisches und wirtschaftliches Tohuwabohu. Wer glaubt, angesichts solcher Aussichten müsse eine Abkehr vom Brexit doch noch möglich sein, dürfte sich täuschen. Ein zweites Referendum könnte ausgehen wie das erste: gegen die EU. Seit dem Volksentscheid haben sich weder Brexiteers noch EU-Befürworter in Großbritannien mit Ruhm mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht