Rheinische Post: Kommentar: Pädagogen-Hochreck
Geschrieben am 15-03-2019 |
Düsseldorf (ots) - Schule schwänzen fürs Klima? Das Gesetz stellt
die Schulpflicht eindeutig über das Demonstrationsrecht. Aber so
einfach ist es nicht. Bei den Friday-Demonstrationen ist das
kollektive Schwänzen Teil des Konzeptes. Diese Provokation gibt der
Kampagne überhaupt erst den Kick. Eine rein schulrechtliche Bewertung
greift schon deshalb zu kurz, weil demonstratives Schwänzen ziviler
Ungehorsam ist. Und dessen Wesen ist nun mal der Verstoß gegen
Regeln. Zivilen Ungehorsam abzulehnen, weil er gegen Regeln verstößt,
ist kein Standpunkt, sondern eine Tautologie. Die Friday-Bewegung
zwingt die Schulen zur Auseinandersetzung mit dem politischen
Instrument des zivilen Ungehorsams. Dafür müssen sie ihre Autorität
relativieren. Und es zwingt die Schüler, sich mit den Konsequenzen
ihres Verhaltens zu beschäftigen. Denn nur wenn Konsequenzen drohen,
ist ziviler Ungehorsam auch mutig. So könnte der beidseitige
Erkenntnisgewinn dazu führen, dass die Vernunft den Zielkonflikt
ausbalanciert. Welche Regel könnte besser sein als dieses
pädagogische Kunstwerk?
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Rheinische Post
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