"Mir fehlen hintergründige Berichte in der Primetime" - Dokumentarfilmer Stephan Lamby über Politikjournalismus, Hysterie und journalistische Unabhängigkeit (FOTO)
Geschrieben am 30-12-2018 |
Frankfurt am Main (ots) -
Dokumentarfilmer Stephan Lamby plädiert für mehr
Hintergrundberichte im aktuellen Journalismus - auch zur Primetime im
Fernsehen. "Bürger können so das Prozesshafte von Politik
nachvollziehen. Das ist wichtig für eine Demokratie." Es tue sich
aber gerade etwas in den Sendern: Die ARD beispielsweise habe seinen
jüngsten Film "Der Machtkampf - wer folgt auf Merkel?" um 20.15 Uhr
gezeigt. "Ich freue mich, wenn die Sender mutiger werden. Und dafür
belohnt werden."
Lamby macht seit Jahren politische Dokumentationen, häufig mit
Langzeitbeobachtungen, und hat mit mehreren großen Filmen in den
vergangenen 12 Monaten Zuschauer und Kritiker begeistert. Dazu zählen
"Bimbes - die schwarzen Kassen des Helmut Kohl" und "Im Labyrinth der
Macht" über die langwierige Regierungsbildung. Eine rund 100-köpfige
Jury der Fachzeitschrift "medium magazin" hat ihn deshalb zum
"Journalist des Jahres 2018" gewählt.
"Bei guten Filmen entsteht die Aussage zunächst nur durch
filmische Mittel: Kamera, Licht, Montage, Musik, kein Text. Der
Zuschauer fühlt sich so weniger bevormundet", sagt er im Interview
mit "medium magazin" - Autorin Anne Haeming.
Seine Dokus basierten häufig auf mehrstündigen Interviews. Er
wolle mit Politikern an einem Gedanken arbeiten, sie aber auch
aufbrechen. "Zwar gehen sie mit einem Matchplan in Interviews, um
ihre Botschaften loszuwerden. Ich habe ja auch meinen Plan", sagt
Lamby. "Aber das kann man unmöglich stundenlang durchhalten. Erst
wenn wir den Matchplan verlassen, wird es interessant."
Politische Unabhängigkeit ist dem Chef von ECO Media und dbate.de
für seine Arbeit sehr wichtig. "Mit einer parteipolitischen Bindung
Journalismus zu machen, widerspricht mir zutiefst, bis heute. Ein
Journalist, der über Politik berichtet, sollte in keiner Partei sein,
ein Wirtschaftsjournalist sollte auch keine Aktien des Unternehmens
besitzen, über das er schreibt, und ein Sportjournalist sollte nicht
Mitglied des Fußballvereins sein, dessen Spiele er kommentiert."
Das ausführliche Interview von Anne Haeming ist veröffentlicht in
"medium magazin" 07/2018, Seiten 20 bis 23. Weitere Themen in dieser
Ausgabe sind u.a.: die "Journalisten und Journalistinnen des Jahres
2018", Presserechtler Gero Himmelsbach über wichtige Medienurteile
2018, Senta Krasser über neue Wege der Mitteldeutschen Zeitung, Anne
Haeming über modernen Verbraucherjournalismus, Inge Seibel über gute
Ideen im Regionaljournalismus, Florian Sturm über Fototrends 2018,
Jakob Vicari über Medieninhalte ohne Inhalte und Ecken sowie Hakan
Tanriverdi über Wege zum eigenen Datenschutz. Das Heft ist gedruckt
und als E-Paper
verfügbar: https://www.mediummagazin.de/medium-magazin-072018/
Pressekontakt:
Annette Milz, Chefredakteurin medium magazin,
redaktion@mediummagazin.de
Aktualisierung: 30.12.2018, 13:54 Uhr
Original-Content von: Medienfachverlag Oberauer GmbH, übermittelt durch news aktuell
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