Allg. Zeitung Mainz: Armutszeugnis / Ken Chowanetz zur Bahn
Geschrieben am 18-02-2019 |
Mainz (ots) - Eine Bahnfahrt quer durch Deutschland ist
offensichtlich eines der letzten großen Wagnisse der Menschheit. Was
drohen nicht alles für Gefahren: Stürme auf der Strecke sind ebenso
an der Tagesordnung wie ständiger Starkregen, dauernde
Blitzeinschläge und - neu im Entschuldigungsportfolio der Bahn für
Verspätungen - "Trockenheit". Fehlt nur noch, dass dem mobilen
Brezelverkäufer die Schuld an Verzögerungen gegeben wird. Nur das
Staatsunternehmen kann natürlich nichts dafür, dass jeder vierte
Fernzug sein Ziel nicht pünktlich, also nach Unternehmensdefinition
mit mindestens sechs Minuten Verspätung, erreicht. Eine neue
Momentaufnahme über den desolaten Zustand der Bahn liefern die Zahl
und die Höhe der Ausgleichszahlungen, die wegen Verrspätungen an
Reisende gezahlt wurden. 2,7 Millionen Bahnfahrer, 50 Prozent mehr
als im Vorjahr, machten ihre Ansprüche geltend, 53,6 Millionen Euro
kostete das die Bahn - nach 34,6 Millionen Euro im Vorjahr. Ein
Armutszeugnis. Beide Zahlen wären vermutlich erheblich höher, wenn es
die Bahn ihren Kunden nicht so schwer machen würde, an das
Verspätungsgeld zu kommen. Während man mit der Bahn-App Tickets
kaufen und sich im Zug auf seinem gewählten Sitzplatz selbst
einchecken kann, gibt es keine Möglichkeit, den Erstattungsantrag
online einzureichen. Das entsprechende Formular muss, willkommen im
Jahr 2019!, nach wie vor ausgedruckt und per Brief versandt oder am
Bahnhof abgegeben werden. Bei einer durchschnittlichen Entschädigung
von knapp 20 Euro winken viele Bahnkunden da entnervt ab.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de
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