Allg. Zeitung Mainz: Halbherzig / Frank Schmidt-Wyk zur Bafög-Reform
Geschrieben am 05-04-2019 |
Mainz (ots) - Was die große Koalition im Bundestag als
"Trendwende" verkaufen will, ist ein Schritt in die richtige
Richtung, mehr nicht. Schon im Herbst, als die Reformpläne von
Bundesbildungsministerin Karliczek bekannt wurden, hatte das Berliner
Moses Mendelssohn Institut vorgerechnet: An 20 Hochschulstandorten
reicht auch der neue Bafög-Höchstsatz nicht aus, um die
Lebenshaltungskosten eines Studenten zu decken. Das liegt vor allem
an den davongaloppierenden Mietpreisen in den Metropolen. Auch im
Rhein-Main-Gebiet dürfte es schwierig werden, eine einigermaßen
passable Studentenwohnung für 325 Euro im Monat zu finden - auf diese
Summe soll der Wohnzuschlag innerhalb des Gesamtförderbetrages
steigen. Gerechter und mutiger wäre es gewesen, sich vom Modell einer
bundeseinheitlichen Pauschale zu verabschieden und den Zuschuss
stattdessen dem von Ort zu Ort stark schwankenden Mietpreisniveau
anzupassen. In der vorliegenden Form wird das Bafög-Gesetz nur wenig
daran ändern, dass viele Studenten jobben müssen und/oder auf
finanzielle Unterstützung der Familie angewiesen sind, um über die
Runden zu kommen - was sich unter dem Strich negativ auf die
Erfolgsquote auswirkt. Vielleicht geht es der Ministerin ja auch gar
nicht wirklich darum, bessere Bedingungen für Studenten zu schaffen.
Sie selbst nährte diesen Verdacht mit einem Statement im
ARD-Morgenmagazin, wonach man zum Studieren ja auch nach
Ostdeutschland gehen könne, wo es hervorragende Universitäten gebe
und die Wohnkosten niedriger seien. Was soll das werden? Eine Art
hochschulpolitischer Aufbau Ost? Das ist nicht nur eine weltfremde,
sondern eine zynische Sichtweise.
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Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200
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