EU-Verbot von Einweg-Plastikprodukten hält Remondis-Chef Wilms für kontraproduktiv
Geschrieben am 27-03-2019 |
Berlin (ots) - Auch bei Übernahme des Dualen Systems habe Remondis
"keine marktbeherrschende Stellung"
Berlin, 27. März 2019 - Die heute vom EU-Parlament beschlossene
Richtlinie über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter
Kunststoff-Produkte auf die Umwelt hält Herwart Wilms,
Geschäftsführer des größten deutschen Entsorgungsunternehmens
Remondis, für kontraproduktiv: "95 Prozent der Verschmutzung der
Weltmeere durch Plastikabfall stammt aus zehn Flüssen in Asien und
Afrika. Aus Deutschland kommt kein Gramm von diesen Kunststoffen in
die Weltmeere", sagte Wilms gegenüber der Online-Ausgabe des
Wirtschaftsmagazins 'Capital'. Gleichzeitig werde durch den
Strohhalm-Bann Kunststoff als hocheffizientes Verpackungsmaterial
diffamiert. Viele Alternativen wie Glas würden hingegen durch ein
deutlich höheres Gewicht zu höherem Transportaufkommen und damit zu
einer schlechteren Öko-Bilanz führen.
Der massive öffentliche Druck und die schärfere Regulierung hätten
ohnehin schon dazu geführt, dass sich immer mehr Hersteller, Händler
und Entsorger um einen besseren Umgang mit Kunststoff bemühen. Auch
Remondis will in diesem Jahr rund 300 Mio. Euro investieren. Dazu
gehört die geplante Übernahme des Dualen Systems Deutschlands (Grüner
Punkt), die rund 150 Mio. Euro kosten werde. "Zusätzlich geben wir
etwa die gleiche Summe für den Bau neuer Recycling-Anlagen aus, in
denen Kunststoff aus der Gelben Tonne aufbereitet wird", kündigt
Remondis-Geschäftsführer Wilms im 'Capital'-Interview an.
Zurzeit untersucht das Bundeskartellamt die Marktmechanismen, um
über die Übernahme des Dualen Systems Deutschland (DSD) durch
Remondis zu entscheiden. Das im westfälischen Lünen beheimatete
Abfallunternehmen ist mit einem Umsatz von 7,3 Mrd. Euro der mit
Abstand größte deutsche Entsorgungskonzern vor der Berliner
Alba-Gruppe. "In der breiten Öffentlichkeit herrscht die Meinung, wir
wären ein Monopolist", kommentiert Remondis-Manager Wilms die
laufende Untersuchung. "Das sind wir in keinem Bereich der
Wertschöpfungskette. Wir werden durch den Zukauf auch im Dualen
System mit einem Marktanteil von 30 Prozent keine marktbeherrschende
Stellung bekommen." Er sei zuversichtlich, dass die Behörde die
Übernahme bis zum 16. Mai genehmigen werde.
Bis Ende vergangenen Jahres mussten laut Verpackungsverordnung nur
36 Prozent des Inhalts aus der Gelben Tonne wiederverwertet werden.
"Ja, die gesetzlich vorgeschriebene Recycling-Quote war zu niedrig",
räumt Remondis-Manager Wilms ein. Es gab bislang für die Industrie
schlicht keinen Anreiz, mehr zu machen und innovativere Lösungen zu
finden. Seit Anfang 2019 müssen Kunststoffe zu 58,5 Prozent recycelt
werden, ab 2022 steigt die Quote auf 63 Prozent. "Das Ziel ist extrem
ehrgeizig, aber wir glauben, das wir das können", so Wilms. "Wir
brauchen diesen gesetzlichen Zwang, weil es ein Markt ist, der sich
sonst nicht rechnet." Eine neue Kontrollbehörde soll zudem darüber
wachen, dass sich künftig wirklich alle Hersteller und Händler an den
Kosten für die Entsorgung und das Recycling beteiligen. Für große
Handelsketten summieren sich die Lizenzgebühren für das Duale System
bereits jetzt auf hohe zweistellige Millionenbeträge, Tendenz
steigend.
Pressekontakt:
Jenny von Zepelin, Redaktion 'Capital',
Tel. 030/220 74-5114, E-Mail zepelin.jenny@capital.de
www.capital.de
Original-Content von: Capital, G+J Wirtschaftsmedien, übermittelt durch news aktuell
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